Henkel lässt Wella ziehen
Henkel und Wella kommen nicht zusammen. Der Finanzinvestor KKR übernimmt die Mehrheit an dem Haarpflegegeschäft von Coty. Henkels Zahlen fallen nicht so schlecht aus wie befürchtet. Vorstandschef Carsten Knobel warnt aber vor einem schwachen zweiten Quartal. Staatliche Hilfen will er nicht.ak Köln – Henkel hält die Milliarden zusammen. Coty verkauft die Mehrheit der Haarpflegemarke Wella an den Finanzinvestor KKR, wie der von der deutschen Milliardärsfamilie Reimann kontrollierte US-Konzern am Montag mitteilte. Die Aktivitäten wurden mit 4,3 Mrd. Dollar bewertet. Coty bleibt mit 40 % an Bord und geht mit KKR eine strategische Partnerschaft ein.Henkel hat damit zum dritten Mal die Chance vorbeiziehen lassen, das eigene Haarpflegegeschäft signifikant auszubauen. Der Persil- und Schauma-Hersteller hatte sich schon 2003 und 2015 um Wella bemüht. Im März hatte es noch geheißen, der Dax-Konzern sei neben KKR in der engeren Auswahl. Aus mit der Transaktion vertrauten Kreisen verlautete jetzt allerdings, Henkel habe sich bereits vor einigen Wochen aus dem Bieterwettstreit zurückgezogen. Die Vorstellungen über den Kaufpreis und die Umsetzung der Transaktion hätten weit auseinandergelegen. Der Konzern selbst lehnte am Montag jeglichen Kommentar zum Wella-Verkauf ab. “Schwieriges zweites Quartal”Mehr Infos gab es zum eigenen Geschäft, da der Konzern gestern auch seine Quartalsmitteilung veröffentlichte. Als Weltmarktführer bei Klebstoffen leidet Henkel stark unter der Covid-19-Pandemie. Denn wichtige Absatzbranchen sind die Autoindustrie und Flugzeugbauer. Die Konsumentengeschäfte des Dax-Konzerns dagegen laufen zum Teil sehr gut. Reiniger und Waschmittel sind stärker gefragt und verzeichnete im ersten Quartal teilweise prozentual zweistellige Umsatzzuwächse. Per Saldo hielt sich der Erlösrückgang damit für Henkel in Grenzen. Der Umsatz ging um knapp 1 % auf 4,9 Mrd. Euro zurück. Ergebniskennzahlen gibt der Konzern seit neuestem unterjährig nur noch nach dem ersten Halbjahr bekannt. “Wir erwarten ein schwieriges zweites Quartal”, bremste Vorstandschef Carsten Knobel in einer Telefonkonferenz zu optimistische Erwartungen. Eine Prognose für das Gesamtjahr wagt der Traditionskonzern aus Düsseldorf nach wie vor nicht. Die ursprünglichen Ziele für dieses Jahr hatte der Vorstand Anfang April zurückgezogen.Knobel sagte, dass Henkel an der geplanten Dividende von unverändert 1,85 Euro je Aktie festhalte. Er betonte, der Konzern habe keine Beschäftigten in Kurzarbeit und sehe auch keinen Anlass, staatliche Kredite zu beantragen. Mit einer relativ niedrigen Nettoverschuldung von 2 Mrd. Euro zum Jahresende 2019, einem stabilen “A”-Rating und einer starken Bilanz verfüge Henkel über genügend Flexibilität und Finanzkraft. Im April hat Henkel auslaufende Dollar-Bonds mit einer Anleihe in Schweizer Franken über 330 Mill. sfr refinanziert. Der Kupon lag bei 0,27 % bei einer Laufzeit von drei Jahren.In der Krise bewährt sich laut Knobel erneut die Diversifikation von Henkel mit seinem Industrie- und Konsumentengeschäft. Die größte Sparte von Henkel Adhesive Technologies (Klebstoffe) ist binnen kurzer Zeit von der Cash-Kuh zum Sorgenkind mutiert. Mit einem Umsatzeinbruch von organisch 4,1 % auf 2,2 Mrd. Euro waren die Klebstoffe am stärksten rückläufig. Während die Nachfrage von Kunden aus der Automobil- und der allgemeinen Industrie stark zurückging, lagen die Geschäfte mit Elektronikunternehmen und dem Baugewerbe nach Darstellung von Knobel über dem Vorjahr. Der Bedarf an Verpackungsklebstoffen zeigte sich stabil.Das Kosmetikgeschäft (Beauty Care) litt unter der Schließung von Friseursalons in vielen Ländern, da Henkel vor allem im Friseurgeschäft ein starkes Standbein hat. Knobel berichtete hier von einem zweistelligen Rückgang. Auch Haarstyling-Produkte sind weniger gefragt in einer Zeit, in der Ausgehen nicht möglich ist.Das geänderte Verbraucherverhalten schafft an anderer Stelle Geschäftschancen: Henkel hat die Seifenproduktion um 30 % ausgebaut und will neue Desinfektionsprodukte auf den Markt bringen. Neben Reinigungsmitteln ist auch das Zugpferd Persil gefragt: Henkel verzeichnet laut Knobel ein zweistelliges Umsatzplus.Regional haben vor allem Asien und Westeuropa im ersten Quartal an Umsatz eingebüßt. In Osteuropa dagegen zogen die Erlöse organisch um 10,8 % an.Analysten zeigten sich recht angetan. Sie hatte einen schärferen Einbruch befürchtet.