Maschinenbau

Heidelberger Druck streicht am Firmensitz rund 450 Stellen

Das neue Heidelberg-Management macht Ernst mit seinen Einsparplänen beim Personal: Am Firmensitz in Walldorf/Wiesloch sollen rund 450 Stellen abgebaut werden. Unter anderem dadurch hofft der Druckmaschinenhersteller, die Personalkosten in den kommenden drei Jahren um über 100 Mill. Euro zu senken.

Heidelberger Druck streicht am Firmensitz rund 450 Stellen

Heidelberger Druck streicht am Firmensitz rund 450 Stellen

Reuters München

Der Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck streicht an seinem Firmensitz in Walldorf/Wiesloch etwa 450 von rund 4.000 Arbeitsplätzen. Darauf einigte sich der Vorstand mit der Gewerkschaft IG Metall, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Dadurch und durch die Verrechnung der künftigen Tariferhöhungen könnten in den nächsten drei Jahren rund 100 Mill. Euro an Personalkosten eingespart werden, im laufenden Geschäftsjahr 2024/25 fallen aber erst einmal 30 Mill. Euro an Kosten an. „Durch die Vereinbarung senken wir die Kosten am größten Standort in Deutschland und schaffen den Raum für wichtige Investitionen“, sagte Vorstandschef Jürgen Otto. „Wir müssen wettbewerbsfähiger werden.“

Der klassische Zeitungsdruck ist längst auf dem absteigenden Ast, dominierend sind inzwischen der Verpackungsdruck und der – zusammen mit Canon betriebene – Digitaldruck. Otto setzt auf Wachstum in China und anderen asiatischen Märkten. Bis 2028/29 könnten daraus 300 Mill. Euro mehr Umsatz entstehen.

Es gehe aber auch darum, im Stammwerk südlich von Heidelberg ein zweites Standbein für Heidelberger Druck zu schaffen. „Wir sind überzeugt davon, dass wir am Standort Wiesloch-Walldorf weitere industrielle und hochkomplexe Produkte, auch für andere Industrien, fertigen können“, sagte Otto. Um welche es sich dabei handeln könne, sagte er nicht.

Das Unternehmen setzt bei dem Stellenabbau auf den normalen Renteneintritt und Frühverrentungen, aber auch für Abfindungen sei Geld da. Für die übrigen 3.500 Mitarbeiter gibt Heidelberg eine Arbeitsplatzgarantie bis Ende 2028 und verspricht Investitionen in den Standort.

Die Vereinbarung könne als Vorbild für weitere Standorte in Deutschland dienen, darunter Brandenburg, Amstetten und Ludwigsburg. Dort sei aber „relativ wenig“ Stellenabbau nötig, sagte Otto.

Prognose bleibt unverändert

An der Prognose für das laufende Geschäftsjahr ändert sich nichts: Der Umsatz soll mit knapp 2,4 Mrd. Euro auf dem Vorjahresniveau liegen. Die bereinigte operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) erwartet Heidelberger Druck ebenfalls in gleicher Höhe wie im Vorjahr bei 7,2%.

Nach einer tiefgreifenden Krise hatte sich Heidelberger Druck vor ein paar Jahren neu aufgestellt und dabei verlustbringende Produkte eingestampft, Arbeitsplätze abgebaut und sich auf den Verpackungsdruck sowie die Digitalisierung konzentriert – also auf mehr Softwareautomatisierung für die Kunden unter anderem im Druckgewerbe.

Schon seit 2018 vertreibt das Unternehmen auch selbst entwickelte Wallboxen – das sind etwa an der Garagenwand angebrachte, kleine Systeme zum schnellen Laden von E-Autos. Der Vertrieb läuft über Amazon und teils in Partnerschaften mit Energieversorgern. Mit der Übernahme der Ladesäulentechnologie des Energieunternehmens EnBW Ende 2021 kamen auch Produkte für den öffentlichen Raum hinzu.