Heidelberg Cement kommt in Fahrt

Quartalsumsatz legt bereinigt um 9 Prozent zu - Euro-Stärke und Energiekosten bremsen Ergebnis

Heidelberg Cement kommt in Fahrt

Der Baustoffhersteller Heidelberg Cement hat im zweiten Quartal von der florierenden Bautätigkeit profitiert. Der starke Euro und gestiegene Energiekosten haben aber den Ertrag belastet. Für die zweite Jahreshälfte erwartet das Management eine weitere Verbesserung der Geschäftsentwicklung.hek Frankfurt – Der Baustoffkonzern Heidelberg Cement ist im zweiten Quartal kräftig gewachsen. Der um Währungs- und Konsolidierungseinflüsse bereinigte Umsatz legte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 9 % zu. Die Zunahme geht auf den gestiegenen Absatz und Preisanhebungen zurück. Beim Ertrag haben die Heidelberger aber mit Währungsverschiebungen und der Energieverteuerung zu kämpfen. Daher gab das Geschäftsergebnis vor Abschreibungen um 3 % auf 936 Mill. Euro nach. Vorstandschef Bernd Scheifele sprach bei der Vorlage der Quartalszahlen von einer guten Marktdynamik und einer soliden Ergebnisentwicklung, die eine positive Trendwende nach dem wetterbedingt schwierigen Jahresbeginn markiere.Die Euro-Stärke hat laut Scheifele 54 Mill. Euro Ergebnis gekostet, während höhere Energiekosten bei Zement und Zuschlagstoffen mit 25 Mill. bis 30 Mill. Euro belasteten. Bereinigt um Währungs- und Konsolidierungseffekte sei das Betriebsergebnis vor Abschreibungen im Berichtsquartal um 3 % gestiegen. Unter dem Strich steht ein um 11 % auf 398 Mill. Euro erhöhter Überschuss nach Anteilen Dritter. Ausschlaggebend waren geringere Restrukturierungskosten, der um 19 Mill. Euro auf 79 Mill. Euro gesunkene Nettofinanzaufwand und der leicht reduzierte Steueraufwand.Am Aktienmarkt hinterließen die Quartalszahlen keinen großen Eindruck. Der Dax-Titel legte am Dienstag knapp 1 % zu. Nach Einschätzung der Commerzbank lag der bereinigte operative Gewinn im Rahmen der Erwartungen, während der Umsatz die Konsensschätzung leicht übertraf. Die US-Bank J.P. Morgan stufte die Kennzahlen als glanzlos ein.Den Ausblick für das Gesamtjahr bestätigt das Management. Demnach sollen das bereinigte Geschäftsergebnis moderat, also um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentsatz, und der Jahresüberschuss mit zweistelliger Rate zulegen. Der Konzern rechnet mit steigenden Absatzzahlen für die Kernprodukte Zement, Zuschlagstoffe und Transportbeton, einem weiteren Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise und einer lediglich moderaten Ausweitung des Personalaufwands. Gebremst wird das Geschäft durch den Fachkräftemangel in den Industrieländern. In den USA bekomme man die Aufträge nicht vom Hof, da Lkw-Fahrer fehlten, berichtet Scheifele. Die aktuelle Hitzewelle habe bislang keine Einbußen zur Folge. Auch ist angesichts der jüngsten Entspannungssignale kein Handelskrieg zu befürchten, glaubt der Konzernchef.Interesse zeigen die Heidelberger an Teilen des Indonesien-Geschäfts von LafargeHolcim. Der Konkurrent sei mit dem Verkauf seines gesamten Indonesien-Engagements im Markt, bestätigte Scheifele in einer Telefonkonferenz. Aus kartellrechtlichen Gründen kämen für Heidelberg Cement jedoch nur Teile des Pakets in Frage. Randgeschäfte auf PrüfstandAus dem Verkauf von Portfolioteilen nahm das Unternehmen im ersten Halbjahr 294 Mill. Euro ein. Bis Ende 2020 sind Veräußerungen für 1 bis 1,5 Mrd. Euro geplant. Zum Verkauf stehen das Betonröhrengeschäft in Westkanada und das Weißzementgeschäft sowie eine Zementsackfabrik in Ägypten. Für Scheifele stellt sich darüber hinaus die Frage, ob Heidelberg Cement überhaupt in Ägypten vertreten sein muss. Ähnliche Erwägungen werden übrigens für Länder wie die Ukraine, Kasachstan oder Sri Lanka angestellt. Des Weiteren prüft der Konzern, ob das Betonfertigteilegeschäft in Nordeuropa als Kerngeschäft gilt. Das sei noch nicht entschieden, so Scheifele.In Indonesien, wo die Ergebnisse in den vergangenen Jahren aufgrund des Preisverfalls eingebrochen waren, ist laut Konzernangaben eine Trendwende erkennbar. Auch in Großbritannien, wo der anstehende Brexit das Geschäft belastet, sei das Schlimmste überstanden.Fortschritte macht der Konzern nach eigener Einschätzung in der Finanzierung. So legte der freie Cash-flow der letzten zwölf Monate von knapp 900 Mill. Euro auf fast 1,3 Mrd. Euro zu, und die Nettoverschuldung nahm binnen Jahresfrist um 170 Mill. Euro auf knapp 10 Mrd. Euro ab. Die Ziele bis 2020 sehen einen Schuldenabbau auf weniger als 7 Mrd. Euro und/oder eine Rückführung unter das Zweifache des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen vor. Vor diesem Hintergrund planen die Heidelberger derzeit keine Aktienrückkäufe.