Home24 steht zu alter Prognose
hek Frankfurt
– Der Online-Möbelverkäufer Home24 hat trotz kräftigen Wachstums im ersten Quartal seine Investoren enttäuscht. Denn das in Berlin ansässige Unternehmen verzichtet vorerst auf eine Anhebung des Jahresausblicks. Vorstandschef Marc Appelhoff begründet die Vorsicht mit den coronabedingten Unsicherheiten im weiteren Jahresverlauf. Zudem seien die Lieferketten volatil, die Lieferfristen für Kunden stiegen. Man wolle den Ausblick zum richtigen Zeitpunkt anheben, sagt der CEO in der Telefonkonferenz.
Bis dato rechnet Home24 für 2021 mit 20% bis 40% Umsatzanstieg und einer bereinigten Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen 0% und 2%. Die im SDax vertretene Aktie, die bis Februar stark vom Verkaufsboom infolge der Corona-Pandemie profitiert hatte, stürzte am Dienstag um 15,7% ab.
Appelhoff kündigt steigende Marketingausgaben in Relation zum Umsatz an: „Wir wollen durch eine aggressivere Kundenakquisition Marktanteile gewinnen.“ Der CEO stimmt auf höhere Preise in der gesamten Möbelindustrie ein, weil Materialkosten etwa für Holz und die Ausgaben für Logistik stiegen.
In den ersten drei Monaten schnellten die Auftragseingänge in lokalen Währungen, getrieben vom Europageschäft, um 72% auf 260 Mill. Euro in die Höhe. Das Umsatzwachstum blieb mit währungsbereinigt 64% auf 159 Mill. Euro etwas dahinter zurück, war aber das höchste in einem Quartal seit sechs Jahren.
Die Beschaffungszeiten hätten sich strukturell verlängert, berichtet Appelhoff. Daher verzögere sich die Umsatzrealisierung. Bereinigt um diesen Effekt wäre der Umsatz im Startquartal nach seinen Angaben um 12 Mill. Euro höher ausgefallen. Ins zweite Quartal sei Home24 mit einem Rekordauftragsbestand gegangen. Im April lagen die Ordereingänge um mehr als 30% über dem Wert des Vorjahresmonats. Diesen Anstieg wertet Home24 als „Signal für einen nachhaltigen Trend“. Im April 2020 kam nämlich erstmals der pandemiebedingte Nachfrageschub zum Tragen. Das Management diagnostiziert eine „zunehmende Entkopplung der aktuellen Geschäftsentwicklung von der Covid-19-Krise“. Die Verschiebung vom Offline- zum Onlinehandel setze sich fort.
Das um Sonderfaktoren bereinigte Quartalsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bewegte sich mit 0,6 Mill. Euro knapp über der Nulllinie, nachdem im Vorjahreszeitraum 3,5 Mill. Euro Verlust verbucht wurden. Verlängerte Lieferzeiten, höhere Importkosten und pandemiebedingte Schließungen eigener Geschäfte hätten die Profitabilität belastet, so Appelhoff. Ohne diese Einmalfaktoren liege die bereinigte Ebitda-Marge bei 4,0% bis 4,5% statt 0,4%.
Die ersten Monate seien saisonal von erhöhten Kosten für die Kundenakquisition geprägt. Ende März verfügte Home24 über 2,4 Millionen Kunden, 55% mehr als ein Jahr zuvor. In Brasilien, wo die Tochter Mobly an der Börse notiert, steuern stationäre Geschäfte ein Fünftel zum Umsatz bei. In Europa betreibt Home24 Outlets und Showrooms, die trotz Pandemie weitgehend stabile Verkäufe verzeichnet hätten.
Wertberichtigt Seite 8
Home24 | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Quartal | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Kundenzahl (tsd.) | 2397 | 1549 |
Bestellungen (tsd.) | 983 | 623 |
Bruttoauftragswert | 260 | 158 |
Umsatz | 159 | 103 |
Bereinigtes Ebitda | 1 | –4 |
in % des Umsatzes | 0,4 | –3,4 |
Periodenergebnis | –8 | –11 |
Operativer Cash-flow | –10 | 2 |
Zahlungsmittel | 205 | 43 |
Börsen-Zeitung |