Henkels größte Sparte schwächelt
Der Weltmarktführer wächst nur noch langsam. Henkels Klebstoffgeschäft zeigt Schwächen, und die Marge geht runter. Nominal hat der Dax-Konzern durch Währungseffekte im zweiten Quartal jedoch stark zugelegt. Der Vorstand bestätigte sämtliche Kurz- und Mittelfristprognosen.ak Düsseldorf – Trotz zweistelliger Zuwachsraten bei Umsatz und Ergebnis haben die Anleger Henkel am Mittwoch einen Denkzettel verpasst. Die Vorzugsaktie des Konsumgüterkonzerns rutschte um 9 % ab und landete am Ende des Handelstages bei 99,13 Euro. Grund ist das schwache Wachstum des größten Unternehmensbereichs. Die Klebstoffsparte, die etwa die Hälfte des Umsatzes ausmacht, legte im zweiten Quartal organisch nur um 1,7 % zu. Henkel-Chef Kasper Rorsted gab in einer Telefonkonferenz zu, dass Adhesives Technologies die Erwartungen verfehlt habe. Deutlich unter Plan hätten sich die Verpackungsklebstoffe entwickelt, die wiederum den größten Teil des Klebstoffgeschäfts ausmachten. Der Bereich wachse kaum, starker Preiswettbewerb belaste. “Wir treffen jetzt Maßnahmen, um dagegenzuarbeiten”, kündigte Rorsted an, ohne ins Detail gehen zu wollen.Im für Henkel weltweit drittwichtigsten Absatzmarkt China spürt das Unternehmen das verlangsamte Wirtschaftswachstum – vor allem im Industriegeschäft. Es weist laut Rorsted nur noch ein Plus im niedrigen einstelligen Prozentbereich auf. Als Reaktion kündigte der Vorstandschef an, die Strukturen an die neue langsamere Wachstumsdynamik anzupassen.Auch die Marge im Klebstoffgeschäft legte den Rückwärtsgang ein: Im zweiten Quartal büßte die bereinigte Ebit-Rendite 50 Basispunkte im Jahresvergleich ein, während die beiden anderen Sparten Wasch- und Reinigungsmittel sowie Kosmetik zulegten.Für den Gesamtkonzern bestätigte Rorsted jedoch die Prognose für das Gesamtjahr. Die bereinigte Ebit-Marge soll bei etwa 16 (i.V. 15,8) % landen, das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie um rund 10 % zulegen. Henkel soll organisch zwischen 3 und 5 % wachsen. Absolut wird der Konzern angesichts von Zukäufen im vergangenen Jahr und Wechselkurseffekten wohl deutlich stärker zulegen. Deshalb hält der Vorstandschef auch das Mittelfristziel von 20 Mrd. Euro Umsatz bis Ende 2016 immer noch für erreichbar – trotz der gescheiterten Übernahme von Wella.Anfang Juli hatte Henkel im Rennen um den Darmstädter Haarpflegespezialisten das Nachsehen gehabt. Procter & Gamble hatte Wella im Paket mit anderen Kosmetikmarken an den von der deutschen Milliardärsfamilie Reimann kontrollierten US-Konzern Coty verkauft. Henkel, die bereits 2003 Wella gerne übernommen hätte, war damit zum zweiten Mal nicht zum Zuge gekommen. 5 Mrd. Euro FinanzspielraumRorsted betonte das Interesse von Henkel an weiteren Zukäufen. “Akquisitionen sind integraler Bestandteil unserer Strategie.” Der Dax-Konzern, dessen Mehrheit der Stimmrechte von den Nachfahren des Unternehmensgründers Fritz Henkel gehalten wird, verfügt über eine ordentliche Portokasse: “Wir haben grob 5 Mrd. Euro Finanzierungsspielraum, wenn wir unser derzeitiges Rating halten wollen.”Rorsted rechnete jedoch vor, dass das Mittelfrist-Umsatzziel von 20 Mrd. Euro auch organisch zu erreichen sei. Er verwies auf die erreichten 9,1 Mrd. Euro Umsatz im ersten Halbjahr 2015, was einem stark durch positive Währungseffekte getriebenen Plus von 13 % entsprach. Und er betonte, dass Henkel nach Zukäufen im Wert von 1,8 Mrd. Euro im vergangenen Jahr auch 2015 bereits akquiriert habe – unter anderem das Waschmittelgeschäft von Colgate-Palmolive in Australien und Neuseeland.Die vor einigen Monaten zutage getretenen Probleme im Nordamerika-Geschäft hat Henkel im zweiten Quartal noch nicht in den Griff bekommen. Zwar sorgte der starke Dollar dafür, dass der Umsatz zwischen April und Juni nominal um ein sattes Drittel auf 934 Mill. Euro anzog, doch organisch schmolz das Plus auf 0,3 % zusammen. Das operative Ergebnis ging bereinigt um Währungseffekte um 21 % zurück. Rorsted verwies auf höhere Restrukturierungsaufwendungen und mehr Marketing-Investitionen. Henkel hat zu Jahresbeginn das Zugpferd “Persil” auf dem US-Markt eingeführt.