Hightech-Schlupflöcher im Visier
Hightech-Schlupflöcher im Visier
hei Frankfurt
Die Absicht der USA, die Latte für Technologieexporte höher zu legen, kommt nicht von ungefähr. Allerdings ist der Erfolg fraglich.
Seit die USA den Bannstrahl auf Exporte von Schlüsseltechnologien – allen voran bei Halbleitern – nach China gelegt haben, sind Wirksamkeit und Sinn der Maßnahmen durchaus umstritten. Insbesondere schwergewichtige US-Konzerne haben sich zuletzt immer stärker gegen Exportbeschränkungen gesträubt. Deshalb ist es wenig überraschend, dass sie auch auf Mittel und Wege sinnen, bestehende Vorschriften zum umgehen. So hat etwa der innovationsstarke Halbleiterriese Nvidia nicht nur im Vorfeld bestimmter Maßnahmen von einem milliardenschweren Nachfrageschub nach seinen Hochleistungschips aus China oder auch den arabischen Ländern profitiert, sondern auch sein Portfolio angepasst, um Hürden zu umgehen.
Nvidia umgeht Verbote
So darf Nvidia zwar zwei seiner fortschrittlichen KI-Chips nicht nach China exportieren, hat unterdessen aber Varianten entwickelt, bei denen die Verbote nicht greifen. Dem will die US-Regierung nun nach Reuters-Informationen einen Riegel vorschieben. Neue Vorschriften sollen Schlupflöcher schließen, um die Effektivität bei der Vermeidung des Technologietransfers zu erhöhen. In der Politik herrscht die Sorge, dass China die USA in der Halbleiterentwicklung überholen könnte.
Indes dürfte das Echo auf Seiten der Unternehmen vernehmlich ausfallen. Gerade Nvidia, aber auch Qualcomm, die in China einen beträchtlichen Umsatzanteil im Feuer hat, hatten zuletzt die geschäftlichen Nachteile für US-Firmen betont. Sie wären auf Sicht nicht mehr in der Lage, in einem der größten und wichtigsten Märkte der Welt in Wettbewerb zu treten, kritisierte Nvidia-CFO Colette Kress bei der Vorlage der jüngsten Quartalszahlen.
Durch die vielfältigen Bemühungen, die Exportverbote zu unterlaufen und in China im Geschäft zu bleiben, ist außerdem der Eindruck entstanden, dass der Schaden dieser wirtschaftspolitischen Eingriffe den Nutzen bisher deutlich übersteigt. Denn chinesische Firmen zeigen eine robuste Innovationskraft, die die darauf hindeutet, dass sie in der Lage sind, den Teil des Technologietransfers, der unverzichtbar ist, auf Umwegen zu gewährleisten.
Huawei macht Tempo
Aufhorchen lassen in diesem Zusammenhang die Erfolge der international arg bedrängten Technologieikone Huawei bei der Entwicklung eines eigenen 5G-Chips. Huawei hatte einen herben Einbruch in ihrer Smart-Devices-Division verkraften müssen, nachdem bestimmte Chiptechnologien und Lizenzen für die Google-Systemsoftware Android nicht mehr zugänglich waren. Aber zuletzt stellten die Chinesen Geräte mit 5G-Technik auf Basis eigener Entwicklungen vor, die noch dazu in Rekordzeit vorangetrieben wurden. Global erholt sich die Gerätesparte dem Vernehmen nach spürbar. Während es chinesischen Unternehmen gelingt, Verbotshürden zu umgehen, vermissen westliche Konzerne teilweise den Impuls von zuvor vorhandenen Forschungs- und Entwicklungskooperationen mit chinesischen Firmen – und auch den Einblick in den Stand von Innovationen in China.
Die chinesische Regierung legt US-Konzernen, vor allem Plattformgiganten wie Google oder Meta, im eigenen Land seit langem strenge Fesseln an und kann sich von daher nicht wirtschaftspolitischer Liberalität rühmen. Allerdings hat sie es bisher tunlichst unterlassen, die internationale Expansion heimischer Unternehmen durch Fallstricke zu bremsen. Retourkutschen im Zuge von Handelsstreitigkeiten halten sich – im eigenen Interesse – bisher in Grenzen. Vertreter westlicher Unternehmen haben allerdings Sorge, was passiert, wenn die US-Behörden und die EU – Letztere bei Auto- und Stahlsubventionen – generell den Druck auf China erhöhen.