Print Media Academy

Heidelberger Druck versilbert Preziosen

Mehr Symbolik geht nicht. Heidelberger Druck verkauft die Print Media Academy. Es ist das prestigeträchtigstes Gebäude des Konzerns in Heidelberg, also jener Stadt, die der Druckmaschinen-Weltmarktführer im Namen führt. Gerade erst hatte das...

Heidelberger Druck versilbert Preziosen

Von Daniel Schauber, Frankfurt

Mehr Symbolik geht nicht. Heidelberger Druck verkauft die Print Media Academy. Es ist das prestigeträchtigstes Gebäude des Konzerns in Heidelberg, also jener Stadt, die der Druckmaschinen-Weltmarktführer im Namen führt. Gerade erst hatte das Unternehmen, dessen Eigenkapitalquote nur noch gut 5% beträgt, einen herben Rückschlag erlitten, weil der Verkauf der Tochter Gallus für 120 Mill. Euro an die Schweizer Benpac scheiterte (vgl. BZ vom 2. Februar). Das Geld der Eidgenossen hätten die Kurpfälzer, die von Corona schwer durchgerüttelt werden und seit Jahren in der Sanierung stecken, dringend gebraucht.

Das Herz blutet

Nun müssen die letzten Preziosen offenbar so schnell wie möglich versilbert werden. Zwar war der Verkauf der Print Media Academy, kurz PMA, schon länger geplant. Doch dass er ausgerechnet jetzt kommt, lässt tief blicken. Das architektonisch anspruchsvolle Gebäude ist keine klassische Büroimmobilie, sondern eine Event- und Congress-Location – und für solche Bauten sind in Zeiten einer globalen Pandemie kaum Höchstpreise zu erzielen.  Selbstredend will Heidelberger Druck den jetzt erfolgten Verkauf nicht als Notoperation, sondern als Aktion „im Rahmen der geplanten Standort- und Strukturoptimierungen“ verstanden wissen. Käufer ist eine luxemburgische Investmentgesellschaft, die Geld im „niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich“ hinblättert. Dass dabei den Heidelbergern das Herz blutet, kann auch der CEO nicht übertünchen. „Uns ist bewusst, dass der Verkauf Signalwirkung hat“, räumt Vorstandschef Rainer Hundsdörfer unumwunden ein. „Wir bleiben aber sowohl der Stadt als auch der Region künftig eng verbunden“, versucht der CEO, dem als Aufsichtsratschef der Unternehmensberater Martin Sonnenschein (A.T. Kearney) im Nacken sitzt, zu beschwichtigen.

Die Print Media Academy ist ein im wahrsten Sinne des Wortes herausragendes Gebäude im Herzen der romantischen Stadt am Neckar. Der 50 Meter hohe Glaskubus, der direkt am Hauptbahnhof liegt, steckt voller Metaphern und Symbole, die auf Druckprozesse und die Geschichte der Druckkunst anspielen. Im Inneren stehen zwei silberne Türme, in denen Besprechungsräume untergebracht sind und die Druckzylinder symbolisieren. Im Untergeschoss liegt ein rotes, kuppelförmiges Auditorium in einem Wasserbecken – ein Hinweis auf die Bedeutung der zwei wichtigsten Elemente beim Drucken: Farbe und Wasser. ​

Idee von Hartmut Mehdorn

Das Gebäude wurde in der glanzvollen Zeit des Konzerns fertiggestellt, im März 2000. Es war eine Idee des damaligen CEO Hartmut Mehdorn, der Heidelberg fast in den Dax geführt hätte. Einige Heidelberger nennen den Bau heute noch „Mehdom“. Heidelberger Druck hatte das Gebäude mit der 13 Meter hohen Pferdeskulptur auf dem Vorplatz erst 2017 selbst gekauft – zuvor war man Mieter – und wollte es eigentlich als Symbol für das Unternehmen erhalten. Doch schon im vergangenen Jahr wurden die Mitarbeiter aus der PMA abgezogen. Auch die alte Hauptverwaltung ist längst verkauft und die Administration ins Montagewerk nach Wiesloch umgezogen.

Verkauf hin oder her, Heidelberger Druck will Firmensitz und Repräsentanz in gemieteten Räumen in der PMA behalten. Das muss wohl sein, denn ansonsten würden der Firmenname und die Marke „Heidelberg“, unter der das Unternehmen global auftritt, endgültig zur Farce.