Hoffnungsträger ID4
Nach dem Elektro-Kompaktwagen ID3 will Volkswagen auch in diesem Jahr noch mit dem ID4 die erste Elektro-Geländelimousine (SUV) auf Basis des neuen Elektrobaukastens in den Markt kommen. Der Konkurrent des Model Y von Tesla ist der große Hoffnungsträger für die Elektro-Offensive des Konzerns. ste Hamburg – Der Elektro-Kompaktwagen ID3 ist seit einigen Tagen bei den ersten Kunden, den Start der Auslieferungen des ebenfalls auf dem Modularen E-Antriebsbaukasten (MEB) basierenden Kompakt-SUV ID4 plant die Marke Volkswagen noch bis Jahresende. Beide Modelle aus der neuen ID-Elektrofahrzeugfamilie, die in den kommenden Jahren erweitert werden soll, sind Hoffnungsträger für den nach Auslieferungen weltgrößten Fahrzeugbauer. Sie sollen gemeinsam mit anderen Modellen auch von VW-Schwestermarken wie dem Skoda Enyak oder dem Cupra el Born von Seat die Elektromobilität aus der Nische holen. Zugleich dienen sie den Wolfsburgern dazu, die regulatorischen CO2-Vorgaben einzuhalten.Der VW-Konzern hat sich vorgenommen, bis 2050 klimaneutral zu werden. Dass nun die EU-Kommission die EU-weiten CO2-Emissionen bis 2030 anstatt wie bislang geplant um 40 % um mindestens 55 % unter den Wert von 1990 reduzieren will, findet in Wolfsburg grundsätzlich Unterstützung. Man müsse aber über “Meilensteine auf diesem Weg diskutieren”, sagte Ralf Brandstätter, Vorstandschef der Marke Volkswagen, anlässlich einer Präsentation der Pläne für den ID4. Neben einem gesellschaftlichen Konsens brauche es eine höhere CO2-Bepreisung, den Ausbau der erneuerbaren Energien sowie einen Umbau der Wertschöpfungskette mit Berücksichtigung der Rolle der Zulieferer. Die vor zwei Jahren verabschiedeten CO2-Flottengrenzwerte für Pkw würden der Ankündigung der EU-Kommission zufolge von – 37,5 % auf – 50 % verschärft.Die bislang vom VW-Konzern angekündigten Pläne sehen vor, bis 2029 bis zu 75 reine E-Modelle auf den Markt zu bringen und dazu etwa 60 Hybridfahrzeuge. Bis 2030 soll der Anteil der batterieelektrischen Fahrzeuge an den gesamten Konzernauslieferungen auf 30 % steigen. Im vergangenen Jahr lag der Anteil bei rund 1 % gemessen an weltweit rund 11 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen. Die Kernmarke Volkswagen VW Pkw hat sich bis 2025 rund 1,5 Millionen produzierte E-Autos zum Ziel gesetzt. Vom ID4 sollen dann weltweit rund eine halbe Million Fahrzeuge vom Band rollen. Größtes WachstumssegmentDen gestern erläuterten Plänen zufolge sind fünf der acht MEB-Standorte, die bis 2022 in Europa, China und in den USA entstehen sollen, für die ID4-Produktion vorgesehen. In Zwickau, wo auch der ID3 vom Band läuft, hat die ID4-Serienfertigung bereits begonnen. Der ID4 ist für VW auch deshalb von großer Bedeutung, weil er das derzeit weltweit größte Wachstumssegment adressiert, die Klasse der Kompakt-SUVs. In Wolfsburg geht man davon aus, dass 2025 mehr als die Hälfte der verkauften Fahrzeuge aus dem Konzern SUVs sein werden – 2019 war es etwa jedes dritte.Der ID4, der als Konkurrent des Model Y von Tesla bei Autokäufern unter anderem mit einem größeren Innenraum und einem geringeren Preis punkten soll, habe das Potenzial zum “Game Changer”, so Thomas Ulbrich, E-Mobilitäts-Vorstand der Marke VW. Das Fahrzeug soll ohne funktionale Einschränkungen auf dem Stand des bis Jahresende geplanten ersten Updates beim ID3 in den Markt kommen. Die mit den Batterien auf MEB-Basis möglichen Reichweiten seien gut, die Kapazitäten würden weiterentwickelt. Mit negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das geplante Absatzvolumen beim ID4 rechnet man bei Volkswagen nicht.Gleichwohl hält die Kernmarke infolge der Pandemie, in der der Schutz der Mitarbeiter Priorität habe, an der Vorgabe von 100 000 produzierten E-Autos in diesem Jahr nicht mehr fest. Wichtiger als die Stückzahl sei es, über die Fahrzeugflotte hinweg die CO2-Vorgaben einzuhalten. CEO Brandstätter unterstrich weiter, dass man mit dem ID4 bei einer großen Stückzahlproduktion “auskömmliche” Deckungsbeiträge erwirtschaften werde. Das technologische und wirtschaftliche Rückgrat dabei ist der MEB: Bis 2029 sind rund 20 Millionen E-Autos auf Basis dieses Baukastens vorgesehen, womit die notwendigen Skaleneffekte für wettbewerbsfähige Fahrzeuge erreicht werden sollen. Green-Bond-FinanzierungZur Refinanzierung der Elektromodelle ID3 und ID4 sowie von Projekten mit Bezug zum MEB sollen Erlöse aus den ersten beiden grünen Anleihen mit einem Volumen von 2 Mrd. Euro dienen, die VW am Mittwoch am Markt platzierte. Die Green Bonds mit Laufzeiten von acht und zwölf Jahren sowie einer jährlichen Verzinsung von 0,875 % bzw. 1,25 % stießen auf hohe Nachfrage. VW-Finanzvorstand Frank Witter erklärte, im Rahmen der Elektro-Offensive werde man im wichtigen Wachstumssegment der Green Bonds in Zukunft auch verstärkt aktiv sein.