Hellofresh verdoppelt Umsatz und Kundenzahl
Der Kochboxenanbieter Hellofresh hat im dritten Quartal den Nettogewinn auf knapp 75 Mill. Euro verdreifacht. Derzeit beflügelt die Corona-Pandemie das Geschäft, doch auch langfristig zeigt sich das Management zuversichtlich. Die operative Marge soll im laufenden Jahr auf etwa 12 % klettern.hek Frankfurt – Der Kochboxenversender Hellofresh, der derzeit massiv von der Coronakrise profitiert, rechnet auch auf längere Sicht mit kräftigem Wachstum. “Während der Pandemie hat sich der Trend, mehr Mahlzeiten zu Hause zu essen, verstärkt”, sagte Mitgründer und Vorstandschef Dominik Richter in Berlin. Obwohl die Beschränkungen im dritten Quartal gelockert worden seien, habe sich das starke Kundenwachstum und das hohe Interesse der Bestandskunden fortgesetzt. Verbraucher würden weiterhin viel von zu Hause arbeiten und entsprechend mehr Mahlzeiten in ihren eigenen vier Wänden einnehmen.Großes Potenzial sieht Richter in den USA, wo zuletzt Kapazitätsengpässe die Expansion begrenzten. Zudem könne Hellofresh in weitere Länder expandieren. Details will das im November 2011 gegründete Unternehmen am 10. Dezember auf einem Kapitalmarkttag bekanntgeben. Dann soll auch eine Fünfjahresplanung vorgestellt werden.Seit Ausbruch der Pandemie spielen dem Anbieter von Kochboxen, die mit Rezepten und abgemessenen Zutaten direkt an die Haustür geliefert werden, geschlossene Restaurants, Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen sowie der Trend zum Homeoffice in die Hände. Mitte Oktober hatte das Management mit der Bekanntgabe von Quartalseckdaten die Jahresprognose zum dritten Mal angehoben. Nach Ablauf des Monats Oktober geht Richter nun davon aus, dass der Umsatzanstieg auf Basis konstanter Wechselkurse in der oberen Hälfte der auf 95 bis 105 % erhöhten Prognosespanne liegen wird. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) siedelt der CEO in der Mitte der auf 11,25 bis 12,75 % des Umsatzes angehobenen Range an, also bei 12 %.Die neuerlichen coronabedingten Beschränkungen in Europa dürften die Nachfrage im laufenden Quartal weiter anschieben, doch ist nach Einschätzung Richters “kein massiver Einfluss” auf das Geschäft zu erwarten, weil nicht in allen Ländern zusätzliche Gegenmaßnahmen verhängt worden seien. Hellofresh ist in elf europäischen Ländern und darüber hinaus in den USA, Kanada und Neuseeland tätig. NormalisierungIm dritten Quartal schnellte der Umsatz um 120 % auf 970 Mill. Euro nach oben. Die bereinigte Ebitda-Marge kam von 3,5 % im Vorjahreszeitraum auf 11,8 % voran. Unter dem Strich stehen 74,6 Mill. Euro Periodenüberschuss, ein Anstieg um 215 % im Vergleich zu Juli bis September 2019. Gemessen am Vorquartal, als der Konzern besonders stark von den Covid-19-Beschränkungen profitierte, zeigt sich allerdings eine Normalisierung. So stagnierte der Umsatz, und das bereinigte Ebitda ging von 154 Mill. Euro im zweiten Jahresviertel auf 115 Mill. Euro zurück (siehe Grafik). Andererseits legte die Kundenzahl im Quartalsvergleich um 0,8 Millionen auf 5,0 Millionen zu und die Zahl der Bestellungen stieg von 18,1 Millionen auf 19,5 Millionen. Die Hälfte der Kunden lebt in den USA, wo Hellofresh mit der kriselnden Blue Apron konkurriert.An der Börse konnte Hellofresh am Dienstag keine Pluspunkte mehr sammeln. Die im MDax vertretene Aktie, die 2020 stark zugelegt hat, sackte zwischenzeitlich sogar bis zu 7 % ab, holte die Abschläge aber großenteils wieder auf. Nach Einschätzung der Commerzbank unterstützt der aktuelle Teil-Lockdown das Geschäft im vierten Quartal. Auch für J.P. Morgan sieht das Jahresschlussviertel wegen neuer Lockdown-Maßnahmen gut für das Unternehmen aus, doch für das kommende Jahr bleibt die US-Bank vorsichtig.Den Rückgang der Deckungsbeitragsmarge um 0,8 Prozentpunkte auf 26,7 % des Umsatzes führt der Konzern auf höhere Logistikkosten zurück. Die für die Neukundengewinnung wichtigen Marketingausgaben absorbierten im dritten Quartal 12,7 % der Erlöse nach 20 % im Vorjahreszeitraum. Damit liegt die Quote, die im zweiten Quartal auf 8,5 % geschrumpft war, weiter unter der Mittelfrist-Guidance von 15 %. Mit Blick auf das Umsatzwachstum liegen die USA und die anderen Länder, die das Segment International bilden, nach neun Monaten gleichauf. Auch die bereinigten Ebitda-Margen bewegen sich mit 12,7 % in den USA und 15,6 % in den anderen Ländern auf annähernd vergleichbarem Niveau, wobei der Rückstand des US-Geschäfts auf den späteren Markteintritt zurückgeht. “Langfristig sollten die Margen auf gleichem Niveau liegen”, sagte Richter.