Henkel findet Käufer für Russland-Geschäft
Henkel findet Käufer für Russland-Geschäft
Vereinbarung unterzeichnet – Kaufpreis beträgt 600 Mill. Euro
ak Köln
Henkel hat Käufer für seine Aktivitäten in Russland gefunden. Für umgerechnet rund 600 Mill. Euro geht das Geschäft an ein Konsortium lokaler Finanzinvestoren, wie der Klebstoff- und Konsumgüterhersteller am Donnerstagabend mitteilte. Zu der Erwerbergruppe gehören laut Henkel die Gesellschaften Augment Investments, Kismet Capital Group und Elbrus Services.
Augment Investments gehört mehrheitlich dem russischen Miliardär Viktor Charitonin, der Miteigentümer des Nürburgrings ist. Er will sich auch am insolventen Flughafen Hahn beteiligen. Der Vertrag war aber in der Gläubigerversammlung im Februar dieses Jahres nicht genehmigt worden. Kismet Capital Group ist die Private-Equity-Firma des Mobilfunkunternehmers Ivan Tavrin, der seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine laut Bloomberg 2,3 Mrd. Dollar in Russland investiert haben soll und erheblich vom Ausstieg ausländischer Unternehmen aus dem Land profitiert.
Alle Erwerber verfügten über etablierte und langjährige Geschäftsbeziehungen in westlichen Ländern und unterlägen keinen EU- oder US-Sanktionen, teilte Henkel mit. Die zuständigen russischen Behörden hätten der Transaktion bereits zugestimmt, das abschließende Closing stehe noch aus.
Ein Jahr verhandelt
Der Verkaufprozess für die Aktivitäten, die bisher rund 1 Mrd. Euro Umsatz für Henkel generierten und damit 5% zum Konzernumsatz beitrugen, zog sich über ein Jahr hin. Der Persil- und Pritt-Produzent das Geschäft eigentlich bis Jahresende 2022 loswerden wollen. Henkel hatte sich nach anhaltender Kritik von außen zu dem kompletten Ausstieg entschlossen und im April vergangenen Jahres den Rückzug bekannt gegeben. Der Konzern war in Russland stärker engagiert als seine Wettbewerber und verfügt in dem Land über elf Werke mit rund 2500 Beschäftigten. Beim größten Konkurrenten Procter & Gamble machten die Geschäfte in Russland zum Beispiel weniger als 2% der Gesamterlöse aus. Henkel produziert in Russland Klebstoff für Bauhandwerk und Heimwerker sowie Körperpflege und Reinigungsmittel – zum allergrößten Teil für den dortigen Mart.
Der Kaufpreis liegt etwas höher als ursprünglich erwartet. Henkel hatte im zur Jahresmitte 2022 auf seine russischen Geschäfte deutlich abgeschrieben, jedoch zum Jahresende die Wertminderungen schon teilweise wieder revidiert. Der Wertaufholung betrug knapp 200 Mill. Euro, der Nettobuchwert der Russland-Geschäft lag nach Abzug der Verbindlichkeiten im Jahresabschluss bei gut 500 Mill. Euro, brutto waren es etwa 700 Mill. Euro.
Mit der Nachricht über die Verkaufsvereinbarung hat Henkel damit kurz vor der Hauptversammlung ein offenes Thema vom Tisch. Am Montag treffen sich die Aktionäre in Düsseldorf erstmals seit vier Jahren wieder in Präsenz. Die Henkel-Aktie schloss am Freitag nach festem Start 0,6% leichter mit 75,18 Euro.