Henkel schlägt in den USA zu

Erwerb von Sun Products für 3,2 Mrd. Euro - In Nordamerika künftig die Nummer 2 im Waschmittelgeschäft

Henkel schlägt in den USA zu

Noch keine zwei Monate im Amt, zeigt Henkel-Chef Hans Van Bylen Flagge. Mit einer milliardenschweren Transaktion wird das Geschäft mit Wasch- und Reinigungsmitteln gestärkt.ab Düsseldorf – Der Konsumgüterkonzern Henkel baut sein Geschäft in Nordamerika mit einer Großakquisition aus. Für umgerechnet 3,2 Mrd. Euro oder 3,6 Mrd. Dollar (inklusive Schulden) erwirbt der Persil-Hersteller den Wasch- und Reinigungsmittelproduzenten Sun Products, wie mitgeteilt wird. Auf der Verkäuferseite steht Vestar Capital Partners, die Sun Products 2008 von Unilever gekauft hatte. Sun Products steht für einen Umsatz von 1,6 Mrd. Dollar. Mithin wird das 2,3-Fache des Umsatzes bezahlt.Zur Profitabilität des Markenherstellers (u. a. All, Sun, Snuggle) werden keine Angaben gemacht. Nach Einschätzung der Analysten von Berenberg zahlt Henkel ein Vielfaches des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 18. Die Transaktion soll vollständig fremdfinanziert werden und werde von Deutsche Bank, J.P. Morgan und BNP Paribas gestemmt, heißt es. Beraten ließ sich Henkel nach den Angaben von Perella Weinberg Partners und Credit Suisse. Rechtsbeistand lieferte Clearly Gottlieb Steen & Hamilton.Dank der Akquisition blieb Henkel am Freitag von einem Kurseinbruch verschont. Entgegen dem Trend nach dem Brexit-Votum legte die im Dax geführte Vorzugsaktie in der Spitze um 1 % zu.”Diese Akquisition ist für Henkel ein strategisch wichtiger Schritt”, wird der seit dem 1. Mai amtierende Vorstandschef Hans Van Bylen zitiert. Dabei geht es um verschiedene Aspekte. Zum einen verbessert Henkel die Marktposition mit Wasch- und Reinigungsmitteln in den USA. Rangierten die Düsseldorfer in diesem Segment in Nordamerika bislang auf Platz 4, gelingt mit Sun Products der Aufstieg zur Nummer 2. Uneinholbar an der Spitze bleibt Procter & Gamble mit einem Marktanteil von 54 %, wie Berenberg schreibt. Von Platz 2 verdrängt wird Church & Dwight, die es bislang auf einen Anteil von 12 % brachte. Nach Darstellung von Berenberg hält Henkel nach der Akquisition einen Marktanteil von 15,5 %. Besser diversifiziertZum anderen machen sich die Düsseldorfer mit der Akquisition aber auch ein wenig unabhängiger vom Klebstoffgeschäft, auf das 2015 die Hälfte der Konzernerlöse entfiel. Das Wasch- und Reinigungsmittelgeschäft steht künftig für ein Drittel des Konzernumsatzes (siehe Grafik). Mit der Akquisition verbindet Henkel sowohl Kosten- als auch Umsatzsynergien, zu deren Höhe machen die Deutschen allerdings auch keine Angaben.Im ersten Schritt dürfte die Akquisition, die noch unter den üblichen Zustimmungsvorbehalten steht, jedoch zu einer Margenverwässerung führen. Nach Einschätzung von Berenberg bringt es Sun Products nämlich nur auf eine operative Umsatzrendite (bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Ebit) von 12 %, während Henkel in diesem Segment zuletzt eine bereinigte Ebit-Marge von 15,3 % zeigte. Als Unilever das Geschäft vor acht Jahren veräußerte, soll die Ebit-Marge noch unter 10 % gelegen haben. Der mit Handelsmarken erzielte Umsatzanteil ist mit 35 % weiterhin hoch. Hohe Synergien erwartetVor dem Hintergrund, dass Sun Products in den USA zwei Produktions- und einen Forschungsstandort betreibt, dürften hohe Kostensynergien winken, urteilen Analysten. Zudem sei das Potenzial für Umsatzsynergien enorm, verschafft sich Henkel doch Zugang zu neuen Absatzkanälen, die auch für eigene Marken genutzt werden können. Sun Products erwirtschaftet 90 % des Umsatzes mit Waschmitteln, etwa 10 % entfallen auf Reinigungsmittel. Regional ist das Geschäft auf die USA und Kanada beschränkt. Das passt Henkel gut ins Konzept, wird sich der US-Anteil im Segment Laundry & Home Care mit der Akquisition doch deutlich von 13 % auf 32 % erhöhen.Das gilt im Übrigen auch mit Blick auf den Konzern, der seine hohe Abhängigkeit vom Wohl und Wehe in den Wachstumsmärkten reduziert. Der in diesen Ländern erzielte Umsatzanteil wird sich von 43 auf 40 % verringern, während es Nordamerika auf einen Anteil von 26 % bringt.