Hometogo sagt für 2025 positiven freien Cashflow voraus
Hometogo vermietet Urlaubsunterkünfte länger als Wettbewerber
Provision steigt nach neun Monaten auf fast 13 Prozent – Freier Cashflow des Online-Marktplatzes soll 2025 positiv ausfallen
md Frankfurt
Die Präsentation von Steffen Schneider, Finanzvorstand von Hometogo, auf dem Deutschen Eigenkapitalforum brachte einige interessante Erkenntnisse. So sei nicht etwa das dritte Quartal, in dem die meisten Menschen Urlaub machen, für den Online-Marktplatz für Ferienhäuser und -wohnungen das wichtigste, sondern das erste – weil dann gebucht wird. Allerdings zeigt die Buchungskurve, die nach März das Jahr über bergab läuft, im Juli – wohl wegen der Spätentschlossenen – noch einmal aufwärts. Buchungserlöse und operatives Ergebnis verhalten sich gemäß Schneider dabei diametral: Während erstere im Startquartal hoch und im dritten Quartal niedrig seien, falle das Ergebnis im ersten Kalenderviertel niedrig und im dritten hoch aus.
Auch seine Behauptung, Familien mit Kindern seien gern gesehene Urlaubsgäste, teilte wohl nicht jeder im Raum. Hier kommt es wohl auf die Benchmark an, denn der CFO nannte als Alternative eine Gruppe von Junggesellen, was unter den Zuhörern offenkundig wilde Assoziationen hervorrief.
Die Aussage, dass die durchschnittliche Urlaubsdauer bei den Buchungen über Hometogo mit sieben Tagen hoch sei, sorgte bei manchen Zuhörern zunächst für Stirnrunzeln. Doch Schneider zufolge liege bei Wettbewerbern der Durchschnitt kaum über drei Tage. Da die Marge mit der Urlaubsdauer ansteige, sei das ein Vorteil für Hometogo.
Zwei Segmente: B2C und B2B
Das Unternehmen ist in zwei Segmente unterteilt: Hometogo-Marktplatz und Hometogo-Pro. Der B2C-Geschäftsbereich Hometogo-Marktplatz bietet gemäß den Angaben mehr als 15 Millionen Ferienunterkünfte von tausenden Vermietern auf lokalisierten Webseiten und Apps in 25 Ländern an. Es sei das weltweit größte Angebot.
Um neue Anbieter von Ferienunterkünften zu ködern und die alten bei der Stange zu halten, wird betont, dass die Partner so ihre Reichweite erhöhen könnten. „Booking.com ist für uns ebenso ein Partner wie der Vermieter von nur einer Ferienwohnung“, warb Schneider.
Der B2B-Geschäftsbereich Hometogo-Pro, der laut dem CFO 2020 gestartet wurde, biete innovative Software- und Servicelösungen für Anbieter von Ferienunterkünften.
Schneider schilderte den Unterschied im Zustandekommen der Erträge, je nach Segment: Im B2C-Bereich sei Hometogo nach neun Monaten auf eine Onsite Take Rate von 12,8% gekommen. Werde für eine Ferienwohnung also 1.000 Euro ausgegeben, erhalte Hometogo 128 Euro. Nach drei Vierteln des Vorjahres hatte die Take Rate nach Unternehmensangaben bei 11,2% gelegen. Im B2B-Bereich bekomme das Unternehmen eine monatlich anfallende Grundgebühr; bei Sonderleistungen kämen Zusatzzahlungen hinzu.
Profitabilität verbessert
„In den ersten neun Monaten des Jahres hat Hometogo auf nachhaltiges Wachstum bei konsequenter Verbesserung der Profitabilität gesetzt", hatte Patrick Andrae, Mitgründer und Vorstandschef von Hometogo, bei Vorlage des jüngsten Zwischenberichts gesagt. „Unsere Ergebnisse des dritten Quartals zeigen dies deutlich mit neuen Rekordwerten und einer starken Verbesserung des bereinigten Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; die Red.) in beiden Geschäftssegmenten.“ Hometogo sei für das verbleibende Geschäftsjahr sowie für 2025 finanziell gut aufgestellt.
Im dritten Quartal verzeichnete Hometogo ein starkes Wachstum der Buchungserlöse um 38% auf knapp 63 Mill. Euro; in den ersten neun Monaten lag der Zuwachs im Vergleich zur Vorjahreszeit bei 31% auf 210 Mill. Euro. Beide Segmente hätten positiv zu diesem Wachstum beigetragen und im dritten Quartal jeweils neue Höchstwerte bei den Buchungserlösen erreicht. Schneider erinnerte daran, dass das bereinigte Ebitda 2023 den Break-even geschafft habe. Der Umsatz der Gruppe stieg zwischen Juli und Ende September um 18% auf über 87 Mill. Euro und erreichte damit einen Quartalsrekordwert.
Beide Geschäftsbereiche hätten zum Wachstum beigetragen, wobei die Erlöse des Marktplatz-Segments im Vorjahresvergleich um 15,6% und die des Pro-Segments um 19,7% gestiegen seien. In den ersten drei Quartalen kletterte der Umsatz den Angaben zufolge um 28% auf 177 Mill. Euro. Wie Hometogo betont, mache das Pro-Segment inzwischen mehr als 30% des Gruppenumsatzes aus.
Marketingeffizienz verbessert
Auch die Profitabilität von Hometogo steigt. Das bereinigte Ebitda legte im abgelaufenen Jahresviertel um 28% auf den Quartalsrekordwert von 36 Mill. Euro zu; davon entfielen knapp 30 Mill. auf das B2C-Geschäft und gut 6 Mill. Euro auf das B2B-Geschäft. Die bereinigte Ebitda-Marge kletterte um 3 Prozentpunkte auf 41%. Die Margenverbesserung spiegele das anhaltende Wachstum in beiden Segmenten, eine starke Kostendisziplin sowie die verbesserte Marketingeffizienz wider.
Der freie Cashflow von Hometogo ist nach wie vor negativ. Allerdings verbesserte sich der zur Verfügung stehende Mittelzufluss in den ersten neun Monaten im Vergleich zur Vorjahreszeit um 50% und belief sich auf –11,2 Mill. Euro, was vor allem auf den gestiegenen operativen Cashflow zurückzuführen ist. Im dritten Quartal verbesserte sich der Free Cashflow um mehr als 10 Mill. Euro und erreichte mit –1 Mill. Euro fast die Gewinnschwelle. Schneider unterstrich, dass der freie Cashflow im nächsten Jahr positiv ausfallen soll.
Prognosen leicht verändert
Mit der Vorlage der Quartalszahlen hatte Hometogo zwei Schätzungen für 2024 in unterschiedliche Richtungen verändert: Während die Prognose für die Buchungserlöse angehoben wurde – es wird nun ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um über 34% auf mehr als 255 Mill. Euro erwartet nach zuvor über 30% auf mehr als 250 Mill. Euro –, wurde die Umsatzvoraussage von mehr als 220 Mill. Euro auf die Spanne von 215 Mill. bis 220 Mill. Euro – ein Zuwachs von 32 bis 35% – leicht gesenkt. Ausschlaggebend für die Prognoseänderungen seien eine geringere als erwartete Last-Minute-Nachfrage im nordamerikanischen Werbegeschäft sowie eine gestiegene Stornierungsrate im dritten Quartal gewesen. Schneider bestätigte die Schätzung für das bereinigte Ebitda in diesem Jahr von mehr als 10 Mill. Euro, was einem Plus über 400% entsprechen würde.
Sitz in Luxemburg, gesteuert von Berlin aus
Entstanden ist die Hometogo SE im Wege des Zusammenschlusses der 2014 gegründeten Hometogo mit der Lakestar Spac I SE, die im Dezember 2020 eingeführt worden war – zum Zweck des Erwerbs eines operativen Unternehmens aus dem Technologiesektor mit Hauptgeschäftsbetrieb im Europa. Während sich heute der eingetragene Sitz der Obergesellschaft Hometogo SE in Luxemburg befindet, liegt der Hauptsitz der Hometogo GmbH mit ihrem Online-Marktplatz für Ferienunterkünfte in Berlin.
Schwache Performance seit IPO
Investoren, die nach dem Börsengang von Hometogo im Februar 2021 in die Aktie investiert und sie gehalten haben, wurden damit nicht glücklich. Der Emissionspreis von 10 Euro pro Aktie wurde nur in den ersten Tagen übertroffen, als das Rekordhoch bei 11,50 Euro erreicht wurde. Zwischen September 2021 und Oktober 2022 krachte der Kurs aber von über 10 Euro auf unter 2 Euro ein. Von diesem Rückschlag hat sich das Papier nie nachhaltig erholt – der Kurs ist seither nicht mehr über 3,50 Euro gestiegen. Gegenwärtig kostet das Papier etwa 2,20 Euro; damit liegt die Marktkapitalisierung bei 265 Mill. Euro.