Brauereikonzern

Heineken schreibt fast 900 Mill. Euro auf China-Beteiligung ab

Die Aktie des Bierkonzerns Heineken ist eingebrochen. Zeitweilig betrug der Kursverlust rund 10%, nachdem die konkretisierte Prognose des Betriebsgewinnwachstums im laufenden Jahr enttäuscht hatte. Zudem wurde eine Abschreibung von fast 900 Mill. Euro auf eine Beteiligung in China vorgenommen.

Heineken schreibt fast 900 Mill. Euro auf China-Beteiligung ab

Heineken schreibt
900 Mill. Euro in China ab

Nachfrageschwäche – Kurs bricht um fast 10 Prozent ein

md Frankfurt

Das Betriebsergebnis der niederländischen Heineken, hinter der belgischen Anheuser-Busch Inbev der zweitgrößte Brauereikonzern der Welt, ist im ersten Halbjahr hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr wurde konkretisiert, tendenziell sogar leicht erhöht. Zudem berichtete das Unternehmen von einer Abschreibung über 874 Mill. Euro auf die Beteiligung an China Resources Beer, die zu einem Nettoverlust von 95 Mill. (i.V. plus 1,16 Mrd.) Euro nach den ersten sechs Monaten des Jahres führte. Heineken begründet die Wertminderung u.a. mit Sorgen um die Biernachfrage in China, die den Aktienkurs der chinesischen Brauerei belastet habe. Bereinigt um Einmal- und Sondereffekte stieg der Überschuss im Jahresvergleich allerdings um 4,4% auf 1,2 Mrd. Euro.

3,1 Mrd. Dollar für 40 Prozent

2018 hatte Heineken für 3,1 Mrd. Dollar 40% der Anteile an China Resources Beer erworben. Damit wollte sich Heineken ursprünglich eine starke lokale Vertriebspartnerschaft im weltweit größten Biermarkt sichern und gleichzeitig dem chinesischen Unternehmen den Eintritt in das Premiumsegment ermöglichen. Die aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen im Reich der Mitte und die daraus resultierenden Abschreibungen spiegeln jedoch die Volatilität und die Herausforderungen wider, mit denen globale Unternehmen in China konfrontiert sind.

Die verkauften Biervolumina – neben der Hauptmarke Heineken (+9,2%) etwa Amstel, Desperados, Tiger und Sol – stiegen im ersten Halbjahr um 2,1%; im Markt war ein Plus von 3,4% erwartet worden. Der Brauereikonzern präzisierte die Prognose für das organische Betriebsergebniswachstum im laufenden Jahr von zuvor einer niedrigen bis hohen einstelligen Wachstumsrate auf nunmehr 4% bis 8%. Das war allerdings weniger als die 8,2%, die Analysten im Schnitt erwartet hatten.

Irreführende Signale

Die negativ aufgenommene Mitteilung traf viele Investoren und Analysten unvorbereitet, denn Heineken hatte nach dem ersten Quartal positive Signale gesendet. Der Aktienkurs des Bierkonzerns sackte an der Börse von Amsterdam zeitweise um 9,5% auf 82,10 ab. Das war der niedrigste Stand seit November 2020. Die Niederländer zahlen eine unveränderte Zwischendividende von 0,69 Euro je Aktie.

"In der zweiten Jahreshälfte werden wir unsere Investitionen in den Markt und in den Vertrieb deutlich erhöhen, insbesondere in Schlüsselmärkten“, kündigte Chairman und CEO Dolf van den Brink an.

Indirekt immer noch in Familienbesitz

An der Börse sind eine Heineken Holding N.V. und eine Heineken N.V. notiert. Der reine Bierkonzern ist die Heineken N.V. An diesem hält die Heineken Holding N.V. 50%. Der Rest der Brauerei befindet sich in Streubesitz. Am Großaktionär, der Heineken Holding N.V., hält die L'Arche Green N.V. 53,17%. Die Investmentfirma gehört zu 88,86% der Familie Heineken (Nachkommen von Alfred Heineken) und zu 11,14% der Familie Hoyer (Nachkommen von Hubertus Hoyer, der sich 1873 mit 30.000 Gulden an der Brauerei beteiligt hatte). Die übrigen 46,83% an der Heineken Holding N.V. sind breit gestreut.

China Resources Beer (Holdings) Company Limited (CRB) ist eine in Hongkong gelistete Tochtergesellschaft der China Resources (Holdings) Company Limited (CRH). Der Konzern konzentriert sich auf Herstellung und Vertrieb von Bier. China Resources Snow Breweries Limited (CRSB) ist eine 100-prozentige Tochter von CRB. Der Konzern ist seit 1993 im Biergeschäft in China tätig und nach Gesamtabsatzvolumen seit 2006 die Nummer 1 auf dem chinesischen Markt. Die Flaggschiffmarke „Snow“ ist gemessen am Volumen die größte Bier-Einzelmarke der Welt.

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