Henkel in den Fängen der Kriegswirren

Niedrigeres Wachstum im zweiten Halbjahr erwartet - Aktie bricht ein - Währungseffekte drücken Umsatz

Henkel in den Fängen der Kriegswirren

Im Gefolge der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und in Nahost befürchtet Henkel, in einen Abwärtsstrudel zu geraten. Zwar spürte der Konsumgüterhersteller im wichtigen russischen Markt – es ist der viertgrößte Einzelmarkt von Henkel – bislang noch keine Beeinträchtigung, doch gibt es wohl schon erste Signale für eine Geschäftsabschwächung. Die Vorzugsaktie brach um 5,3% ein.ab Düsseldorf – Die politischen Konflikte in Osteuropa und Nahost werden nicht spurlos an Henkel vorbeigehen. Zwar bestätigte der Konsumgüter- und Klebstoffhersteller bei der Vorlage des Halbjahresberichts die Gesamtjahresprognose, gleichwohl warnte Vorstandschef Kasper Rorsted vor einer Geschäftsabschwächung im zweiten Halbjahr. Insbesondere im wichtigen russischen Markt könnte sich die Nachfrage verringern, scheine die dortige Wirtschaft doch in eine Rezession zu laufen, sagte der Manager in einer Telefonkonferenz.Vor diesem Hintergrund wird die Gesamtjahresprognose zwar bestätigt – die Düsseldorfer erwarten ein organisches Umsatzwachstum zwischen 3 und 5 % sowie eine Steigerung in dem um Einmaleffekte und um Restrukturierungskosten bereinigten Ergebnis je Vorzugsaktie im einstelligen Prozentbereich -, doch wird die Wachstumsrate im Ergebnis nicht so üppig ausfallen, wie es die Halbjahreszahlen suggerieren. In den ersten sechs Monaten legte das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie um 8,4 % zu. Im Gesamtjahr dürfte der Wert nun näher an 7 % liegen, konkretisierte Rorsted.Die Investoren ließen sich von der Krisenangst anstecken und schickten die Aktie auf Talfahrt. Mit einem Verlust von 5,3 % führte die Vorzugsaktie die Verliererliste im Dax an. Die Marktkapitalisierung schnurrte um mehr als 700 Mill. Euro auf 13,9 Mrd. Euro zusammen.Doch auch wenn sich die Krise in der organischen Umsatzentwicklung nach Regionen (siehe Grafik) im Berichtsquartal noch nicht zeigte, gab es nach Angaben von Rorsted im Osteuropageschäft bereits nennenswerte Rückgänge. In Russland selbst – hier brachte es Henkel zuletzt auf einen Jahresumsatz von über 1 Mrd. Euro – belief sich die organische Wachstumsrate in den ersten beiden Quartalen dagegen noch auf 6 %.Deutlich bemerkbar machten sich im Berichtsquartal erneut negative Wechselkurseffekte. Denn während der Konzernumsatz organisch um 3,3 % wuchs, lagen die ausgewiesenen Konzernerlöse mit 4,1 Mrd. Euro um 3,5 % unter dem vergleichbaren Vorjahreswert. Auf das erste Halbjahr hochgerechnet summierten sich die Umsatzbelastungen aus Wechselkurseffekten auf mehr als 500 Mill. Euro, wie Finanzchef Carsten Knobel ausführte. Eine konkrete Einschätzung für das Gesamtjahr wollte er jedoch nicht abgeben.Gut vorangekommen ist Henkel mit der angestrebten Margenverbesserung. In allen drei Segmenten wurden die Umsatzrenditen im Berichtsquartal verbessert. Auf Konzernebene wurde eine Umsatzrendite bezogen auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 16,3 (i.V. 15,4) % gezeigt. Da Henkel im Gesamtjahr ohnehin nur eine minimale Steigerung auf 15,5 % in Aussicht gestellt hatte, musste auch an diesem Punkt keine Anpassung vorgenommen werden.Da der Restrukturierungsaufwand im Berichtsquartal mit 71 (27) Mill. Euro spürbar höher ausfiel als im Vorjahr, schwächte sich das Ebit um annähernd 3 % auf 589 Mill. Euro ab, während das bereinigte Ebit um 2,1 % zulegte. Rorsted bekannte sich dazu, den eingeschlagenen Weg der permanenten Effizienzverbesserungen fortzusetzen. Finanzspielraum vorhandenUngebrochen ist bei Henkel auch die Bereitschaft zu Akquisitionen, zumal auch finanziell ausreichend Spielraum vorhanden ist. Knobel taxierte die Kriegskasse auf einen Wert von 4 Mrd. bis 5 Mrd. Euro, obwohl im ersten Halbjahr bereits Übernahmen im Volumen von 1,2 Mrd. Euro eingetütet wurden. Nähere Details zu möglichen Übernahmezielen ließ sich Rorsted jedoch nicht entlocken.Nicht zuletzt die Übernahmen trugen zu einem Rückgang der Nettofinanzposition im Vergleich zum Bilanzstichtag um gut 800 Mill. Euro auf 156 Mill. Euro bei. Auf geleistete Auszahlungen für Unternehmenserwerbe entfielen 349 Mill. Euro, 540 Mill. Euro gingen an die Aktionäre.