Here geht an Autobauer

Konsortium zahlt 2,5 Mrd. Euro an Nokia - Bosch setzt auf Karten von TomTom

Here geht an Autobauer

Im Ringen um digitale Kartensysteme als eine der wichtigsten Grundlagen für künftiges autonomes Fahren fährt die deutsche Automobilwirtschaft zweigleisig. Ein Konsortium, zu dem Daimler, BMW und Audi gehören, schnappt sich Nokia Here, während Bosch als einer der größten Zulieferer auf eine Kooperation mit TomTom setzt.hei/igo Frankfurt/Stuttgart – Das Rennen um Here ist gelaufen. Die Navigationstochter von Nokia geht überraschend zum Preis von 2,5 Mrd. Euro an ein Konsortium unter Führung der drei deutschen Automobilhersteller Daimler, BMW und Audi. Auch der chinesische Internetkonzern Baidu soll dazugehören. Analysten hatten den Wert von Here, die im vergangenen Jahr 969 Mill. Euro umsetzte, deutlich höher angesetzt. Auch Nokia, die die Sparte ins Schaufenster gestellt hatte, um die Akquisition des französischen Konkurrenten Alcatel-Lucent teilweise zu finanzieren, hatte dem Vernehmen nach auf rund 4 Mrd. Euro gehofft.Zunächst hatte es zahlreiche Interessenten für Here gegeben, darunter Private-Equity-Gesellschaften wie Apax, das Fahrdienst-Start-up Uber sowie Facebook, von denen jedoch keiner aus der Deckung gekommen war. Nokia soll Here noch mit rund 2 Mrd. Euro in der Bilanz geführt haben, nachdem der einstige Handy-Riese bereits Teile des Kaufpreises für Navteq, die den Nukleus von Here bildete, abgeschrieben hatte. Navteq hatte 5,7 Mrd. Euro gekostet.Die Nokia-Aktie verlor in Helsinki 2 % auf 6,21 Euro. Damit lag die Marktkapitalisierung der Finnen bei 22,5 Mrd. Euro.Die drei deutschen Automobilhersteller waren ungeachtet ihrer sonstigen Konkurrenzsituation als Konsortium in dem Bieterprozess um Here aufgetreten, da die Nokia-Tochter bei allen dreien die Navigationssysteme liefert. Digitale Kartensysteme gelten als unverzichtbarer Bestandteil für das autonome Fahren, an dem nahezu alle Autohersteller, aber auch US-Unternehmen wie Google arbeiten. Here teilt sich den globalen Markt mit dem Konkurrenten TomTom. Beider Material hat allerdings einen gravierenden Mangel: Der chinesische Markt ist weitgehend ein weißer Fleck. Dies ist auch ein Problem für Google Maps. Dem US-Internetgiganten ist die Kartografierung in China nicht gestattet. Im Konsortium der Automobilhersteller wird diese Lücke durch den chinesischen Partner Baidu geschlossen.Unterdessen setzt der Zulieferkonzern Bosch mit Blick auf das automatisierte Fahren auf TomTom. Beide Unternehmen gaben bekannt, die seit 2013 bestehende Kooperation weiter ausbauen und gemeinsam hochgenaue Karten entwickeln zu wollen. Die Karten erstellt TomTom, Bosch gibt die Anforderungen an deren Genauigkeit und Inhalte vor. In dieser Hinsicht habe Bosch mit selbstentwickelten Teilkarten bereits Erfahrung gesammelt. Zudem stellt Bosch Sensoren her, die Informationen über das Kartenmaterial hinaus liefern. Für weitere Partner offenDie Kooperation ist nicht exklusiv. Bosch sei offen für Input und weitere Partner, und TomTom könne die gemeinsamen Karten auch anderen Unternehmen anbieten, sagte ein Bosch-Sprecher. Derlei Kooperationen bei hochgenauen Karten seien notwendig, um das automatisierte Fahren erfolgreich weiterzuentwickeln. Bis Ende 2015 wollen die beiden Unternehmen präzise Karten von allen Autobahnen und autobahnähnlichen Straßen in Deutschland entwickelt haben. Danach sollen Straßen in Europa und Nordamerika abgedeckt werden.