HHLA demonstriert Zuversicht in Coronakrise
ste Hamburg – Der Hamburger Hafenkonzern HHLA zeigt nach Beeinträchtigungen durch Stürme in Nordeuropa während des ersten Quartals sowie in Anbetracht des sich abschwächenden Handels infolge der Coronakrise Zuversicht. Es gehöre nicht viel dazu, um festzustellen, dass das Jahr 2020 eines der herausforderndsten in der 135-jährigen Firmengeschichte sein werde, meinte Vorstandschefin Angela Titzrath bei der Vorstellung der Geschäftsentwicklung in den ersten drei Monaten. Die HHLA habe aber viele Krisen gemeistert und sei meistens gestärkt daraus hervorgegangen. Auch die aktuelle, beispiellose Situation biete viele Chancen, insbesondere durch den digitalen Wandel, erklärte die HHLA-Vorstandsvorsitzende in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Ausschüttung im ZielkorridorTitzrath betonte, die Liquidität der HHLA, die Containerterminals in Hamburg, Odessa sowie in Tallinn betreibt, sei ausreichend gesichert. Die verfügbare Liquidität des börsennotierten Teilkonzerns Hafenlogistik lag zum 31. März bei 236,5 Mill. Euro – nach 300 Mill. Euro Ende 2019. Investitionen stünden auf dem Prüfstand, einige Projekte würden, wo vertraglich möglich, geschoben. Dass den Aktionären – darunter die mit 68 % beteiligte Stadt Hamburg – zur nun am 20. August geplanten virtuellen Hauptversammlung eine im Vorjahresvergleich auf 70 (i.V. 80) Cent je A-Aktie sinkende Dividende für das vorige Geschäftsjahr vorgeschlagen wird, hatte das Unternehmen bei der Vorlage der Bilanz 2019 schon angekündigt (vgl. BZ vom 26. März). Titzrath unterstrich gestern, trotz des Rückgangs der Dividende um 12 % liege die Ausschüttungsquote mit 52 (54) % innerhalb des Zielkorridors von 50 bis 70 %.Der Hafenkonzern, der bereits Ende März auf eine Prognose für 2020 verzichtet hatte, im Teilkonzern Hafenlogistik aber von einem deutlich unter Vorjahr liegenden Umsatz und Betriebsergebnis (Ebit) ausgeht, hat bislang noch keine Kurzarbeit für seine Mitarbeiter beantragt. Titzrath erklärte, eine Kurzarbeiterregelung sei vereinbart worden. Bislang reiche aber ein Mix von flexiblen Maßnahmen wie der Abbau von Überstunden und Urlaubstagen, um Kurzarbeit zu vermeiden.Im ersten Quartal habe es in den Fernostverkehren 23 % weniger Abfahrten gegeben. In China, dem für den Hamburger Hafen wichtigsten Produktionsstandort, sei die Produktion aber inzwischen wieder hochgefahren worden. “Wir rechnen ab Ende Mai/Anfang Juni mit gut gefüllten Schiffen aus Fernost”, sagte die HHLA-Chefin. Darunter werde mit der “HMM Algeciras” der südkoreanischen Reederei HMM auch das derzeit weltweit größte Containerschiff mit einer Kapazität von 24 000 Standardcontainern (TEU) sein.Befürchtungen, aufgrund des Stillstands der Produktion und des drastisch reduzierten Konsums könne es zu einem Containerstau im Hafen kommen, trat Titzrath entgegen. “Für die HHLA sehe ich diese Gefahr derzeit nicht.”Um einer Überlastung der Kapazitäten wie zeitweise im März vorzubeugen, prüft der Hafenkonzern verschiedene Flächen außerhalb der HHLA-Anlagen für eine temporäre Containerlagerung. Titzrath unterstrich, auch die deutliche Überauslastung im März habe man bewältigt. Ziel bleibe es, dass die Container die HHLA-Anlagen so schnell wie möglich verlassen. Eine von verschiedenen Seiten geforderte Reduzierung von Lagergeld bezeichnete sie als “kontraproduktiv”. Aktie fällt um 9 ProzentAls größter Tagesverlierer im SDax gab die HHLA-Aktie gestern dennoch um 9 % auf 13,36 Euro nach. Nach einem von der Coronakrise noch weitgehend unbeeinflussten ersten Quartal, in dem das Umschlagvolumen an den drei Hamburger HHLA-Terminals um 4,1 % und damit weniger stark schrumpfte als im größten Nordrange-Seehafen Rotterdam (-4,7 %), müsse man sich “auf eine Situation einstellen, die es in der Firmengeschichte noch nicht gegeben hat und die wir nicht beeinflussen können”, sagte Titzrath. In den ersten drei Monaten fiel das Konzernergebnis nach Anteilen Dritter um zwei Drittel auf 10,1 Mill. Euro.