Hella steuert auf Erfolgskurs

Außerplanmäßiger Aufstieg in den SDax - Familienunternehmen nimmt mittelfristig den MDax ins Visier

Hella steuert auf Erfolgskurs

Von Annette Becker, DüsseldorfIm Dezember schon mit dem Titel “IPO des Jahres in Europa” gekürt, setzt Hella den Siegeszug an der Börse fort. Gestern kündigte die Deutsche Börse für den 19. Januar einen außerplanmäßigen Wechsel im Auswahlindex SDax an. Dann ersetzt die Hella KGaA Hueck & Co AG den österreichischen Bohrtechnikspezialisten Catoil. Zwar hat der auf Licht und Elektronik spezialisierte Autozulieferer den außergewöhnlich flotten Aufstieg in einen Auswahlindex der Börse ausschließlich der scheidenden Catoil zu verdanken, ist deren Streubesitz nach der Übernahme durch die Joma Industrial Source Corporation doch auf schmale 1,95 % zusammengeschmolzen. Doch haben sich die Westfalen hinsichtlich Marktkapitalisierung und Handelsumsatz zumindest gegen andere Indexanwärter durchgesetzt.Gemäß der Rangliste der Deutschen Börse rangierte Hella zum 30. Dezember 2014 bei der Marktkapitalisierung des Streubesitzes auf Platz 109. Mit Blick auf die Handelsumsätze belegen die Lippstädter gar Rang 106. Damit liegt die Aktie des Familienunternehmens klar vor dem Immobilienwert TLG, der nur wenige Tage vor Hella den Gang aufs Börsenparkett gewagt hatte. TLG bringt es mit einer Marktkapitalisierung von knapp 800 Mill. Euro bei einem Streubesitz von knapp 60 % auf Rang 122, bei den Handelsumsätzen liegen die Berliner jedoch weit abgeschlagen auf Platz 144. Der Laserspezialist Rofin-Sinar liegt bei der Marktkapitalisierung dagegen mit Rang 98 vor Hella, ist aber allenfalls ein Kandidat für den TecDax, dem das Unternehmen bereits bis 2010 angehörte. Kein KarnevalsscherzDer überraschend schnelle Aufstieg von Hella in den SDax belegt erneut den Erfolg des maßgeschneiderten IPO-Konzepts. Denn das Familienunternehmen aus Lippstadt, dem es beim Börsengang in erster Linie um Transaktionssicherheit ging, war im Wege zweier Privatplatzierungen an der Börse vorgefahren. In einem ersten Schritt wurden vorbörslich zunächst 11,1 Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung bei Family Offices und institutionellen Investoren untergebracht, bevor sich einzelne Familienmitglieder von einem Teil ihrer Aktien im zweiten Schritt trennten. Diese 5,75 Millionen Aktien – in einer Preisspanne zwischen 25 und 28 Euro zur Zeichnung offeriert – wurden im Rahmen einer weiteren Privatplatzierung zu 26,50 Euro zugeteilt. Wohl eher zufällig wurde der erste Handelstag auf den 11.11. terminiert – dem Beginn der Karnevalssession. Seither hält die Aktie stramm Kurs auf Nord. Die Aufnahme in den SDax vor Augen kletterte die Aktie gestern erstmals über 38 Euro – gemessen am Ausgabekurs ein Kurszuwachs um über 40 %.Damit zeigt die Hella-Aktie nicht nur dem Automotive-Branchenindex, sondern auch SDax und MDax die Rücklichter. Mit dem Aufstieg in den Small-Cap-Index will sich der Autozulieferer, der global zu den Top 40 seiner Branche zählt, aber nicht zufrieden geben. Wie Rolf Breidenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung anlässlich des Börsengangs erklärte, wird mittelfristig der Aufstieg in den MDax angestrebt.Mit einer Marktkapitalisierung von aktuell über 4 Mrd. Euro bringt Hella das Potenzial dafür zweifelsohne mit. Für eine Mitgliedschaft im MDax ist allerdings ein Streubesitz von mindestens 30 % nötig. Aktuell befinden sich erst gut 15 % des Grundkapitals im Free Float.Frühestens im Mai kann sich die Familie weiter zurückziehen, dann endet die Lock-up-Frist. Doch selbst dann kann nur ein kleiner Teil der Familienaktien verkauft werden, hat sich der Clan via Pool-Vereinbarung doch verpflichtet, mindestens bis 2024 einen Anteil von 60 % im Familienbesitz zu behalten.Scheiterten IPO-Pläne in der Vergangenheit nicht selten an (zu) ambitionierten Preisvorstellungen der Altaktionäre, liegt bei Hella nahe, dass viel Geld auf dem Tisch liegen gelassen wurde. Offensichtlich haben die Lippstädter auch bei der Preisfindung alles auf die Karte Sicherheit gesetzt. Unterstützt wird diese Sichtweise von Studien der emissionsbegleitenden Banken Lampe und Citi. Beide Häuser billigen der Aktie in ersten Einschätzungen Kurspotenzial bis auf 45 Euro bzw. 43 Euro zu.Der Ärger über einen zu niedrigen Emissionspreis dürfte sich bei Hella jedoch in Grenzen halten. Denn die netto 272 Mill. Euro, die dem Unternehmen im Zuge der Kapitalerhöhung zuflossen, werden eigentlich gar nicht gebraucht. “Auf der Anlageseite ermöglicht das extrem schwache Zinsumfeld nur sehr begrenzte Ertragschancen”, hieß es erst kürzlich im Quartalsbericht.Um das Geld sinnvoll zu verwenden, sollen die Finanzschulden daher auch um weitere 150 Mill. Euro zurückgeführt werden. Das senkt zumindest die Finanzierungskosten. Entsprechend dürfte der ohnehin niedrige Verschuldungsgrad – er belief sich zuletzt auf lediglich das 0,4-Fache des operativen Ergebnisses (Ebitda) – weiter zurückgehen.