Hugo Boss rutscht tiefer in die roten Zahlen

Für zweites Quartal Umsatzminus von mindestens 50 Prozent prognostiziert - Sparziel von 600 Mill. Euro

Hugo Boss rutscht tiefer in die roten Zahlen

md Frankfurt – Der Modekonzern Hugo Boss hat infolge der Corona-Pandemie im ersten Quartal Verlust gemacht. Hauptgrund war, dass zeitweise fast alle eigenen Läden geschlossen waren. Aktuell seien noch mehr als drei Viertel der weltweit gut 1 000 eigenen Verkaufspunkte zu, sagte Vorstandschef Mark Langer in einer Telefonkonferenz. Für das laufende Vierteljahr ist davon auszugehen, dass das Unternehmen tiefer in die roten Zahlen rutscht. Mit sukzessiven Verbesserungen rechne das Management erst vom dritten Quartal an. Aufgrund der ungewissen Entwicklung der Pandemie in vielen wichtigen Absatzmärkten sei derzeit keine Vorhersage für Umsatz und Ergebnis 2020 möglich.Für das zweite Quartal wird mit einem deutlicheren Umsatz- und Ergebnisrückgang als im ersten gerechnet – eine Folge der anhaltenden Schließung eigener Geschäfte sowie von Verkaufspunkten bei wichtigen Handelspartnern in Europa und Amerika. Die beiden Regionen tragen rund 85 % zum Konzernumsatz bei. In Summe gehe Hugo Boss für das zweite Quartal von einem währungsbereinigten Umsatzrückgang um mindestens 50 % aus.Von Januar bis Ende März fiel der Erlös um 16 % (währungsbereinigt: 17 %) auf 555 Mill. Euro. Nach einem “äußerst erfreulichen Start” in das Jahr habe die globale Ausbreitung des Coronavirus zu deutlichen Beeinträchtigungen geführt. In der Region Asien/Pazifik seien die Auswirkungen bereits ab Ende Januar spürbar gewesen. Der Quartalsumsatz brach hier währungsbereinigt um 31 % ein. In Europa und Amerika habe das Minus 14 % bzw. 17 % betragen. In diesen beiden Regionen begann die Ausbreitung des Virus rund einen Monat später.Dagegen sei das Online-Geschäft von Hugo Boss dynamisch gewachsen. In diesem Vertriebskanal sprangen die Erlöse währungsbereinigt um 39 %. Damit sei man im eigenen Online-Handel das zehnte Quartal in Folge deutlich zweistellig gewachsen. Gemessen am Konzernerlös machte das Online-Geschäft 11 (i. V. 7) % aus. Im April habe sich der Umsatz über den eigenen Online-Store und die Websites wichtiger Partner im Vergleich zur Vorjahreszeit mehr als verdoppelt.Insgesamt gingen die Einzelhandelsumsätze im ersten Quartal währungsbereinigt aber um 17 % zurück. Im Großhandelsgeschäft habe sich das Minus auf 18 % belaufen. Die Erlöseinbuße führte zu Verlusten. So brach das operative Ergebnis (Ebit) im ersten Quartal auf – 14 Mill. Euro ein; im Vorjahr war ein Plus von 57 Mill. Euro erwirtschaftet worden. Entspannung in ChinaPositiv wirke sich die fortschreitende Entspannung auf dem chinesischen Festland aus. Dort seien seit Ende März alle Hugo-Boss-eigenen Geschäfte wieder geöffnet. Die im April erzielten Umsätze lägen nur noch 15 % bis 20 % unter Vorjahr.Dank der gesunden Bilanzstruktur sieht sich Hugo Boss für die finanziellen Herausforderungen der globalen Krise gut gerüstet. Das Unternehmen habe Maßnahmen im Volumen von insgesamt 600 Mill. Euro zur Sicherung des Free Cash-flow eingeleitet.Einsparungen von mindestens 150 Mill. Euro sollen 2020 durch “striktes Kostenmanagement” erzielt werden. Darunter fallen vor allem Maßnahmen zur Reduzierung der Arbeitszeiten und der Personalkosten (Kurzarbeit). Langer schloss einen Stellenabbau nicht aus, falls sich das Geschäft im Jahresverlauf nicht erholt. Auch bei den Vertriebs- und Marketingaufwendungen sollen Kosten deutlich reduziert werden. Mit Vermietern werde über eine Senkung der Mietaufwendungen verhandelt.Um den Anstieg des kurzfristigen operativen Nettovermögens zu bremsen, werde man den Bestandszufluss 2020 um mindestens 200 Mill. Euro gegenüber dem ursprünglichen Plan reduzieren. Das Investitionsbudget von 150 Mill. soll um ein Drittel gekürzt werden. Und durch die Senkung der geplanten Ausschüttung von 2,75 (2,70) Euro auf die gesetzliche Mindestdividende von 0,04 Euro je Aktie bleiben laut Langer 190 Mill. Euro im Unternehmen.Zum 31. März verfügte der Konzern über liquide Mittel von 102 Mill. Euro. Daneben stehe ein revolvierender Konsortialkredit von 450 Mill. zur Verfügung, der am Bilanzstichtag mit 122 Mill. Euro beansprucht worden sei. Langer betonte, dass keine Staatshilfe beantragt wird. Die Hauptversammlung findet am 27. Mai virtuell statt. Der für 18. und 19. Juni geplante Investorentag, auf dem über mittelfristige Ziele informiert werden sollte, wird verschoben. – Wertberichtigt Seite 8