Hawesko hebt Basisdividende nach sechs Jahren an
ste Hamburg
Nach der deutlichen Umsatz- und Ergebnissteigerung im Coronakrisenjahr 2020 erwartet die Weinhandelsgruppe Hawesko, bei Umsatz, operativem Ergebnis (Ebit), Kapitalrendite und freiem Cash-flow im laufenden Geschäftsjahr nicht hinter die Zahlen aus dem Vorkrisenjahr 2019 zurückzufallen. In der Bilanzpressekonferenz des in Hamburg ansässigen Unternehmens verwies Vorstandschef Thorsten Hermelink darauf, dass im ersten Quartal bereits die Hälfte des Jahresergebnisses erreicht worden sei, mit dem Hawesko 2021 mindestens rechnet.
Die Entwicklung während der Lockdown-Phasen des vergangenen Jahres, in denen Kunden im Durchschnitt mehr Wein für zu Hause gekauft hätten, habe sich in den ersten drei Monaten 2021 fortgesetzt. Umsatzeinbußen in der Gastronomie- und Hotelbelieferung seien innerhalb des B2B-Segments durch eine gesteigerte Belieferung des Lebensmitteleinzelhandels sowie mit den beiden anderen Segmenten Retail und E-Commerce mehr als kompensiert worden.
Treiber E-Commerce
So stieg der Umsatz im ersten Quartal verglichen mit dem durch die Pandemie noch kaum beeinträchtigten ersten Vorjahresabschnitt vorläufigen Berechnungen zufolge um rund 28% auf etwa 159 (i.V. 123,8) Mill. Euro, während sich das Ebit auf über 15 (3,9) Mill. Euro fast vervierfachte. Im gesamten Vorkrisenjahr 2019 hatte Hawesko bei einem Umsatz von 556 Mill. ein Ebit von 29,2 Mill. Euro verbucht. Im Jahr 2020 kletterten die Erlöse um 11,6% auf 620,3 Mill. Euro, wobei 86 (84,3)% davon in Deutschland erwirtschaftet wurden. Das Ebit legte vor allem getrieben durch ein sprunghaftes Wachstum im E-Commerce um 44,6% auf 42,2 Mill. Euro zu.
Hermelink zufolge geht der Konzern auch bei sich beschleunigenden Impffortschritten im kommenden Sommer von einer ähnlichen Situation wie im Vorjahr aus. Im vierten Quartal sei es dann „sicherlich spekulativ“, ob es zu einer wieder normalen Entwicklung kommen werde oder nicht. Man sehe aber „fast kein Szenario“, in dem das Ergebnis des Vorkrisenjahres unterschritten werde.
„Solider Dividendenwert“
Da man, so der Hawesko-Chef weiter, wie im vergangenen vermutlich auch im laufenden Geschäftsjahr beim Ergebnis „überproportional sein“ werde, sollen die Aktionäre, darunter die mit 72,6% beteiligte Investmentfirma Tocos von Aufsichtsratschef Detlev Meyer, für den vergangenen Turnus eine Sonderdividende von 0,40 Euro je Aktie erhalten – nach einem Bonus von 0,45 Euro je Aktie für das Jahr zuvor. Zudem wird für die am 15. Juni geplante Hauptversammlung eine auf 1,60 (i.V. 1,30) Euro je Aktie steigende Basisdividende vorgeschlagen. Hawesko könne sich mit Blick auf die langfristige Entwicklung die Aufstockung der Dividende „Stand heute“ leisten, sagte Hermelink. Das Niveau der Basisdividende werde dauerhaft höher sein als in den vergangenen Jahren. Hawesko wolle als „solider Dividendenwert“ im Markt wahrgenommen werden.
Der Konzern, den Hermelink als kerngesund und gut gerüstet für die kommenden Herausforderungen bezeichnete, verbuchte 2020 im B2B-Segment einen Umsatzrückgang um 6,8% auf 162 Mill. Euro, während das Ebit sich auf 3,1 (6,0) Mill. Euro fast halbierte. Die Erlöse über den E-Commerce-Kanal, der infolge der Pandemie nach Einschätzung des Hawesko-Vorstands wohl dauerhaft eine größere Bedeutung im Weinabsatz bekommen wird, legten um 29% auf gut 230 Mill. Euro zu, das Ebit verdoppelte sich annähernd auf 22,4 (11,6) Mill. Euro. Wichtigster Ergebnisträger blieb das Retailsegment, dessen Ebit bei flächenbereinigt um 12% auf 228 Mill. Euro erhöhten Umsätzen um knapp 35% auf 24,3 Mill. Euro anstieg. Die Ebit-Marge des Konzerns erreichte 2020 insgesamt 6,8 (5,2)%, blieb damit aber unter der strategischen Zielmarke von 7,0%.
Wein & Co soll aufholen
Im Retailsegment bremste der 2018 erworbene österreichische Weinhändler Wein & Co, auch wenn erstmals eine positive Ebit-Marge von 0,4 (–1,3)% erreicht wurde. Hawesko-Vorstandsmitglied Alexander Borwitzky erklärte, man habe einen Sanierungsfall mit sehr starker Marke und Wachstumspotenzial übernommen. Nach Öffnung der in Österreich während der ersten Lockdown-Phase geschlossenen Läden hätten sich Sortimentsverbesserungen und der Wechsel von der Rabatt- zu einer Kompetenzkommunikation sofort in Wachstum im stationären Bereich niedergeschlagen. Auch die Verlagerung vom Konzept der Voll- zur Weinbar-Gastronomie sowie der Treiber Online-Verkäufe soll das Wachstum weiter ankurbeln. Bei Hawesko sieht man Chancen, mit Wein & Co von 2022 an auch außerhalb Österreichs in der DACH-Region zu wachsen. Die Ebit-Marge der Tochter soll sich langfristig in Richtung des Konzernziels bewegen.
Hawesko | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Umsatz | 620 | 556 |
Betriebsergebnis (Ebit) | 42 | 29 |
Ebit-Marge (%) | 6,8 | 5,2 |
Retail (%) | 10,7 | 8,9 |
B2B (%) | 1,9 | 3,4 |
E-Commerce (%) | 9,7 | 6,5 |
Jahresüberschuss | 24 | 16 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | 2,65 | 1,76 |
Dividende je Aktie (Euro) | 2,00 1 | 1,75 2 |
Freier Cash-flow3 | 72 | 32 |
Nettoverschuldung | 102 | 135 |
Eigenkapitalquote (%) | 27,4 | 28,1 |
Rendite auf das eingesetzte Kapital (%) | 18,7 | 12,3 |
Marktwert (22.4.2021) | 422 | |
1) Vorschlag, inkl. Bonusdividende von 0,40 Euro je Aktie; 2) inkl. Bonusdividende von 0,45 Euro je Aktie; 3) vor AkquisitionenBörsen-Zeitung |