Zusammenschlüsse

Hoffnung auf Erholung am gebeutelten US-Markt für M&A

Die Medienriesen Warner Bro. Discovery und Paramount Global diskutieren locker über einen Zusammenschluss. Nach den zuletzt angekündigten Deals in der Öl- und Stahlbranche erhoffen sich Marktteilnehmer nun einen neuen M&A-Aufschwung. Doch Regulierungsbehörden und das Weiße Haus legen Fallen aus.

Hoffnung auf Erholung am gebeutelten US-Markt für M&A

Hoffnung auf Erholung am gebeutelten M&A-Markt

Nach Milliardendeals in der Ölindustrie bahnt sich eine Großfusion in der Medienbranche an – Politischer Gegenwind beunruhigt Investmenthäuser

Die Medienriesen Warner Bros. Discovery und Paramount Global diskutieren locker über einen Zusammenschluss. Nach den zuletzt angekündigten Deals in der Öl- und Stahlbranche erhoffen sich Marktteilnehmer nun einen neuen M&A-Aufschwung. Doch Regulierungsbehörden und das Weiße Haus legen Fallen aus.

xaw New York

Am gebeutelten US-Markt für Fusionen und Übernahmen regt sich die Hoffnung auf einen Aufschwung. Genährt haben diese vor Weihnachten auch die CEOs der Mediengiganten Warner Bros. Discovery und Paramount Global, die sich zu einem lockeren Austausch über einen möglichen Zusammenschluss trafen. Durch den im Raum stehenden Aktiendeal würden sich zwei führende Hollywood-Studios sowie einige der bekanntesten Namen der US-Fernsehbranche unter einem Dach vereinigen.

Die Frequenz der tatsächlichen Deal-Ankündigungen ist in den Monaten zuvor bereits gestiegen. Im Oktober gab der Ölriese ExxonMobil bekannt, den Wettbewerber Pioneer Natural Resources für 60 Mrd. Dollar übernehmen zu wollen. Dies bedeutet die größte Transaktion des Konzerns seit der Fusion von Exxon und Mobil im Jahr 1999. Kurz darauf folgte Chevron mit der Ankündigung, den Rivalen Hess für 53 Mrd. Dollar übernehmen zu wollen. Beide Deals sollen im ersten Halbjahr 2024 abgeschlossen werden.

Im vorherigen Jahresverlauf war die Aktivität bei Fusionen und Übernahmen abgesackt. Dealmaker machen vor allem die hohen Zinsniveaus und die verbundene Liquiditätsknappheit an den Märkten verantwortlich. Laut dem Datendienstleister Dealogic fallen die weltweiten M&A-Volumina 2023 mit 3 Bill. Dollar so schwach aus wie seit zehn Jahren nicht. Selbst im vom Corona-Crash geprägten Jahr 2020 fiel die Aktivität höher aus als in den vergangenen zwölf Monaten.

Härtere Regulierung

Dazu beigetragen hat auch, dass die Unternehmen in den USA mit einer verschärften Wettbewerbsregulierung ringen. Besonders die Kartellaufsicht FTC verfolgt unter ihrer seit 2021 amtierenden Vorsitzenden Lina Khan eine aggressive Strategie. Bereits im Jahr von Khans Amtsantritt stellte die Behörde zu Übernahmen 42 Untersuchungsschreiben aus und damit fast doppelt so viele wie 2020. Seither hat die FTC per annum zwei- bis dreimal so viele einstweilige Verfügungen gegen Zusammenschlüsse erwirkt wie in den vorangegangenen Jahren. In der Amtszeit von US-Präsident Joe Biden ist die Behörde gegen elf große Merger auch vor Gericht gezogen, fünf davon hat sie dabei erfolgreich blockiert.

Neben der FTC greift auch das US-Justizministerium stärker durch. Im Vorwahljahr 2023 hat es zwar weniger Unternehmen wegen mutmaßlicher kartellrechtlicher Verstöße angeklagt als 2021 und 2022, dabei aber höhere Geldstrafen erstritten. Das Volumen belief sich bis Ende Oktober auf 267 Mill. Dollar, der rückläufige Trend aus den Vorjahren hat sich damit scharf umgekehrt. Jonathan Kanter, der die Kartellrechtsdivision im Ministerium leitet, führt die nachlassende M&A-Aktivität ab Anfang 2022 auf das Vorgehen seiner Behörde zurück.

In Zusammenarbeit mit der FTC hat das Justizministerium im Juli zudem eine neue Merger-Richtlinie vorgestellt und kurz vor Weihnachten die finalen Regeln veröffentlicht. Damit sinkt die Schwelle deutlich, ab der Behörden Zusammenschlüsse als wettbewerbsschädlich betrachten. Politiker auf beiden Seiten des Spektrums äußern sich besorgt über unerwünschte Konsequenzen. Denn durch die Reform wird der Verbraucherwohlstandard, über Jahrzehnte der Leitstern der US-Kartellprüfung, laut der Anwaltskanzlei Morrison Foerster de facto abgeschafft. Nach diesem Grundsatz gingen Gerichte davon aus, dass Merger häufig positive ökonomische Effekte haben, da sie die operative Effizienz fördern und zu niedrigeren Preisen führen können.

Auch das Weiße Haus schaltet sich unterdessen mit Verweis auf die nationale Sicherheit und die Stabilität von Lieferketten in den Markt für Übernahmen ein. Lael Brainard, oberste Wirtschaftsberaterin der Biden-Regierung, forderte in der abgelaufenen Woche eine "ernsthafte" Überprüfung der 14,1 Mrd. Dollar schweren Akquisition der Industrieikone US Steel durch den japanischen Konkurrenten Nippon Steel. Die beiden Konzerne haben sich freiwillig für eine gesonderte Prüfung des Deals durch das US-Finanzministeriums angemeldet.

Washington mischt sich ein

Vor den Präsidentschaftswahlen 2024 spielen politische Überlegungen am M&A-Markt eine wachsende Rolle. US Steel sitzt in Pennsylvania und betreibt dort große Werke – bei Gewerkschaften weckt die Übernahme durch den japanischen Konkurrenten Sorgen um die Zukunft der inländischen Stahlproduktion und der verbundenen Arbeitsplätze. Für Biden bedeutet dies eine Herausforderung, dürften Stimmen aus Pennsylvania im Kampf um seine Wiederwahl laut Politologen doch entscheidend werden. Der Demokrat John Fetterman, der den Bundesstaat im Senat vertritt, kündigte bereits an, alles in seiner Macht stehende zu tun, um die Übernahme von US Steel zu blockieren.

Auch bei den Milliardendeals in der Ölindustrie ist wohl noch nicht die Zeit zum Aufatmen gekommen, die FTC hat sowohl Untersuchungen zur Übernahme von Pioneer durch ExxonMobil als auch von Hess durch Chevron angekündigt. Damit bleibt die Unsicherheit hoch. Die Investmentboutique PJT Partners warnt bereits, dass sich der erhoffte M&A-Aufschwung noch bis 2025 verzögern könnte.

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