Heizkostenerfassungskonzern Techem wird doch noch an TPG verkauft
Techem wird doch noch an TPG verkauft
Vertragsunterzeichnung Mitte September geplant – Börsenpläne der Partners Group für Heizungsablesekonzern vom Tisch
Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt
Zuletzt galt der Heizkostenerfassungskonzern Techem aus Eschborn bei Frankfurt als potenzieller Kandidat für ein IPO im September. Zuvor hatten sich die Verhandlungen des Haupteigentümers Partners Group aus der Schweiz mit den Interessenten in einem Verkaufsprozess über Monate so lange hingezogen, dass kaum noch jemand an einen erfolgreichen Abschluss glaubte. Doch jetzt geht der Milliardendeal, bei dem Techem mit einem Betrag zwischen 6 Mrd. und 8 Mrd. Euro inklusive 2,7 Mrd. Euro Schulden bewertet wird, doch noch über die Bühne. Das obere Ende wäre mehr als das 16-Fache des operativen Gewinns (Ebitda) von Techem, der zuletzt bei 472 Mill. Euro lag.
Käufer ist der weltweit größte Impact-Fonds TPG Rise Climate („The Rise Fund“) von TPG (ehemals Texas Pacific Group), der überwiegend auf Cleantech setzt und mit den Analysen von Techem über den Heizenergieverbauch zur Energieefizienz beitragen will. Die Vertragsunterzeichnung (Signing) ist für Mitte September anberaumt. Das wird von Personen aus Finanzkreisen bestätigt, die mit der Sache vertraut sind. Federführend mit dem Transaktionsprozess beauftragt sind Goldman Sachs, J.P. Morgan und UBS. Einen Kommentar zu dem bevorstehenden Verkauf lehnten Goldman Sachs, Partners Group, Techem und TPG ab. Aus Eigentümerkreisen hieß es nur, dass die Prozesse im vollen Gange seien.
EU-Regeln als Hürde
Als einer der Hauptgründe für die monatelange Verzögerung des Deals, die nun schon für erneuerte IPO-Spekulationen sorgte, werden neben anfänglichen Differenzen darüber, was der angemessene Preis sei, auch die neuen und seit Oktober geltende EU-Regeln zu „Foreign Subsidies Regulation“ (FSR) genannt. Diese haben den Deal nach Angaben aus Kreisen damit befasster Anwälte um mehrere Monate verzögert, weil jedes Asset und jede Firma von TPG auf unlauteren Wettbewerb durch (z.B. chinesische) Subventionen geprüft werden musste, um den Anforderungen in Brüssel gerecht zu werden.
Daneben mussten zudem die erforderlichen Genehmigungen im Rahmen der üblichen Fusionskontrolle und des Außenwirtschaftsgesetzes eingeholt werden, was aber offenbar kein größeres Problem darstellte. Zu den größeren Geldgebern des 2022 gestarteten TPG Rise Climate Fonds, dessen Gesamtvolumen bei 7,2 Mrd. Dollar liegt, gehört unter anderem das Königreich Saudi Arabien mit 1,5 Mrd. Dollar.
Durch Refinanzierung fit für den Verkauf
Techem, die hoch verschuldet ist, hatte sich im April mit einer Milliarden-Refinanzierung fit für den geplanten Verkauf gemacht. „Mit der Refinanzierung haben wir unsere Kapitalstruktur verjüngt, das heißt die Laufzeiten um vier Jahre bis 2029 verlängert“, sagte Finanzvorstand Carsten Sürig der Börsen-Zeitung. Insgesamt hat Techem 2,7 Mrd. Euro Schulden. Nach der Refinanzierung von gut 2,3 Mrd. Euro ist der Zinsaufwand trotz der allgemein kräftig gestiegenen Zinsen nur von 120 Mill. auf 190 Mill. Euro gewachsen. Die Ratings von S&P, Moody´s und Fitch verharren alle drei unverändert bei „B“.
Die Partners Group hatte – im Verbund mit den Miteigentümern Pensionsfonds Caisse de dépôt et placement du Québec und Ontario Teachers‘ Pension Plan – Techem schon vor einem Jahr ins Schaufenster gestellt. Der 2018 von der Partners Group gezahlte Kaufpreis für Techem von 4,6 Mrd. Euro wurde in Höhe von 2,8 Mrd. Euro durch Fremdkapital finanziert. Das impliziert einen Eigenkapitalanteil – im Fachjargon „Equity Contribution“ – von 1,8 Mrd. Euro. „Während die Höhe des Fremdkapitals ungefähr auf dem gleichen Niveau geblieben ist, hat Techem das Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) seitdem beachtlich steigern können“, sagte Finanzvorstand Sürig. Der Verschuldungsgrad ist seit 2018 vom Siebenfachen auf das Fünffache des Ebitda gesunken.
Der Schweizer Finanzinvestor Partners Group verkauft den Heizkostenerfassungskonzern Techem nach monatelanger Hängepartie an den weltweit größten Impact-Fonds TPG Rise Climate. Die Vertragsunterzeichnung ist laut Finanzkreisen für Mitte September geplant. Damit sind die IPO-Spekulationen vom Tisch.