Heidelberg Cement hat deutlich mehr Schotter

Cash-flow sprudelt - Geschäft in Nordamerika läuft rund - Großauftrag Hinkley Point - Angebot für Italcementi wird in Kürze gestartet

Heidelberg Cement hat deutlich mehr Schotter

Mit einer soliden operativen Basis, sprudelndem Cash-flow und erhöhter Ertragskraft geht Heidelberg Cement die Konsolidierung von Italcementi an. 45 % hat der Dax-Konzern in der Tasche, die Bezugsfrist für das öffentliche Angebot beginnt Ende August. Die Aktie setzte sich am Freitag mit bis zu plus 4,3 % zeitweise an die Dax-Spitze.wb Frankfurt – Aus einem leicht gesunkenen Umsatz hat Heidelberg Cement im zweiten Quartal ein höheres operatives Ergebnis gezogen. Bernd Scheifele, der Chef des Baustoffkonzerns, rechnet fürs Gesamtjahr mit einem “moderaten bis deutlichen Anstieg” des operativen Ergebnisses vor Währungs- und Konsolidierungseffekten und im Absatz mit einem Plus in allen Sparten.Darin ist Italcementi, die sich Heidelberg inklusive Schuldenübernahme 6,7 Mrd. Euro kosten lässt, noch nicht einbezogen. Der kleinere bisherige Wettbewerber wird seit 1. Juli voll konsolidiert. Heidelberg hat 45 % erworben, und die italienische Börsenaufsicht hat gerade den Angebotsprospekt für die öffentliche Offerte gebilligt. Die Bezugsfrist läuft in Mailand vom 29. August bis 30. September. Geboten werden 10,60 Euro je Italcementi-Aktie. Gegenüber dem dreimonatigen Durchschnittskurs vor Bekanntgabe des Deals bedeutet dies 71 % Prämie. Das Belgiengeschäft wird für 312 Mill. Euro verkauft, und an ITC in den USA gibt es laut Scheifele “großes Interesse”. Er rechnet mit Angeboten in der ersten Augusthälfte. Insgesamt sollen mindestens 1 Mrd. Euro aus Veräußerungen kommen.Die Nettoschulden wurden im Jahresvergleich um 450 Mill. auf 5,9 Mrd. Euro gesenkt. Dazu habe maßgeblich ein deutlich höherer freier Cash-flow der vorigen zwölf Monate, der um 331 Mill. auf 1,17 Mrd. Euro stieg, beigetragen. Der Verschuldungsgrad ist leicht auf 38,1 % gesunken, der Leverage sank von 2,6 auf 2,2 und liege damit im Zielkorridor. Die Liquiditätsreserve wuchs wegen der Italcementi-Vorfinanzierung von 4,1 auf 5,4 Mrd Euro.Operativ profitierte der Dax-Konzern im zweiten Quartal von der florierenden Nachfrage in Nordamerika und Nordeuropa. Mit dem Ergebnis, das insbesondere in den USA “extrem” sei, wie Scheifele sagte, hat Heidelberg Cement die Erwartungen übertrumpft. Dies zog die Aktie zum Wochenschluss zeitweise an die Dax-Spitze. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen stieg von April bis Juni auf vergleichbarer Basis um 9 % auf 791 Mill. Euro. Dazu trugen neben dem leicht höheren Absatz von Zement, Beton, Sand und Kies Preiserhöhungen, geringere Energiekosten sowie Kosteneffizienz bei.Das Brexit-Votum habe die Baustoffnachfrage in Großbritannien bisher nicht gebremst. Mit einem Umsatzanteil von 10 % ist das Land der nach den USA größte Markt für den Konzern. Dieses Jahr sei nicht mit negativen Effekten zu rechnen, sagt Scheifele, der nach eigenem Bekunden die Auftragsliste durchgegangen ist. Großprojekte wie der Bau eines neuen Werkes des Autokonzerns Tata für die Tochter Jaguar Landrover, im Straßenbau oder die Errichtung des Atommeilers Hinkley Point durch EDF würden fortgesetzt. Hier liefert Heidelberg Cement etwa 50 000 Tonnen im Monat. Lediglich der Bau eines Hochhauses im Finanzviertel Canary Wharf sei gestoppt.Der Überschuss von Heidelberg Cement stieg im Quartal um 17 % auf 318 Mill. Euro und übertraf damit ebenfalls die Marktprognose. “Das zweite Quartal 2016 war operativ das beste seit der Finanzkrise und hat damit den positiven Trend fortgesetzt”, sagte Scheifele. Heidelberg Cement werde weiterhin von der guten und stabilen wirtschaftlichen Entwicklung in den Industriestaaten – insbesondere in den USA, Deutschland, Nordeuropa und Australien – profitieren. Gegenwind komme aus Afrika und Asien.