Honeywell wird mit Elster smart
Von Walther Becker, FrankfurtDie Zeiten der Elster Group unter dem Dach der britischen Melrose sind schon wieder gezählt. Der Industrieinvestor verkauft den Messtechnikspezialisten, der erst 2012 erworben wurde. Erwerber Honeywell blättert 5,1 Mrd. Dollar für das Geschäft mit deutschen Wurzeln hin. Die Briten machen einen schönen Schnitt: Sie hatten Elster für 2,7 Mrd. Dollar (inklusive Schulden von 400 Mill. Dollar) erworben. Hinter Elster verbirgt sich im Kern die frühere Ruhrgas Industries.Es geht um “intelligente” Zähler – Smart Meter -, die tatsächlichen Energieverbrauch und tatsächliche Nutzungszeit anzeigen und in ein Kommunikationsnetz eingebunden sind. Thema ist Energieeffizienz. Google hatte 2014 mit dem Kauf von Nest Labs für Aufsehen gesorgt. Die Akquisition des Herstellers von vernetzten Rauchmeldern und Thermostaten für über 3 Mrd. Dollar war als Einstieg in den Kampf um den vernetzten Haushalt gewertet worden, wo auch Bosch eine Rolle spielt.Melrose hat nach eigenen Angaben das für Elster eingesetzte Eigenkapital mit dem Faktor 2,3 gemehrt, die IRR (Internal Rate of Return) wird für die drei Jahre auf 33 % p. a. beziffert. Die Briten wollen nach dem Verkauf 2 Mrd. Pfund ausschütten. Das trieb die Aktie am Dienstag um knapp 10 %. Die Bewertung des Deals liegt um 30 % über der Melrose-Marktkapitalisierung vor der Ankündigung des Verkaufs.CVC hatte Elster 2005 von Eon für 1,5 Mrd. Dollar inklusive Schulden übernommen. Fünf Jahre später wurde das Geschäft als Elster Group in einem schwierigen Prozess an die New Yorker Börse gebracht. Größter DealNun sollen die Aktivitäten in Honeywell aufgehen, für die der Deal die größte Übernahme ist, seit 1999 Honeywell von Allied Signal aufgekauft wurde, wobei das Unternehmen danach unter dem bekannteren Namen Honeywell firmiert. Diese hat es vor allem auf das Erdgasgeschäft abgesehen. Bei Gaszählern ist Elster Weltmarktführer. Honeywell-CEO Dave Cote stellt sich Elster auch als Plattform für weitere Zukäufe vor. Das US-Konglomerat ist in Luft- und Raumfahrt, Spezialchemie, Transport sowie Automatisierungs- und Steuerungstechnik tätig. Aerospace ist größte Division, Steuerungstechnik mit 14,9 Mrd. Dollar Umsatz die Nummer 2. Honeywell setzte im alten Jahr 40,3 Mrd. Dollar um, wies einen freien Cash-flow von 3,9 Mrd. Dollar aus und verdiente netto 4,3 Mrd. Dollar. Die langfristigen Schulden lagen Ende 2014 bei rund 6 Mrd. Dollar.Honeywell zahlt das 12,6-Fache des für 2015 geschätzten Ergebnisses vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von Elster. Diese bringe eine operative Marge von 20 % und 1,8 Mrd. Dollar Umsatz mit. 65 % des Geschäfts entfallen auf Gas, 21 % auf Elektrizität und 14 % auf Wasser. 6 800 Beschäftigte sind für Elster in größeren Niederlassungen in Deutschland, den USA und der Slowakei tätig. Angepeilt werden mindestens 8 % Kostensynergien. Honywell hat damit die Hälfte ihres bis 2018 als M & A-Budget genannten Rahmens ausgeschöpft.Rothschild ist Lead Adviser von Melrose, die daneben auf J.P. Morgan setzt. 2012 wurde Elster von Rothschild und Deutscher Bank, Melrose von J.P. Morgan beraten. Melrose, hinter der ausnahmslos Londoner institutionelle Adressen stehen, genießt durch ihre Performance die Gunst ihrer Investoren. Geschäftsmodell ist, Firmen zu kaufen, zu drehen und mit Gewinn abzustoßen. Dabei investiert man nicht aus Fonds, sondern zapft die Aktionäre an. Elster wurde 1848 in Berlin gegründet und gehörte seit 1985 zu Ruhrgas.—– Personen Seite 12