Heidelberg Cement bläst Backen auf
HeidelbergCement prescht mit ehrgeizigen Prognosen voran, während die Konkurrenten Holcim und Lafarge vor ihrer wackelnden Fusion vor allem mit sich selbst beschäftigt sind. Nachdem in den vergangenen Jahren Sparen und Schuldenabbau im Fokus standen, könnten die Kurpfälzer den Hebel bald auf Wachstum umlegen.ds Heidelberg – Vorstandschef Bernd Scheifele sieht Heidelberg Cement in Topform und blickt sehr optimistisch nach vorn. Im Jahr 2015 erwartet er ein jeweils “deutliches” Plus bei Umsatz und operativem Ergebnis, das heißt je mehr als 10 %. Im vergangenen Turnus war beim Umsatz vergleichbar gerechnet ein Plus von 8 % auf 12,6 Mrd. Euro und beim operativen Gewinn ein Zuwachs von 13 % auf 1,6 Mrd. Euro gelungen. Die Dividende steigt überproportional um 25 % auf 0,75 Euro je Aktie. Es war das operativ beste Jahr seit der Finanzkrise. Von den 2008 erreichten Werten mit Erlösen von 14,2 Mrd. Euro und einem Betriebsergebnis von 2,1 Mrd. Euro ist der Dax-Wert aber noch ein großes Stück entfernt.Der Aufschwung in den USA setze sich fort, so Scheifele. Auch in Großbritannien verspricht er sich viel. “In UK wird das Ergebnis dieses Jahr mindestens um 50 % steigen”, sagte er bei der Bilanzvorlage in Heidelberg. “In London gibt es so viele Hochhausbauten wie lange nicht.” Von dem Boom vor allem in Canary Wharf werde man als Marktführer profitieren, zudem helfe der Ölpreisverfall, denn Öl- und Kraftstoffausgaben betrügen bei dem Zementhersteller über 250 Mill. Euro pro Jahr. Schluss mit Schuldenabbau?Auf Wachstum umschalten könnte Heidelberg Cement bald auch auf dem M & A-Markt. Das Geld aus dem Ende 2014 abgeschlossenen Verkauf der Ziegelsteinsparte Hanson Building Products – exakt 1,245 Mrd. Euro – sei am Freitag in New York auf dem Konto eingegangen, berichtete Scheifele stolz. Damit werde die per 31. Dezember auf 6,9 Mrd. Euro gesenkte Nettoverschuldung nur noch knapp 5,7 Mrd. Euro betragen, rechnete er vor und merkte an, dass man nun wohl nicht mehr von einem “hoch verschuldeten Konzern” sprechen sollte.Aus Sicht des Kapitalmarktes habe er beim Schuldenabbau nun “in allen Punkten geliefert”, und nun komme bei den Aktionären die Frage auf, welche Prioritäten das Management künftig setze: Wachstum, Dividendenzahlungen, weiterer Schuldenabbau oder Aktienrückkauf, der in Amerika beliebt ist. Dazu sei jedoch noch nichts entschieden, sagte Scheifele. Nach einer Vorstandsklausur Anfang Mai werde er beim Kapitalmarkttag im Juni neue strategische Ziele verkünden. SchlammschlachtDie öffentliche Schlammschlacht bei den Fusionskandidaten Holcim und Lafarge kommentierte Scheifele nur am Rande (siehe nebenstehenden Bericht). Nachdem der vor knapp einem Jahr eingefädelte Deal unbestritten schien, zogen die Schweizer am vergangenen Sonntag den Stecker. Holcim, bei der Ex-Linde-Chef Wolfgang Reitzle den Verwaltungsrat führt, forderte beim Umtauschverhältnis Nachbesserungen. Zudem wurden aus dem Umfeld der Schweizer Zweifel gesät, dass Lafarge-Chef Bruno Lafont der richtige Mann für die Spitze sei. Gestern meldete sich der zweitgrößte Lafarge-Aktionär Nassef Sawiris zu Wort. Er ließ laut Reuters durchblicken, dass Lafont die CEO-Funktion abgeben werde. Wie Reuters weiter berichtet, hat Lafont selbst bei einem internen Treffen mit 60 Managern laut Insidern gesagt, er werde “nicht zulassen, dass billige Tricks die Schaffung einer einmaligen Gruppe in unserer Branche gefährden”.Während Lafarge-Aktien gestern 0,6 % auf 62,30 Euro abgaben und Holcim-Papiere 1,1 % auf 75,80 sfr zulegten, stiegen Heidelberg Cement um 0,9 % auf 72,67 Euro.