Henkel räumt im US-Geschäft auf

Konzernchef Kasper Rorsted bestätigt Ziele 2015 - Prioritätenliste für mögliche Akquisitionsziele

Henkel räumt im US-Geschäft auf

Im Großen und Ganzen stimmt die Richtung, und der Henkel-Vorstand hat sämtliche Ziele auf der Hauptversammlung bestätigt. Die Aktionäre setzten sich dennoch kritisch mit dem Persil-Hersteller auseinander. Angriffspunkte waren unter anderem Probleme in den USA und Kartellverfahren.ak Düsseldorf – Der Henkel-Vorstand will die hausgemachten unerwarteten Probleme in den USA kurzfristig in den Griff kriegen. “Für das laufende Geschäftsjahr hat es für uns oberste Priorität, unser Geschäft in Nordamerika wieder zu Wachstum zu führen”, sagte Konzernchef Kasper Rorsted auf der Hauptversammlung in Düsseldorf. Der Klebstoff- und Konsumgüterhersteller (Persil, Pril, Schwarzkopf, Pritt) hatte im vergangenen Jahr in Nordamerika als einziger Region eine Umsatzeinbuße zu verkraften. Auch das operative Ergebnis brach um 15 % ein. Rorsted erläuterte, dass Henkel mit verschiedenen Maßnahmen reagiere. “Hierzu gehören Veränderungen im Management, beim Produktportfolio und den internen Prozessen.”Seit Anfang Januar steht das Konsumentengeschäft von Henkel in den USA laut Rorsted unter neuer Leitung. Dort habe es Probleme mit einem harten Preiswettbewerb, im Vertrieb und in der Lieferkette gegeben. Im Klebstoffgeschäft habe Henkel bewusst auf Umsatz mit Verpackungsklebstoffen mit geringen Margen verzichtet. Das Nordamerika-Geschäft hat einen Anteil von 18 % am Konzernumsatz.Der Vorstandsvorsitzende bestätigte bei dem Aktionärstreffen, auf dem rund 75 % des Grundkapitals vertreten waren, die Anfang März veröffentlichten Finanzziele für das Gesamtjahr. Organisch will der Dax-Konzern zwischen 3 % und 5 % zulegen, die um Sondereffekte bereinigte Ebit-Rendite soll um rund 20 Basispunkte auf etwa 16 % steigen und das bereinigte Ergebnis je Aktie um 10 % wachsen. In puncto Umsatzplus und Nettoergebnis schlägt Henkel damit das seit Jahren gewohnte Wachstumstempo ein. Trotz der stetigen Entwicklung waren die Anmerkungen und Fragen der Aktionäre auf der Hauptversammlung ungewohnt kritisch. Krux mit der BereinigungGleich mehrere Redner stießen sich an der Praxis, bereinigte Zahlen in den Mittelpunkt zu rücken und daran sowohl Finanzziele als auch Vorstandsvergütungen auszurichten. So seien im Abschluss 2014 rund 39 Mill. Euro IT-Aufwendungen als Einmaleffekte kategorisiert worden. Die Optimierung der IT-Landschaft ziehe sich aber laut Rorsted über mehrere Jahre hin, wodurch die Einstufung fraglich sei. Ärger über KartellfälleZahlreiche Fragen betrafen auch die Kartellstrafe von 109 Mill. Euro in Frankreich, die im Dezember öffentlich geworden war. Henkel hat nach Angaben von Rorsted keine Regressansprüche gegen verantwortliche Führungskräfte gestellt. Hier seien Unternehmensinteressen gegeneinander abzuwägen. Die umfassende Kooperation der Manager habe Henkel vor noch höherer Strafe bewahrt. Ein weiteres Kartellverfahren ist derzeit noch in Belgien anhängig. Der Vorstand wollte die getroffenen Rückstellungen nicht beziffern.Ähnlich diskret gab sich das Management zu potenziellen Akquisitionszielen. Es existiere eine Prioritätenliste, sagte Rorsted und verwies erneut auf den üppigen Finanzspielraum von Henkel. Zu möglichen Gesprächen mit Procter & Gamble – dem US-Konzern werden Pläne für eine Trennung von rund 100 Marken und vom Haarpflegespezialisten Wella nachgesagt – wollte Rorsted keine Stellung nehmen. Bonusdividende angeregtMehrere Aktionäre regten eine Bonusdividende an. Henkel feiert in diesem Jahr ein Jubiläum. Vor 30 Jahren ging der Konsumgüterproduzent an die Börse. Aufsichtsratschefin Simone Bagel-Trah würdigte in diesem Zusammenhang die Verdienste des langjährigen Konzernlenkers Konrad Henkel, der den Börsengang maßgeblich vorangetrieben habe. Die Familie sei nach wie vor stolz auf die Börsennotierung.—– Wertberichtigt Seite 8