CEO und Aktie von Hugo Boss unter Druck
CEO und Aktie von Hugo Boss unter Druck
Vorstandschef Grieder soll mit Investor Benko eine „Fashion Investment Group“ geplant haben – Kurs des MDax-Wertes bricht im November um 25 Prozent ein
md Frankfurt
Daniel Grieder, Vorstandschef von Hugo Boss, soll nach Medienberichten im März 2023 dem österreichischen Immobilieninvestor René Benko den Aufbau einer „Fashion Investment Group“ vorgeschlagen haben. Neben einem Anteil an dem Bekleidungshersteller sollte die Gesellschaft auch noch Beteiligungen an weiteren Unternehmen übernehmen und so eine Investmentfirma für Mode werden.
Der Aufbau dieser Modegruppe hätte nach Informationen der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), der die entsprechende Präsentation vorliege, in drei Phasen erfolgen sollen. Zunächst hätten mehrere Personen rund um Grieder zu Ankerinvestoren von Hugo Boss werden sollen. Zu diesem Zweck hätte die Personengruppe über die Börse Anteile an der im schwäbischen Metzingen ansässigen Firma erworben. In einem zweiten Schritt hätten Minderheitsbeteiligungen an Unternehmen wie Adidas aufgebaut oder Modehersteller wie Bally und Bogner vollständig übernommen werden sollen. Nach seinem Ausscheiden als CEO von Hugo Boss (seit Sommer 2021) hätte Grieder dann in der Schlussphase des Plans die Führung der Gruppe übernehmen und weitere Investitionsziele identifizieren sollen.
Für den operativen Aufbau der Fashion Investment Group, inklusive des Einsammelns des Hugo-Boss-Aktienpaketes, wären laut einer E-Mail, zu der die NZZ nach eigenen Angaben ebenfalls Zugang hat, Christoph Zeiss und Martin Weckwerth zuständig gewesen. Sie hätten auch finanziell an der Investmentgesellschaft beteiligt werden sollen. Zeiss ist Headhunter und hat laut NZZ Grieder, der Schweizer Staatsbürger ist, zu Hugo Boss vermittelt. Weckwerth war schon einmal im Verwaltungsrat des Modeherstellers. Grieder habe ihn erneut als Verbündeten in das Gremium holen wollen, „damit ich die Beschlüsse schneller durchziehen kann“, wie er Benko geschrieben habe.
Verstoß gegen Insiderregeln?
In der E-Mail an Benko habe Grieder auf eine möglichst rasche Umsetzung gedrängt. Auf dem Investorentag von Hugo Boss im Juni 2023 sollte die erweiterte Strategie verkündet werden: Statt eines mittelfristigen Umsatzziels von 4 Mrd. Euro – wie bis dahin kommuniziert – sollte dieses auf 5 Mrd. Euro erhöht und ein Ebit-Margenziel von 12% ausgerufen werden. „Das wird den Aktienkurs extrem hochtreiben, denke ich“, habe der Hugo-Boss-Chef in der Nachricht geschrieben, welche der NZZ vorliege.
Im Frühling 2023, als sich Grieder mit der Idee für die Mode-Holding an Benko wandte, waren dessen Investoren und Gesellschafter bereits gewarnt. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten bei der von Benko gegründeten Signa Holding nahmen schon seinerzeit zu, so dass der Österreicher ständig auf der Suche nach frischem Geld war.
Strategische Ziele erhöht
Die Frage, die sich Beobachter nun stellen, lautet: Enthält die E-Mail von Grieder an Benko börsenrelevante Informationen, die nicht an Dritte hätten verschickt werden dürfen? Ob die Weitergabe von Informationen im Zusammenhang mit einem möglichen Investment geschehen sei, das dann später nicht stattgefunden habe, spielt nach Ansicht von Kapitalmarktexperten für die Beurteilung keine Rolle. Insiderdelikte müssten nicht zu einer Bereicherung des Täters oder eines Dritten führen, um bestraft werden zu können. Jedenfalls hatte Hugo Boss Mitte Juni 2023 tatsächlich eine erweiterte Strategie veröffentlicht, die mittelfristig ein Umsatzziel von 5 Mrd. Euro und eine Ebit-Marge von mindestens 12% vorsieht.
Viele offene Fragen
Warum das Projekt nicht weiterverfolgt wurde, scheint offenkundig: Sowohl auf Seiten von Hugo Boss als auch bei Benko ging es von Sommer 2023 an bergab. Bei Benko zerschlug sich die Hoffnung, doch noch frisches Kapital für seine Signa-Gruppe aufzutreiben, so dass die Holding im November 2023 Insolvenz anmelden musste. Bei Hugo Boss war es der konjunkturelle Gegenwind – vor allem in China –, der das zuvor stark wachsende Unternehmen bremste. Auf Anfrage der Börsen-Zeitung teilte Hugo Boss mit, es habe weder 2023 noch zu einem anderen Zeitpunkt „geheime Pläne“ seitens Herrn Grieder gegeben.
„Selbstverständlich waren seinerzeit alle relevanten internen Stellen bei Hugo Boss stets über die beschriebenen ersten Überlegungen bzw. Ideen informiert, die im Übrigen nie – weder wie beschrieben noch anders – weiterverfolgt oder auch nur ansatzweise umgesetzt wurden“, heißt es in dem Statement. Wer die „relevanten internen Stellen“ sind bzw. ob der Großaktionär, die Familie Marzotto (15%), dazu zählte, lässt das Unternehmen offen.
„In Bezug auf die in Presseberichten in den Raum gestellten Vorwürfe über mögliche Verstöße gegen das Verbot von Insidergeschäften oder wegen unrechtmäßiger Offenlegung von Insiderinformationen, sind wir als Unternehmen unverändert der Auffassung, dass ein solcher Verstoß nicht vorliegt“, teilt Hugo Boss weiter mit. Das Verhalten von Herrn Grieder habe im Einklang mit geltendem Recht gestanden.
Ebenso ständen die von Herrn Grieder und seiner Frau getätigten Aktienkäufe jeweils im Einklang mit den Vorgaben des geltenden Rechts und seien zudem ordnungsgemäß veröffentlicht worden.
Tief seit Februar 2021
Die zuletzt enttäuschenden Zahlen von Hugo Boss, Prognosesenkungen, die jüngsten Medienberichte sowie die branchenweite Flaute belasten den Kurs des MDax-Unternehmens schwer. Allein seit Monatsanfang hat die Hugo-Boss-Aktie 25% an Wert verloren. Am Freitag rutschte das Papier bis auf 32 Euro; das war der tiefste Stand seit Februar 2021.
Nächsten Dienstag findet bei Hugo Boss eine Aufsichtsratssitzung statt. Es gibt Diskussions- und Klärungsbedarf.
Daniel Grieder, CEO von Hugo Boss, hat nach Medienberichten im März 2023 dem österreichischen Investor René Benko den Aufbau einer „Fashion Investment Group“ vorgeschlagen. In der Kommunikation zwischen Grieder und Benko könnten börsenrelevante Informationen weitergegeben worden sein. Mit der Aktie geht es bergab.