Hawesko nimmt erste Internetgeneration ins Visier
ste Hamburg – Gut ein Jahr nach der Übernahme durch die Beteiligungsfirma Tocos des Investors Detlev Meyer strebt Deutschlands größte Weinhandelsgruppe Hawesko an, Europas größter, innovativster und profitabelster Weinhändler im Premiumbereich zu werden. Für den Vorstand um den neuen Vorsitzenden Thorsten Hermelink hat die Verbesserung der Ebit-Marge dabei höchste Priorität. Diesem Ziel ordne man Umsatzwachstum künftig unter.Der Konzern strebe profitables Wachstum bei einer langfristigen Umsatzrentabilität von rund 7 % an, erklärte Hermelink, der seit Dezember Nachfolger des langjährigen Vorstandsvorsitzenden und ehemaligen Großaktionärs Alexander Margaritoff ist, in der Bilanzpressekonferenz. Diese bislang schon geltende Zielmarge, die zuletzt 2008 erreicht wurde, könne 2017 oder 2018 erreicht werden. Im laufenden Geschäftsjahr strebt Hawesko bei einem Konzernumsatz auf Vorjahresniveau (477 Mill. Euro) ein auf 28 Mill. bis 29 (i.V. 20,1) Mill. Euro steigendes Betriebsergebnis (Ebit) an – was einer Ebit-Marge von etwa 6 (4,2) % entspräche.Zur Steigerung der Profitabilität soll beitragen, dass die Konzernmarken künftig über die Bündelung rückwärtiger Funktionen wie Logistik, IT und Personalmanagement von diesen Aufgaben entlastet werden. Die Marken will der Konzern, der sich im stationären Handel (Jacques’ Weindepot), im Distanzhandel (Hawesko.de) und auch im Großhandel (Wein Wolf) als Marktführer bei Premiumweinen sieht, stärker profilieren. Die bisherige Segmenttrennung werden zugunsten einer Markenorientierung aufgegeben, sagte Hermelink. Mit Blick auf das Ziel, auch innovativster und profitabelster Premiumweinhändler zu werden, müsse das Unternehmen in vielen Dingen schneller werden, fügte der Vorstandschef hinzu. Onlineumsatz wächstDer Bremer will den Konzern auf das sich verändernde Kaufverhalten der Konsumenten im Zuge der Digitalisierung einstellen. Vor allem die erste Internetgeneration der heute 36- bis 51-Jährigen, die ins beste Premiumweinalter komme, will Hawesko jetzt adressieren. Der Konzern erwartet in den nächsten fünf Jahren im deutschen Facheinzelhandel eine Verdopplung des Onlineumsatzes im Premiumsegment auf rund 600 Mill. Euro.Neue digitale Marken wie “Wine in Black” nehme man ernst, so Hermelink. “Wir können von ihnen lernen, sie zeigen uns den Weg zu neuen Kunden.” Allerdings könne der Konzern mit seiner jahrzehntelangen Kompetenz den Weg besser beschreiten. Herausforderern wie Amazon werde man nicht über den Preis, sondern die Marke und das Preis-Leistungs-Verhältnis begegnen.Zukäufe zur Stärkung der digitalen Kompetenz kommen für Hermelink in Betracht, ebenso zur stärkeren Internationalisierung des heute vor allem auf den deutschsprachigen Raum ausgerichteten Konzerns. Im Visier hat Hawesko dabei den “Mid-Cap-Bereich”, Unternehmen mit Umsätzen von 20 Mill. bis 40 Mill. Euro. Dafür stünden in den nächsten Jahren 50 Mill. bis 100 Mill. Euro zur Verfügung, sagte Hermelink. Dividendenquote sinktMittelfristig strebt die Gruppe laut Hermelink ein durchschnittliches Umsatzwachstum von rund 5 % pro Jahr an. Bei der Kapitalrendite soll ein unverändertes Niveau von 16 % auf Dauer übertroffen werden. Die Dividende, die für 2015 auf dem Vorjahresniveau von 1,30 Euro je Aktie gehalten werden soll, werde bei steigenden Ergebnissen in den kommenden Jahren “eher stabil” bleiben, kündigte Hermelink die Umsetzung der Pläne von Großaktionär Meyer an. Wenn die auf 67 (75) % schrumpfende Ausschüttungsquote für 2015 weiter sinke und pro Jahr 20 Mill. bis 25 Mill. Euro freier Cash-flow erwirtschaftet würden, könne Hawesko aus eigener Kraft genug Substanz generieren, um ohne Unterstützung von Banken auch durch Übernahmen zu wachsen.