Hawesko profitiert von Online-Boom und Weihnachtsgeschäft
ste Hamburg
Die Weinhandelsgruppe Hawesko hat im Coronakrisenjahr 2020 vorläufigen Zahlen zufolge ihren Umsatz um knapp 12% auf 620 (i.V. 556) Mill. Euro gesteigert. Im Jahr zuvor hatte ein Erlöswachstum um 6% zu Buche gestanden, das wesentlich durch die ganzjährige Konsolidierung des 2018 erworbenen österreichischen Marktführers im Facheinzelhandel, Wein & Co., getrieben worden war und das um diesen Akquisitionseffekt bereinigt bei 1,3% gelegen hatte.
Beim operativen Ergebnis (Ebit) rechnet Europas führender Premiumweinhändler laut eigenen Angaben für das Geschäftsjahr 2020 mit einem Anstieg verglichen mit dem vorherigen Jahr um mehr als 40% auf ca. 42 (29,1) Mill. Euro. Damit würde die kurz vor Weihnachten auf einen Korridor von 39 bis 42 Mill. Euro erhöhte Prognose am oberen Ende erreicht. Die Ebit-Marge läge mit 6,7 (5,2)% nahe dem nachhaltigen strategischen Konzernziel von 7%. Das Ergebnis beruht auf einem infolge der Pandemie deutlich ausgeweiteten Online-Handel sowie einem starken Weihnachtsgeschäft. Allein für das vierte Quartal errechnen sich ein Umsatz von rund 205 Mill. Euro sowie ein Ebit über 20 Mill. Euro.
Wie Hawesko mitteilte, forcierten die Endkundensegmente E-Commerce und Retail mit Steigerungsraten von 29% bzw. 12% das Wachstum. Im Großhandelssegment B2B schrumpfte der Umsatz bereinigt um den Verkauf der Tochtergesellschaft Vogel Vins im Juni 2020 hingegen um 5%. Rückläufige Erlöse im Geschäft mit Gastronomie und Hotellerie seien durch eine höhere Nachfrage in anderen Absatzkanälen fast kompensiert worden, berichtete Hawesko.
Das in Hamburg ansässige Unternehmen ist neben dem deutschen Heimatmarkt in Österreich, der Schweiz, Tschechien und Schweden aktiv. In Deutschland, gemessen am Nachfragevolumen der weltweit viertgrößte Weinmarkt nach den USA, Frankreich und Italien, erwirtschaftet Hawesko rund 85% der Umsatzerlöse. Der durchschnittliche Weinkonsum in Deutschland nahm im vergangenen Weinwirtschaftsjahr (1. August 2019 bis 31. Juli 2020) nach Zahlen des Deutschen Weininstituts um 0,6 Liter pro Person zu.
Die DZBank, die die Hawesko-Aktie nach den vorläufigen Zahlen für 2020 von „Halten“ auf „Kaufen“ hochstufte und das Kursziel auf 50 (zuvor 48) Euro erhöhte, geht zwar davon aus, dass die Wachstumsdynamik in den Endkundensegmenten mit zunehmendem Impffortschritt etwas nachlassen dürfte. Eine zunehmende Immunisierung gegen das Covid-19-Virus könnte für Reduzierung des Weinkonsums zuhause und eine Wachstumsverlangsamung im Weinonlinehandel sorgen. Zugleich gebe es jedoch Potenzial für eine Erholung im Großhandelsgeschäft. Aufgrund der starken Geschäftsentwicklung 2020 und der weiterhin guten Perspektiven hält die Bank über eine im Vorjahresvergleich unveränderte Basisdividende von 1,30 Euro je Aktie hinaus eine Sonderausschüttung wie im Vorjahr (0,45 Euro) für möglich.
Das Analysehaus Warburg Research, das bei einem nun auf 51 (49) Euro angehobenen Kursziel das Hawesko-Papier ebenfalls zum Kauf empfiehlt, rechnet mit einer Dividende von insgesamt 1,75 Euro je Aktie. Nach der Implementierung einer neuen digitalen Handelsplattform für die Online-Shops, der Integration von Wein & Co. sowie Portfolioanpassungen und Restrukturierungsmaßnahmen im B2B-Segment erscheine Hawesko in einer guten Position für weitere Zukäufe. Ihren Geschäftsbericht 2020 will die Weinhandelsgruppe, deren Aktie in den vergangenen zwölf Monaten um rund 29% zulegte, am 22. April veröffentlichen.
Wertberichtigt Seite 8