Heidelberg Cement will Randaktivitäten verkaufen

Konzernchef Scheifele setzt auf Interesse von Private Equity - Große Akquisitionen derzeit kein Thema

Heidelberg Cement will Randaktivitäten verkaufen

hip Frankfurt – Heidelberg Cement-Chef Bernd Scheifele hat das Thema Verkauf von Randaktivitäten wieder auf die Tagesordnung gesetzt. “Einerseits sehen wir, dass Märkte wie die USA und Großbritannien, wo wir Unternehmensteile zu verkaufen haben, die nicht zum Kerngeschäft gehören, klar zurückkommen”, sagt er im Interview der Börsen-Zeitung. “Und gleichzeitig sehen wir ein gestiegenes Interesse bei Private Equity.” Der hoch verschuldete Branchenprimus Lafarge verkaufte im Juni sein nordamerikanisches Gipsgeschäft an den Finanzinvestor Lone Star. “Private Equity sucht ja immer die Geschichte vom nicht enden wollenden Gewinnwachstum”, sagt Scheifele. “Die können wir zumindest auf absehbare Zeit in England und den USA anbieten. Aus diesen beiden Gründen wird das Thema wieder an Aktualität gewinnen.”Selber in großem Stil zukaufen will Scheifele nicht. Dafür gebe es in der derzeitigen Wirtschaftslage zu große Unsicherheiten. Zudem hat Heidelberg Cement im ersten Halbjahr ja schon 25 % an Cement Australia vom Schweizer Rivalen Holcim erworben. Aber die Dax-Gesellschaft engagierte sich nicht nur auf dem Fünften Kontinent, sondern erhöhte zudem ihre Beteiligung an Midland Quarry Products von 50 % auf 100 %. In Russland wurde die Beteiligung an der CJSC Construction Materials ebenfalls auf 100 % (von 51 %) aufgestockt. Dem Vernehmen nach hat das Unternehmen stets weniger bezahlt als das siebenfache Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation.Bei Heidelberg Cement sieht Scheifele immer noch Möglichkeiten, in Zeiten rückläufiger Volumen die Effizienz weiter zu steigern. “Der Markt unterschätzt, was an Einsparpotenzial immer noch im Unternehmen steckt, in den Prozessen, etwa im Bereich Logistik”, sagt der Vorstandschef des Baustoffherstellers. “Wir gehen davon aus, dass wir im Logistikbereich 10 % oder mehr sparen können. Das sind 200 bis 250 Mill. Euro.” Kostenrechnen sei nicht nur stupide, wie viele denken. Es habe auch sehr viel mit Kreativität in der Reorganisation von Prozessen zu tun.In Deutschland erwartet Heidelberg Cement ein starkes drittes Quartal. Hier wird der private Wohnungsbau nach wie vor von der Angst vor Geldentwertung angetrieben. Auch für das US-Geschäft äußert sich Scheifele zuversichtlich, den allenthalben kursierenden Ängsten vor steigenden Hypothekenzinsen zum Trotz: “Wir glauben nicht, dass der Baumarkt in den USA deswegen sofort wieder abstürzt oder einfriert. Das werden die Amerikaner schon aus Eigeninteresse nicht zulassen.” In den südeuropäischen Ländern geht es dagegen steil bergab. “Da kann man nicht mehr von Marktrückgängen sprechen, das ist eher ein Zusammenbruch”, sagt Scheifele mit Bezug auf Spanien, wo der Zementverbrauch auf gut ein Zehntel des Vorkrisenwerts geschrumpft ist. In den Eurokrisenländern ist das Unternehmen nicht vertreten.Aber in den Emerging Markets herrscht auch nicht mehr eitel Sonnenschein. “Die Wachstumspotenziale von einigen Schwellenländern sind am Kapitalmarkt, aber auch von Analysten und Zeitungsleuten spürbar überschätzt worden”, sagt Scheifele. Heidelberg Cement investiert derzeit verstärkt in die Staaten Afrikas südlich der Sahara.—– Interview Seite 9