wü Paris – Frankreichs Wirtschaftsminister Michel Sapin hat die Polemik, die die sozialistische Regierung mit ihrem Rettungsplan für das älteste französische Werk Alstoms ausgelöst hat, als “unangebracht” zurückgewiesen. Denn der Plan stößt selbst in Frankreich auf teils heftige Kritik.Er sieht nämlich vor, dass die Regierung erstmals selber im eigenen Namen 15 TGV-Hochgeschwindigkeitszüge im Wert von 450 Mill. Euro kauft, um den drohenden Verlust von 400 Arbeitsplätzen in dem 1879 gegründeten Lokomotivenwerk im ostfranzösischen Belfort zu verhindern. Sie sollen auf der Intercity-Strecke Bordeaux-Marseille eingesetzt werden, wo sie statt der Spitzengeschwindigkeit von 300 Stundenkilometern nur mit 200 Stundenkilometern fahren können.Zusätzlich dazu wird der staatliche Bahnbetreiber SNCF für 190 bis 200 Mill. Euro sechs TGV-Züge für die Strecke Paris-Turin-Mailand sowie 20 Lokomotiven für 80 Mill. Euro bestellen, die zum Abschleppen von liegengebliebenen Zügen eingesetzt werden sollen. Im Gegenzug verpflichtete sich Alstom, 40 Mill. Euro in das Werk in Belfort zu investieren (vgl. BZ vom 5. Oktober). 30 Mill. Euro davon sollen in die Entwicklung einer neuen Lokomotive fließen, 5 Mill. Euro in den Ausbau von Belfort zum europäischen Wartungszentrum der Gruppe und 5 Mill. Euro in eine Machbarkeitsstudie eines Elektrobusses.Dass die Regierung nun selber TGV-Züge bestelle, sei so, als ob die Bundesregierung mehrere Tausend Autos bei Porsche bestelle, sollte es dem Autobauer schlecht gehen, kritisiert “Les Echos”. Der Staat umgehe mit seiner Bestellung die sonst üblichen Ausschreibungen, bemängelt die katholische Tageszeitung “La Croix”: “Ist das legal?” Selbst die kommunistische Zeitung “L’Humanité” beanstandet, dass der Rettungsplan ein kurzfristiges Flickwerk sei, der sieben Monate vor den Präsidentschaftswahlen den Anschein retten wolle, jedoch keine wirkliche industrielle Strategie darstelle.Die Alstom-Aktie gab am Mittwoch um 0,8 % auf 23,25 Euro nach.