Hedgefonds haben es in der Hand
Von Joachim Herr, MünchenBis vor wenigen Tagen sah es für AMS ganz gut aus. Der zweite Anlauf, Osram zu übernehmen, schien Erfolg zu bringen: Die Übernahmeschwelle liegt niedriger, die anfangs konkurrierenden Finanzinvestoren um Bain Capital hatten aufgegeben, und der Vorstand von Osram unterstützt inzwischen ohne Vorbehalte den Plan des Möchtegern-Mehrheitsaktionärs. Betriebsrat und IG Metall halten zwar das Störfeuer gegen AMS am Lodern, doch ihr Einfluss ist begrenzt.Nun aber sind Hedgefonds die größte Aktionärsgruppe von Osram geworden. Zusammen halten sie 35 bis 45 % der Anteile, wie in der Branche zu hören ist. Genau lässt es sich nicht sagen, da bisher nur Sand Grove Capital Management Anfang November einen Besitz von 5,75 % gemeldet hat. Die anderen blieben unter der Meldeschwelle von 3 %. Zudem sind im Aktienregister häufig nur Banken angegeben, so dass der Anteilseigner unbekannt bleibt.Selbst wenn Hedgefonds addiert nur am unteren Ende der geschätzten Spanne wären, könnte AMS ohne diese das Ziel der Mindestquote von 55 % nicht erreichen. Denn etwa 8 bis 10 % der Osram-Aktien sind in Indexfonds gebunden und können erst nach Ende der Annahmefrist am 5. Dezember angedient werden. Zudem werden zahlreiche treue Kleinaktionäre ihre Anteile behalten. Bis Donnerstagabend wurden AMS 4,41 % der Aktien angedient.Aber auch die Rechnung der Hedgefonds ginge nicht auf, wenn AMS zum zweiten Mal scheitern sollte. Schließlich dürfte ihr Kalkül sein, dem österreichischen Unternehmen nach einer erfolgreichen Übernahmeofferte einen höheren Preis als 41 Euro je Aktie abzupressen. Dass diese Fonds stattdessen eine Short-Strategie verfolgen, also auf fallende Kurse nach einem abermals geplatzten Versuch von AMS setzen, ist nicht anzunehmen.AMS hat es nun auch schwerer, weil das Sensor- und Chipunternehmen nicht mehr auf die Allianz zählen kann. Der Finanzkonzern hatte als größter Aktionär seine knapp 10 % beim ersten Übernahmeanlauf angedient. Mittlerweile reduzierten jedoch sowohl die Allianz SE als auch ihre Fondsgesellschaft AGI ihre Anteile unter die Meldeschwelle von 3 %. Die Aktien wurden in Tranchen im Markt verkauft, wie zu hören ist. Einen Deal mit Hedgefonds habe es nicht gegeben. Neu aufgetaucht als größerer Osram-Aktionär ist in diesen Tagen die Citigroup, die einen Anteil von 5,08 % meldete.Wegen der höheren Gefahr eines abermaligen Scheiterns mache sich Nervosität unter den handelnden Personen breit, stellt Harald Schnitzer, Analyst der DZ Bank, fest. So oder so strapazieren die Hedgefonds die Nerven. Inzwischen stellt sich die Frage: Was geschieht mit Osram, wenn diese renditehungrigen Anleger nach einem geplatzten Versuch größte Aktionärsgruppe bleiben?——Plötzlich ist das Ziel von AMS, Osram zu übernehmen, wieder stark gefährdet.——