M&ARüstungsindustrie

Hensoldt plant Übernahme und Kapitalerhöhung

Der Rüstungselektronikzulieferer Hensoldt will den deutlich kleineren Wettbewerber ESG mit Sitz in München schlucken. Das MDax-Mitglied plant, die Übernahme via Kapitalerhöhung zu finanzieren. An der Börse kam dies nicht gut an.

Hensoldt plant Übernahme und Kapitalerhöhung

Hensoldt greift nach Wettbewerber ESG

Rüstungszulieferer erhöht Kapital – Großaktionär Bund zieht mit – Aktie verliert zeitweise 7 Prozent

sck München

Der Rüstungselektronikhersteller Hensoldt steht vor dem Erwerb des deutlich kleineren Militärzulieferers ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH. Zur Finanzierung der Übernahme plant das in Taufkirchen bei München sitzende Unternehmen eine Kapitalerhöhung von bis zu 10% des Grundkapitals. Das teilte das im MDax notierte Unternehmen zum Wochenauftakt nach Handelsschluss mit. Entsprechend vergrätzt reagierten die Anleger auf die Nachricht am Dienstag. Die Aktie von Hensoldt büßte zeitweise 7,2% auf 25,74 Euro ein, erholte sich aber im Verlauf auf 26,56 Euro (−4,3%).

Deutschland hält 25 Prozent

Bei einem in 105 Millionen Anteilscheine zum Nennwert von jeweils einem Euro aufgeteilten Grundkapital entspricht das einem Marktwert von 2,7 Mrd. Euro.

Hensoldt ging im September 2020 zu 12 Euro je Titel an die Börse. Die beiden größten Anteilseigner mit einer Sperrminorität von je 25,1% sind der Bund und der italienische Rüstungskonzern Leonardo. Der Streubesitz beträgt 49,8% des Grundkapitals. Nach Unternehmensangaben bereitet sich die Bundesrepublik Deutschland auf die Kapitalerhöhung vor, um sich daran „in quotenwahrender Höhe“ zu beteiligen. Berlin sei an Hensoldt aus „sicherheitspolitischen Interessen“ beteiligt. Der Bund würde sich also gemäß seines Anteils an der Kapitalerhöhung beteiligen. Auf Basis des aktuellen Aktienkurses würde dieser Kapitalschritt Hensoldt brutto bis zu 278 Mill. Euro einbringen.

Verhandlungen laufen

Die Kapitalerhöhung dient laut Hensoldt dazu, eine Brückenfinanzierung von Banken teilweise zu refinanzieren und abzulösen. Dem Zwischenbericht zum 30. September zufolge sprangen die kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten auf 123 Mill. Euro nach 12 Mill. Euro zum Jahresultimo 2022. Hensoldt erklärte dies mit einer gezogenen revolvierenden Kreditfazilität von 100 Mill. Euro, um das operative Wachstum abzusichern.

Die Übernahme von ESG wäre aus Sicht von Hensoldt ein wichtiger Schritt, um zu einem „europäischen Anbieter von nahtlos integrierten Lösungen zu werden“. Hensoldt befindet sich nach eigenen Angaben „in exklusiven Verhandlungen über den Erwerb dieses herstellerunabhängigen Systemintegrators und Technologie- und Innovationspartners für Verteidigung und öffentliche Sicherheit". Der Vorstand rechne damit, die Gespräche „bis Anfang Dezember dieses Jahres erfolgreich abschließen zu können“. Es gebe noch einige „zu klärende Punkte“. Der Vollzug der Transaktion müsse von zuständigen Behörden genehmigt werden, wie Hensoldt einräumte.

ESG gehört seit acht Jahren der Münchner Beteiligungsgesellschaft Armira Partners. 2015 veräußerten die Altgesellschafter Airbus, Thales, Northrop Grumman sowie Rohde & Schwarz ihre Anteile. Hinter dem Finanzinvestor steht die Familie Oetker und einige andere wohlhabende Familien, darunter Adelige. Die 1967 gegründete ESG mit Sitz ebenfalls in München erwirtschaftete 2022 einen Umsatz von 285 Mill. Euro mit rund 1.300 Beschäftigten. Zum Vergleich: Hensoldt erlöste im vergangenen Jahr mit rund 6.500 Mitarbeitern 1,7 Mrd. Euro.

Gute Ergänzung

Beide Unternehmen ergänzen sich gut.  Sowohl Hensoldt als auch ESG beliefern die Bundeswehr und betreiben IT- und Elektroniksysteme auch zur Abwehr von Kampfdrohnen und Hackerangriffen. Mit Hensoldt arbeitet ESG im Rahmen des europäischen Kampflugzeugprojekts FCAS zusammen.

Aufgrund des Angriffskriegs von Russland gegen die Ukraine hat die Rüstungsindustrie im Westen deutlich an Schub gewonnen. Hensoldt sitzt auf einem Auftragsbestand von 5,5 Mrd. Euro.

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Der Rüstungselektronikzulieferer Hensoldt will den deutlich kleineren Wettbewerber ESG mit Sitz in München schlucken. Das MDax-Mitglied plant, die Übernahme mit einer Kapitalerhöhung zu finanzieren. An der Börse kam diese Nachricht nicht gut an. Die Aktie von Hensoldt verlor zeitweise über 7%.

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