Heidelberg Cement hält Cash im Haus
Heidelberg Cement bekommt die Coronakrise zu spüren. Das zweite Quartal werde deutlich schwieriger als das erste, befürchtet der Vorstand. Das Ergebnis des laufenden Jahres werde eine “ordentliche Delle” bekommen. Im Startquartal legte der operative Ertrag vor Abschreibungen leicht zu.hek Frankfurt – Die Corona-Pandemie macht dem Bauzulieferer Heidelberg Cement zu schaffen. Vorstandschef Dominik von Achten rechnet mit deutlich negativen Auswirkungen auf Umsatz und Gewinn. “Das Ergebnis 2020 wird eine ordentliche Delle bekommen”, sagt er in einer Telefonkonferenz, vermeidet aber eine genauere Prognose. Einzelne Länder hätten die Schutzmaßnahmen gelockert, andere gingen weiter restriktiv vor. “Daher ist ein Jahresausblick immer noch schwierig.” Den ursprünglichen Ausblick für 2020 hatten die Heidelberger Mitte März zurückgenommen.Ende Februar sei ein “umfassender Aktionsplan” gestartet worden, der das Ziel hat, im laufenden Jahr die Ausgaben um 1 Mrd. Euro zu kürzen. Damit will Heidelberg Cement die Finanzierung stärken. Der Konzern macht keine Angaben, welche Auswirkungen das Programm auf das Ergebnis hat. Zu dem Plan gehören verringerte Personalaufwendungen, freiwillige Gehaltskürzungen im Management, Beschränkungen der Investitionen, die Minimierung nicht wesentlicher Ausgaben, die Nutzung von Verlustrückträgen und verringerte Steuervorauszahlungen. In der Konzernzentrale wurde Kurzarbeit eingeführt.Hinzu kommt eine drastische Dividendenkürzung. Statt der zunächst geplanten 2,20 Euro schlägt der Konzern vor, nur 0,60 Euro je Aktie auszuschütten. Dadurch würden weitere 317 Mill. Euro im Unternehmen verbleiben. Den gekappten Dividendenvorschlag sollen die Anteilseigner auf der virtuellen Hauptversammlung am 4. Juni beschließen. Nach der Coronakrise will das Unternehmen zu einer mittelfristig konstanten oder steigenden Dividende in Höhe von etwa 40 % des Jahresüberschusses der Gruppe zurückkehren.Finanzvorstand Lorenz Näger erinnert an die Finanzkrise vor zehn Jahren, die gezeigt habe, dass es vor allem auf Cash ankomme. Heidelberg Cement war damals in eine bedrohliche Lage geschlittert. Jetzt steht der Konzern viel stabiler da – die Ratingagenturen S&P und Moody’s haben ihre Investment-Grade-Einstufungen bestätigt. Die aktuelle Liquidität gibt der Konzern mit 5,7 Mrd. Euro an. Im April wurde eine Anleihe von 750 Mill. Euro zurückgezahlt, was durch eine neue Anleihe von 650 Mill. Euro, die mit 2,5 % verzinst wird, und eine Erweiterung der Kreditlinie um 425 Mill. Euro auf 3,3 Mrd. Euro mehr als ausgeglichen wurde. Darüber hinaus hat der Konzern Zugang zu dem neuen Commercial-Paper-Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank (PEPP).Im Januar und Februar sei das Geschäft “extrem gut” gelaufen, sagt von Achten. Ab Mitte März schlugen Baustopps und Produktionsstillstände infolge der Pandemie durch. Dennoch legte das Betriebsergebnis vor Abschreibungen im ersten Quartal auf vergleichbarer Basis um 2 % auf 405 Mill. Euro zu. Dabei profitierte Heidelberg Cement von den Preiserhöhungen zu Beginn des Jahres. In Nordamerika und in Europa legte das Ergebnis deutlich zu, während Asien-Pazifik mit Gewinneinbußen enttäuschte. Der Umsatz gab, bereinigt um Währungsverschiebungen sowie An- und Verkäufe, um 8 % auf 3,93 Mrd. Euro nach. Dazu trug neben der Coronakrise vor allem die Einstellung des Energiehandelsgeschäfts bei. Obwohl die Quartalsresultate über den Schätzungen der Analysten liegen, gab der Dax-Titel am Donnerstag Terrain preis. “Das Schlimme kommt erst noch”, befürchtet das Bankhaus Lampe.Das zweite Quartal werde “deutlich schwieriger” als das erste, warnt auch von Achten. Starke Absatzrückgänge gebe es etwa in Frankreich, Spanien, Großbritannien und Italien. Teilweise führten die strikten Sperrmaßnahmen zu Volumeneinbrüchen von 70 % bis 90 %, so Näger. Dies werde den Anfang des zweiten Jahresviertels besonders hart treffen. In Deutschland hingegen litt der Absatz kaum unter der Pandemie. Noch sei unsicher, wie schnell sich die Bauwirtschaft auf das Vorkrisenniveau erhole, doch mittelfristig seien die Perspektiven positiv, heißt es. Denn die zu erwartenden Konjunkturprogramme schöben Bauprojekte für öffentliche Infrastruktur an.