Hymer boomt und expandiert nach China
wb Frankfurt – Der Wohnmobilhersteller Hymer putzt sich für Investoren heraus: das Familienunternehmen, das schon bis 2013 gelistet war, expandiert nach China und profitiert von dem stärksten Branchenboom bisher. Das gäbe eine Equity Story her und damit könnte das Unternehmen aus Bad Waldsee auch bei Investoren punkten. Seit fünfeinhalb Monaten werden die Alternativen im “Dual Track” geprüft. Bis Mitte September dürfte mit einer Entscheidung zu rechnen sein; für die Option Börse käme dann der Anfang nächsten Jahres in Betracht, ist zu hören.Die Familie schaue sich “verschiedene strategische Ansätze an, die das Wachstum des Unternehmens unterstützen und die Gruppe in einem dynamischen Weltmarkt bestmöglich positionieren”, hieß es (vgl. BZ vom 14. März). Optionen seien ein Börsengang oder die Beteiligung eines strategischen Partners. Vorgesehen sei, eine “bedeutende” Minderheit abzugeben. Die Investmentbank Macquarie wurde damit beauftragt, die Familie zu begleiten, hieß es im März. Die Bewertung schätzten Beobachter grob auf etwa 2 Mrd. Euro. Der kleinere Rivale Knaus Tabbert ließ seine Börsenpläne Ende Mai in der Schublade verschwinden. Wie die Erwin Hymer Group, zu der auch weitere Marken wie Dethleffs oder Bürstner gehören, jetzt auf dem Caravan Salon in Düsseldorf angekündigt hat, wird ein Joint Venture mit dem chinesischen Hersteller Loncen gegründet, womit man den ersten Schritt in diese Region mit großem Wachstumspotenzial mache. Nach Schätzungen werde das dortige Marktvolumen bis 2020 auf bis zu 22 Mrd. Euro steigen. Luoyang Erwin Hymer-Loncen Caravan produziere in und für China Reisemobile und Wohnwagen aus der Produktpalette beider Seiten. Mit 61 700 verkauften Fahrzeugen – 12 % mehr als zuvor – meldet Hymer einen Absatzrekord für 2017/18 (per Ende August) und mit 2,5 Mrd. Euro – plus 19 % – ein Umsatzhoch. Diese Rekorde seien auch erste Ergebnisse der Internationalisierungsstrategie der Gruppe. Denn Caravaning liege auch in Nordamerika im Trend, wo Hymer die Marktanteile kräftig gesteigert habe. Die Neuzulassungen von Freizeitfahrzeugen stiegen branchenweit in Deutschland in der ersten Jahreshälfte um 10,7 % auf den Rekord von rund 46 500 Einheiten. Besonders stark entwickelten sich laut der Branchenlobby CIVD die Reisemobilneuzulassungen mit 14,4 % auf 31 000.