Healthineers zeigt erneut Widerstandskraft
mic München – Die börsennotierte Medizintechnik-Tochter von Siemens bekommt die Folgen der Coronakrise nach eigener Einschätzung gut in den Griff. “Beim Blick auf das dritte Quartal stellen wir fest, dass sich Siemens Healthineers in der Pandemie als absolut widerstandsfähig erwiesen hat”, erklärte Finanzvorstand Jochen Schmitz am Sonntag bei der vorzeitigen Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal. Dies sei bemerkenswert, weil die Gesundheitssysteme durch die Pandemie und den Lockdown stark beeinflusst worden seien. Der Konzern legte eine neue Prognose vor, nachdem die bisherigen Zielsetzungen im Mai gestrichen worden waren (siehe Artikel auf dieser Seite).Trotzdem zeigt das Zahlenwerk deutliche Spuren der Pandemie. Im dritten Quartal sank der Umsatz auf vergleichbarer Basis um 6,9 %. “Im Diagnostikgeschäft hat sich im dritten Quartal wie erwartet die Pandemie am unmittelbarsten ausgewirkt”, sagte Schmitz. In der Sparte, die Betreiber von Diagnostiklaboren mit Maschinen und Reagenzien ausstattet, sei der Umsatz um 16 % auf 869 Mill. Euro gesunken. Der Grund: Krankenhäuser hätten sich vielerorts komplett auf Versorgung von Covid-19-Patienten konzentriert, sagte Schmitz. So sei das Testvolumen in Zentrallaboren in China im Februar um 70 % gesunken. Dieser Rückgang habe nicht ausgeglichen werden können durch die Einnahmen, die die Covid-19-Tests brachten.Relativ stabil schnitt dagegen das Umsatz-Schwergewicht Bildgebende Systeme ab. Die Sparte meldete ein Minus von nur 3,3 % auf 2,1 Mrd. Euro. Schmitz strich heraus, dass das Servicegeschäft die Einnahmeseite stabilisiert habe. Außerdem sei das Segment der Computertomografen, das für die Covid-19-Diagnose eine Rolle spielt, weiter gewachsen. Die dritte Sparte mit dem Namen Neuartige Therapien meldete ein Minus von 1,8 % auf 372 Mill. Euro.Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) sank um 15 % auf 461 Mill. Euro. Dies sei eine vergleichsweise moderate Einbuße in Relation zu dem Umsatzrückgang, sagte Schmitz. Das strikte Kostenmanagement habe dies bewirkt, unterstützt durch niedrigere Aufwendungen für erfolgsabhängige Einkommenskomponenten. Die Ebit-Marge sank um 1,2 Prozentpunkte auf 13,9 %. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres war die Marge mit 13,5 % letztmals niedriger gewesen. Pandemie sorgt für MinusDie Konzernzahlen überdecken unterschiedliche Entwicklungen der drei Sparten. Während die Sparte Neuartige Therapien die Marge mit 16,6 % fast halten konnte und die Sparte Bildgebende Systeme dank gutem Kostenmanagement sogar einen kräftigen Anstieg von 19,1 % auf 21,2 % meldete, rutschte die Sparte Diagnostik in die Verlustzone. Die Marge sackte um fast elf Prozentpunkte auf -3,6 % ab. Der Grund: Die Labore orderten aufgrund der Pandemie wesentlich weniger Reagenzien.Vorstandsvorsitzender Bernd Montag sagte darüber hinaus, infolge der Pandemie hätten die Kunden anderes zu tun, als die neue Healthineers-Labordiagnostik-Plattform Atellica aufbauen zu lassen. Man sehe also eine Verlangsamung der Installationen. Dies lasse aber das Geschäftsmodell nicht wackeln.Den überproportionalen Rückgang des Gewinns um 23 % auf 271 Mill. Euro erklärte Schmitz mit einer vorübergehend höheren Steuerquote von 33 %. Im Gespräch mit Analysten strich er heraus, dass der Free Cash-flow (vor Steuern) in den ersten neun Monaten um 35 % auf 1,1 Mrd. Euro gestiegen sei. Damit seien 75 % des operativen Gewinns (Ebit) in die Kasse geflossen, während es im Vorjahr 50 % gewesen seien. Die Nettoverschuldung inklusive Pensionsverbindlichkeiten habe Ende Juni 6,1 Mrd. Euro betragen. Dies entspreche dem 2,1-Fachen des Ebitda in den vergangenen zwölf Monaten.Die Pandemie hat den Auftragseingang wie im zweiten Quartal auf 94 % des Umsatzes gedrückt. “Beim Blick auf unsere drei Berichtsregionen zeigt sich ein sehr unterschiedliches Bild”, sagte Schmitz. Länder wie China und Deutschland, die frühzeitig gute Fortschritte bei der Bekämpfung der Pandemie gemacht hätten, seien im dritten Quartal langsam auf den Wachstumspfad zurückgekehrt.