Heißer Herbst in Chinas Smartphone-Markt
Von Norbert Hellmann, ShanghaiDas chinesische Smartphone-Geschäft wird für die globalen Marktführer Apple und Samsung zu einem immer schwierigeren Territorium. Im Reich der Mitte hat sich das Absatztempo für Smartphones seit der Dekadenmitte deutlich verringert. Dabei beanspruchen heimische Hersteller einen immer größeren Anteil an dem langsamer wachsenden Kuchen. Ob die kürzlich vorgestellten neuen iPhone-Modelle aus dem Hause Apple das Smartphone-Geschäft des US-Riesen im chinesischen Markt wieder signifikant beleben helfen können, ist die Preisfrage, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Heftige PreisdiskussionKann das neue Flaggschiffmodell iPhone X die Herzen der chinesischen Kundschaft im obersten Preissegment erobern? Mit dem Listenpreis in den USA liegt man bei 999 Dollar bereits an einer kritischen Schwelle für westliche Verbraucher. In China allerdings wird das neue Spitzengerät mit dem bei Apple üblichen kräftigen Preisaufschlag umgerechnet knapp 1 300 Dollar kosten. Damit wird das iPhone X den chinesischen Kunden etwa doppelt so teuer kommen wie die Tophandys der führenden heimischen Hersteller Huawei, Oppo, Vivo und Xiaomi.Freilich gibt es wenig Zweifel, dass das iPhone X im wichtigsten Auslandsmarkt für Apple mit Blick auf eine rasch wachsende und technikaffine obere Mittelschicht seine Abnehmer finden wird. Für eine Stärkung der mittlerweile stark angegriffenen Marktposition von Apple im Reich der Mitte (siehe Grafik) müssen allerdings die ebenfalls neu vorgestellten iPhone 8 und 8 Plus herhalten. Apple hat schweren StandApple hat den großen Erfolg der Modellreihe iPhone 6 und 6 Plus in China mit dem Nachfolger iPhone 7 nicht replizieren können. Bei den weiter treu auf Produkte aus dem Hause Apple fixierten Kunden hat man lieber das Jahr ausgesessen, um auf die nächste Generation zu warten. Viele potenzielle Käufer sind allerdings auch bei Huawei gelandet oder auf die von der Optik und ihren Funktionen der iPhone-6-Serie sehr ähnlichen Geräten von Oppo und Vivo umgestiegen. Diese sind vom Markenimage her in China weit vorangekommen und lassen sich auch bei den Young Urban Professionals in Chinas Metropolen im Freundes- und Kollegenkreis herzeigen.Chinesische Marktexperten sehen mit Blick auf die Handykundenpsyche im Reich der Mitte ein potenzielles Problem bei der neuen Sortimentsgestaltung von Apple: Statusorientierten Smartphone-Käufern war es bisher ein Anliegen, das jeweils hochwertigste Apple-Gerät vorzeigen zu können. In Zukunft muss man dafür mit dem iPhone X aber sehr tief in die Tasche greifen. Das neue iPhone 8 wiederum wird in China beim Preis mit umgerechnet rund 1 000 Dollar etwa so teuer wie das iPhone X in den USA sein, aber eben nicht das Topgerät aus dem Hause Apple abgeben.Gegenwärtig sieht es nicht danach aus, dass Apple ein erhoffter neuerlicher Wachstumsschub in China vergönnt sein wird, betonen Analysten. Beim chinesischen Branchen-Researchhaus Canalys rechnet man damit, dass Apples Smartphone-Verkäufe in der zweiten Jahreshälfte 2017 etwa 1,5 % zulegen werden.Auch insgesamt hat der chinesische Markt an Umdrehungen verloren und ist zuletzt auf ein mittleres einstelliges Wachstum eingeschwenkt. Anders als zur Dekadenmitte werden die Hersteller nun nicht mehr von einem gigantischen Sog an Neukunden profitieren können, sondern kräftiges Wachstum nur noch dadurch erzielen können, dass sie anderen Playern Marktanteile abnehmen.Der entsprechende Marktdruck dürfte dafür sorgen, dass sich diesmal ein besonders heißer Herbst in der chinesischen Smartphone-Szene abzeichnet, wobei neben Apple insbesondere auch Huawei und die nach einem starken Dämpfer wieder revitalisierte Xiaomi mit ihrem neuesten Flaggschiffmodell Mix 2 für einigen Wirbel sorgen dürften. Die besten Chancen für eine Ausweitung der Marktposition werden beim Telekomausrüstungsriesen Huawei verortet, deren Erfolg vor allem auf dem Ruf eines hohen Qualitätsanspruchs und guten Preis-Leistungs-Verhältnisses basiert. Huawei setzt nachIm Oktober wird Huawei mit Mate 10 die neueste Auflage ihrer Topmodellreihe ins Rennen schicken, bei der es vor allem auf einen neuen Chipsatz ankommen wird, mit dem Huawei auf künstliche Intelligenz basierende Features lanciert, die vor allem mit Blick auf Datensicherheitsaspekte eine Rolle spielen könnten. Sektoranalysten betonen jedenfalls, dass die neuen Huawei-Geräte hier gegenüber Apple stark aufgeholt haben dürften.Bis Apple mit seinen neuen Modellen im November und Dezember im chinesischen Markt aufschlägt, werden die stärksten Konkurrenten im weltgrößten Ländermarkt für Smartphones, Huawei, Oppo, Vivo und Xiaomi, mit ihren neuesten Geräten beim Kunden bereits präsent sein. Dann werden Chinas Handykäufer heimische Geräte vorfinden, die wesentliche Features der neuen Apple-Generation, von der Gesichtserkennung über den ganzflächigen Bildschirm bis zum drahtlosen Aufladen, bereits draufhaben, aber in einem wesentlich moderateren Preisband zwischen 500 und 800 Dollar liegen.