Hellofresh bekommt neue Konkurrenz in den USA
hek Frankfurt – Der Wettbewerb auf dem Markt für Kochboxen in den USA nimmt weiter zu. Jetzt steigt Weight Watchers in das Geschäft ein. Das auf Gewichtsreduktion spezialisierte US-Unternehmen kündigte eine Linie mit Schnellgerichten an, die unter der Marke “WW Healthy Kitchen” in Lebensmittelläden verkauft werden soll. Auch Wal-Mart will mit einem eigenen Angebot im Geschäft mit vorbereiteten Gerichten Fuß fassen. In 250 Filialen werden zehn verschiedene Mahlzeiten angeboten. Bis Ende des Jahres sollen die Gerichte in mehr als 2 000 Filialen des weltgrößten Einzelhändlers erhältlich sein.Und mit Doordash hat sich ein weiterer Anbieter für seine Expansion gerüstet. Der Online-Restaurant-Lieferservice erhält eine Finanzspritze von 535 Mill. Dollar. Das Geld kommt von Investoren unter Führung der japanischen Softbank.Den Investoren des US-Kochboxlieferanten Blue Apron schmeckt die zusätzliche Konkurrenz gar nicht. Nach der Weight-Watchers-Ankündigung sackte der Blue-Apron-Kurs um 17 % ab. Am Freitag erholte sich die Notierung zwar, doch seit Jahresanfang steht noch ein Minus von 40 % zu Buche. Schon das IPO im vergangenen Sommer wurde zum Desaster. Die Amerikaner mussten die Preisspanne für ihre Aktien um ein Drittel auf 10 bis 11 Dollar eindampfen, nachdem kurz zuvor der Online-Riese Amazon den Kauf der Biosupermarktkette Whole Foods veröffentlicht hatte. Das nährte die Befürchtung, dass ein schlagkräftiger Konkurrent entstehen könnte. Ausgegeben wurden die Blue-Apron-Papiere schließlich am unteren Rand der Spanne – um dann binnen eines Dreivierteljahres im Tief bis auf 2,07 Dollar abzustürzen.Nahezu unbeeindruckt zeigt sich dagegen die Hellofresh-Aktie. Zwar kam die Notierung Anfang März kurz unter Druck, doch in der Tendenz zeigt der Kurs aufwärts. Dabei betrifft die zunehmende Konkurrenz in den Vereinigten Staaten das Unternehmen aus dem Beteiligungskreis der Start-up-Schmiede Rocket Internet durchaus. Denn das Berliner Unternehmen, das Anfang November an die Börse ging, erwirtschaftet einen großen Teil seiner Umsätze jenseits des Atlantiks. Im vorigen Jahr betrugen die US-Erlöse den Angaben zufolge 544 Mill. Euro, was 60 % des gesamten Umsatzes entspricht. Im Vergleich zu 2016 legte der US-Umsatz um rund 90 % zu. Auf währungsbereinigter Basis meldet Hellofresh für das vierte Quartal eine Umsatzverdoppelung in den Vereinigten Staaten. Viel internationalerOhnehin ist Hellofresh weit internationaler aufgestellt als Blue Apron. Die Berliner sind – neben Deutschland und den USA – auch in Großbritannien, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Australien, Österreich, der Schweiz und Kanada tätig. Das Management sieht sich “auf bestem Wege”, die Gewinnschwelle bis zum vierten Quartal 2018 zu erreichen, allerdings bezogen auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, nicht netto. Blue Apron konnte zuletzt den Verlust eindämmen, doch wurde das mit rückläufigen Umsätzen und Kundenverlusten erkauft. Das Unternehmen muss seine Werbung zurückfahren, um die hohen Kosten für ein neues Verteilzentrum zu stemmen. Das legt den Schluss nahe: Ohne hohe Marketingausgaben fällt es Blue Apron schwer, das Wachstum signifikant voranzubringen.