Hoffnung für Ubers Rivalen

Kalifornischer Richter lässt Sammelklage zu - Taxibranche in New York fürchtet Pleitewelle

Hoffnung für Ubers Rivalen

Wagniskapitalgeber feiern das Uber-Geschäftsmodell als genial. Ein Gericht in Kalifornien droht nun allerdings, die gute Stimmung zu verderben. Eine Sammelklage von Ex-Uber-Fahrern, die sich als Angestellte sehen, wurde zugelassen.scd New York – Der Online-Fahrdienst-Vermittler Uber muss sich im US-Bundesstaat Kalifornien einer geschäftsbedrohenden Klage erwehren. Bezirksrichter Edward Chen hat eine von vier ehemaligen Uber-Fahrern gegen den Konzern eingereichte Sammelklage anerkannt. Damit kann nun gerichtlich festgestellt werden, ob die 160 000 ehemaligen und aktuellen Fahrer des Konzerns im Golden State weiter als unabhängige Vertragspartner behandelt werden können oder aber als Angestellte eingestuft werden müssen. Experten gehen davon, dass die Personalkosten für Uber im Fall eines Klageerfolgs um bis zu 40 % steigen und somit das Geschäftsmodell deutlich weniger rentabel gestalten würden.Ein Urteil hätte wohl auch Konsequenzen für Konkurrenten wie Lyft oder andere Firmen der Sharing Economy. Uber zeigt sich von der Sammelklagezulassung offiziell unbeeindruckt. Man sei “nicht überrascht”. Allerdings will Uber gegen die Entscheidung Widerspruch einlegen. Es gebe keinen “typischen Uber-Fahrer”, da diese nur zu ihren eigenen Bedingungen arbeiten, teilte das mit rund 50 Mrd. Dollar bewertete Start-up (siehe Tabelle) mit.Die Beweislast liege nun bei dem Unternehmen, schrieb Chen in der mehr als 60 Seiten umfassenden Urteilsbegründung. Uber müsse nachweisen, dass die Fahrer nicht in einem Angestelltenverhältnis stehen. Dabei helfen könnte Uber, dass viele ihrer Fahrer parallel auch für den Konkurrenten Lyft tätig sind. Dabei entscheiden die Fahrer nach eigener Auskunft jederzeit frei, für wen sie tätig sind. Zudem gibt es keine festen Arbeitszeiten. Die Uber-Fahrer melden sich an und ab, wie sie wollen. Dem Gericht geht es indes nicht nur darum, wie der Arbeitsalltag tatsächlich aussieht. Entscheidender dürfte sein, ob Uber das Recht besitzt, das Arbeitsumfeld der Fahrer zu kontrollieren.Die Klagezulassung wird den kalifornischen Taxi-Unternehmen Hoffnung machen, die durch Uber zunehmend in Bedrängnis geraten. Bis zu einem Urteil könnte es für viele der Firmen allerdings zu spät sein.In New York droht das Meer der gelben Taxen bereits auszudünnen. Die Kreditgenossenschaften der Taxi-Betreiber stellen einen rapiden Anstieg der Kreditausfälle der Taxilizenznehmer fest. Im Januar 2014 war die Welt noch in Ordnung, berichtet ein Anwalt der Melrose Credit Union. Damals wurden Zahlungsausfälle bei Krediten von in Summe nur 32 000 Dollar festgestellt. Bis Mai 2015 war das Volumen auf 168 Mill. Dollar angeschwollen. Ende Juli waren es 206 Mill. Dollar. Werden Umschuldungen mit eingerechnet, beträgt die Summe der Problemkredite per Ende Juli sogar knapp 400 Mill. Dollar – Tendenz rasant steigend. Die im Stadtteil Queens ansässige Melrose ist eine von vier Kreditgenossenschaften, die in New York klagen, um die Uber-Expansion zu bremsen.In New York haben die “Medaillons” genannten Taxi-Lizenzen einen Wert von 10 Mrd. Dollar. Nun wird befürchtet, dass dieser Wert binnen weniger Jahre ausradiert werden könnte. “Unverblümt gesagt, das immanente Risiko … des Zusammenbruchs der gesamten Taxibranche ist nicht nur ein drohendes Szenario – das ist die Realität, die wir bereits beobachten”, schrieb Anwalt Todd Higgins an einen Berater von Bürgermeister Bill De Blasio. Die Zahl der Uber-Fahrten hat sich in New York binnen zwei Jahren verzehnfacht, während die Taxifahrten allein im ersten Halbjahr um ein Zehntel zurückgingen.—– Wertberichtigt Seite 8