Henkel mit Jahresstart zufrieden
Henkel mit Jahresstart zufrieden
Aktionäre üben auf Hauptversammlung einige Kritik – Rückkaufoption für Geschäfte in Russland
ak Düsseldorf
Henkel-Chef Carsten Knobel bewertet die zurückliegenden Monate vorsichtig positiv. „Wir sind gut in das Geschäftsjahr gestartet“, sagte der Lenker des Klebstoff- und Konsumgüterkonzerns am Montag auf der Hauptversammlung in Düsseldorf. Er erwartet jedoch für dieses Jahr weiterhin eine verhaltene industrielle Nachfrage und eine nachlassende Dynamik der Konsumentennachfrage. „Wir gehen auch weiter von einem schwierigen Umfeld aus.”
Konkurrenten trumpfen auf
Mit einem ordentlichen Jahresstart ist Henkel nicht allein. Vor wenigen Tagen hatte Konkurrentin L’Oréal bereits einen starken Umsatzanstieg vermeldet. Mit einem organischen Plus von 13% hatte der größte Kosmetikhersteller der Welt die Erwartungen der Analysten übertroffen. Auch die Zahlen von Procter & Gamble, Weltmarktführer bei Konsumgütern, waren bei den Investoren gut angekommen. Der US-Konzern hatte sein Umsatzziel für den laufenden Turnus leicht angehoben. Gleiches gilt für Henkels deutsche Konkurrentin Beiersdorf, die Anfang April nach einem starken ersten Quartal mehr Optimismus verbreitete.
Großes Thema auf der Hauptversammlung war unter anderem die kurz zuvor bekannt gegebene Vereinbarung über den Ausstieg aus dem Russland-Geschäft. Am Donnerstagabend hatte Henkel den Verkauf an ein Konsortium dreier russischer Finanzinvestoren für umgerechnet 600 Mill. Euro gemeldet. „Der Ausstieg war ein sehr komplexer Prozess“, sagte Knobel. Und er habe länger gedauert als gedacht. „Die Transaktion ist inzwischen vollständig abgeschlossen“, berichtete Finanzvorstand Marco Swoboda. Der Kaufpreis liege unter dem Wert der Geschäfte vor dem Krieg. Auch die Abwertung des Rubel spiele bei den bilanziellen Effekten eine Rolle. „Per saldo erwarten wir einen finanziellen Verlust“, erläuterte Swoboda.
Aktienrückkauf abgeschlossen
Mit den Käufern hat Henkel nach Angaben des CFO eine Lizenzvereinbarung zum Schutz der Markenrechte geschlossen. Der Konzern habe sich außerdem eine Rückkaufoption für die russischen Werke gesichert. Der Konzern kann diese nach Angaben eines Sprechers nach frühestens drei Jahren ausüben. Die Option läuft maximal zehn Jahre. Voraussetzung sei jedoch eine grundlegende Änderung der Situation.
“Sand im Getriebe”
Gerade abgeschlossen hat Henkel den ersten Aktienrückkauf der Unternehmensgeschichte. Vor dem Hintergrund einer starken bilanziellen Situation, aber zuletzt wenig externer Zukäufe hatte der Vorstand Anfang vergangenen Jahres beschlossen, rund 1 Mrd. Euro zu investieren. Das Programm ist Ende März beendet worden. Henkel hat eigene Vorzugsaktien für 800 Mill. Euro sowie Stammaktien für 200 Mill. Euro gekauft. Das entspricht gut 3,5% des Grundkapitals.
Die Aktionäre sparten in ihrer Beurteilung der jüngsten Entwicklungen bei Henkel nicht mit Kritik. Von „Sand im Getriebe“ sprach Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Ausdruck davon seien unter anderem schwache Ergebnisse im Kosmetikbereich sowie die zuletzt viel häufigeren Wechsel im Vorstand. Alexander Elsmann von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger monierte den Aktienkurs, der in den vergangenen zehn Jahren nicht vorangekommen sei. Er verwies auf bessere Margen von Wettbewerbern.
Die umfangreiche Tagesordnung der Henkel-HV stieß nicht auf ungeteilte Zustimmung. Vor allem am Vergütungsbericht als auch an der Satzungsänderung in Bezug auf virtuelle Hauptversammlungen entzündete sich Kritik. „Wir sind der Meinung, dass Henkel die Veränderungen, die nun für das laufende Jahr geplant sind, schon früher hätte umsetzen müssen“, sagte Vanda Rothacker von Union Investment. Es sei begrüßenswert, dass nun stärker auf langfristige Komponenten sowie Nachhaltigkeitsaspekte bei der Vergütung geachtet werde. Mehrere Aktionärsvertreter kritisierten, dass Henkel nicht genügend darlege, unter welchen Bedingungen die HV virtuell abgehalten werden solle. Dennoch erreichte selbst der umstrittendste Punkt auf der Agenda, der Vergütungsbericht, am Ende eine Zustimmung von mehr als 93%.
Ähnlich wie bei diversen Wettbewerbern scheint auch bei Henkel das erste Quartal gut verlaufen zu sein. Auf der Hauptversammlung muss sich der Vorstand dennoch ungewohnt viel Kritik anhören. Der Verkauf des Russland-Geschäfts ist komplett abgeschlossen. Es gibt aber eine Rückkaufoption.