PUSH-OUT SCORE

Hundert eisige Worte

Frostiger CEO-Wechsel bei Aurubis - Push-out Score von 10 zeigt unfreiwilligen Abschied an

Hundert eisige Worte

ds Frankfurt – Aurubis-CEO Jürgen Schachler wird Ende Juli 65 Jahre alt und wird mit Ablauf seines Vertrages am 30. Juni bei dem größten Kupferproduzenten Europas ausscheiden. Ein ruhmreicher Wechsel in den Ruhestand? Zunächst sieht es nach einem eiskalten Abschied aus. Der Push-out Score von 10, der vom Forschungsdienstleister Exechange (* siehe Anmerkung oben) festgelegt wurde, zeigt einen unfreiwilligen Abtritt an.Wieso muss das sein? Erstens ist Schachler im üblichen Rentenalter, zweitens geht er mit komfortabler Vorlaufzeit von bis zu 202 Tagen, drittens bringt er es dann auf eine noch akzeptable Amtszeit von drei Jahren, viertens erhält er in der Mitteilung “die Anerkennung der Gesellschaft” für “einen wichtigen Beitrag zur strategischen Weiterentwicklung des Konzerns”. Bei genauem Blick sind Warnsignale nicht zu übersehen. Erstens macht stutzig, dass sich der Aktienkurs seit Anfang 2018 etwa halbiert hat. Zweitens hat Aurubis gut zwei Wochen zuvor auf einen Gewinnrückgang eingestimmt. Drittens wurde erst jetzt mit der Nachfolgersuche begonnen. Viertens und fünftens lassen die auch für hanseatische Verhältnisse extrem kühle Sprache und die auffällige Form der Mitteilung vom 10. Dezember 2018 aufmerken. Sie besteht aus weniger als 100 Worten.Diese sind genau zu lesen, besonders die Wörter Nummer 7 bis 13. Sie lassen keinen Zweifel, von wem die Initiative für die Trennung ausging, nämlich vom Aufsichtsrat, nicht vom CEO. Der erste Satz lautet: “Im Rahmen seiner heutigen regulären Sitzung hat der Aufsichtsrat der Aurubis AG beschlossen, dass Herr Jürgen Schachler, der Ende Juli 2019 sein 65. Lebensjahr vollendet, mit Ablauf seines Vertrages am 30.06.2019 aus dem Unternehmen ausscheidet.” Um es ganz klar zu sagen: Es gibt Fälle, in denen ein CEO im Alter von 64 Jahren nicht mehr für eine Verlängerung seines Vertrages zur Verfügung steht. Ganz anders sieht es aus, wenn ein Aufsichtsrat 202 Tage vor Ablauf des Vertrages des Vorstandsvorsitzenden formell beschließt, dass der Vorstandsvorsitzende das Unternehmen verlässt. Gab es ein Zerwürfnis? Tief blicken lässt jedenfalls der vorletzte Satz der Mitteilung: “Es ist jetzt der richtige Moment, um mit Fokus auf operativer Exzellenz und strategischem Wachstum die Weichen für die Zukunft zu stellen.”Operative Exzellenz, Wachstum, Weichen stellen: Damit wird klar, was der Aufsichtsrat, der seit 1. März von Fritz Vahrenholt geführt wird, von dem scheidenden CEO offenbar nicht mehr erwartet.