Healthineers demonstriert Widerstandskraft

Siemens-Tochter erhöht im zweiten Quartal Umsatz und Gewinn - Anleger hieven den Aktienkurs auf Vorkrisenniveau

Healthineers demonstriert Widerstandskraft

Siemens Healthineers erweist sich als noch widerstandsfähiger gegen die Coronavirus-Krise, als der Kapitalmarkt erwartet hat. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz auf vergleichbarer Basis um 3 %, der operative Gewinn legte doppelt so stark zu. Vorstandschef Bernd Montag strich jedoch die Prognose und rechnet mit einem Umsatzrückgang im laufenden Quartal. Damit aber werde die Talsohle erreicht sein. Der Aktienkurs stieg und machte seinen Pandemie-Abschlag seit Ende Januar komplett wett. mic München – Siemens Healthineers erwirtschaftet inmitten der Coronavirus-Pandemie mehr Umsatz und einen überproportional steigenden Gewinn. “Insgesamt haben wir uns trotz teils deutlicher Effekte der Covid-19-Pandemie sehr gut geschlagen”, bilanzierte Finanzvorstand Jochen Schmitz die Ergebnisse des zweiten Quartals (31. März).Der Umsatz legte auf vergleichbarer Basis um 3,3 % zu, der Nettogewinn stieg auch dank niedrigerer Steuerquote um 9 % (siehe Tabelle). “Mit 17,9 % ist die bereinigte Ebit-Marge zurück auf einem sehr guten Niveau”, sagte Vorstandsvorsitzender Bernd Montag mit Blick auf das operative Geschäft: “Damit haben wir gehalten, was wir nach dem ersten Quartal versprochen hatten.” In den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres hatte die bereinigte Ebit-Marge nur 13,5 % betragen, im zweiten Quartal 2018/2019 waren es 17,8 % gewesen.Trotzdem strich Siemens Healthineers die Prognose für das Geschäftsjahr 2019/2020. Ursprünglich hatte der Konzern ein vergleichbares Umsatzwachstum zwischen 5 % und 6 % und einen Anstieg des bereinigten Ergebnisses pro Aktie von 6 % bis 12 % angepeilt. Im ersten Halbjahr sind die Ziele wegen des schwachen ersten Quartals des Geschäftsjahres bereits verfehlt worden. Das bereinigte Umsatzplus betrug 4 % auf 7,3 Mrd. Euro, das bereinigte Ergebnis pro Aktie legte um 4 % auf 0,81 Euro zu. Talsohle im dritten QuartalTrotz des Streichens der Prognose vermittelte das Management transparent den Einfluss der Pandemie auf das zweite Quartal und auf die Erwartungen. Der Umsatz wird demnach im dritten Quartal schrumpfen (siehe Grafik). “Wir passieren die Nulllinie”, sagte Schmitz. Damit sei aber die Talsohle erreicht. Montag wies darauf hin, dass die Krankenhäuser in der Krise Kaufentscheidungen für neue Geräte hinauszögerten. Außerdem seien Standardtests in der Labordiagnostik nicht mehr so gefragt, weil planbare Untersuchungen verschoben würden.”Die weiteren Auswirkungen im vierten Quartal und darüber hinaus hängen nun maßgeblich von der Intensität und der Dynamik der Covid-19-Pandemie ab”, sagte Schmitz. An den Mittelfristzielen hielt das Unternehmen aber fest, wenngleich sie nicht explizit wiederholt wurden. Im zweiten Quartal seien die Lieferketten von Healthineers intakt geblieben, betonte Montag: “Die Werke waren in allen Teilen der Welt ununterbrochen in Betrieb.”Die Anleger zeigten sich vom Ausblick und dem operativen Quartalsgewinn, der bereinigt mit 659 Mill. Euro weit über der durchschnittlichen Schätzung von zwölf Analysten in Höhe von 563 Mill. Euro landete, sehr angetan. Der Aktienkurs legte bis zum Schluss des Xetra-Handels um 6,6 % zu und notierte bei 42,40 Euro. Damit hat die Bewertung wieder das Niveau von Ende Januar erreicht, der Aktienkurs steht also so hoch wie vor der weltweiten Ausbreitung des Virus. Zwischenzeitlich war die Notierung bis auf 30,30 Euro gesunken.Montag zufolge haben Effekte aus der Covid-19-Pandemie das vergleichbare Umsatzwachstum im zweiten Quartal um rund vier Prozentpunkte gesenkt. In der Spartenbetrachtung hinterließ die Coronakrise auf vergleichbarer Basis in allen drei Segmenten ihre Spuren, indem sie das Wachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich reduzierte. Doch während das Segment Bildgebende Systeme mit 6 % trotzdem fast so stark wie im Startquartal zulegte und die Sparte Neuartige Therapien im gleichen Tempo wuchs, schrumpfte die Labordiagnostik um 2 %. Maßgeblich sei ein krisenbedingt niedrigeres Patientenaufkommen in China gewesen, heißt es im Quartalsbericht. Schmitz wies darauf hin, dass die weitere Geschäftsentwicklung in der Labordiagnostik am schlechtesten zu prognostizieren sei, da es praktisch keinen Auftragsbestand gebe. Book-to-Bill unter 1Regional gesehen steigerte der Konzern seinen Umsatz in Amerika noch stark, während die ansonsten extrem wachstumsstarke Region Asien wegen der Pandemie nur leicht zulegte. Das Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz, das zuvor sieben Quartale lang über 1 gelegen hatte und im ersten Quartal 2019/2020 noch 1,2 betrug, sank auf 0,94.Das operative Ergebnis (Ebit), das um 6 % zulegte, bezeichnete Schmitz als “sehr gut”. Es wurde getragen von der hohen bereinigten Marge der Sparte Bildgebende Systeme (22,9 %), während die Labordiagnostik mit 6,5 % niedrig abschnitt. Positive Bewertungseffekte in Zusammenhang mit anteilsbasierter Vergütung sorgten für Rückenwind.