IAA geht bei Städten auf Brautschau
Nach dem enttäuschenden und von internen Streitigkeiten geprägten Verlauf der Automesse IAA im September hat der Branchenverband VDA ein neues Konzept erarbeitet, das schon bei der nächsten Automesse im Jahr 2021 Anwendung finden soll. Für den Ausrichtungsort sollen sich Städte bewerben können. In Frankfurt hatten sich die Autobauer zuletzt nicht mehr willkommen gefühlt.scd Frankfurt – Die Automesse IAA hat im September eventuell zum letzten Mal in Frankfurt stattgefunden. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat nach dem enttäuschenden Verlauf mit weniger prominenten Ausstellern und einem Besucherabsturz auf nur noch 560 000 (2017: 810 000) Menschen nicht nur das Konzept überarbeitet, sondern auch die Ausrichtung in der Mainmetropole in Frage gestellt. Die neue IAA soll keine Autoshow mehr sein, sondern eine umfassende Mobilitätsplattform werden. “Die IAA wird keine reine Autoshow mehr sein”, verspricht der scheidende VDA-Präsident Bernhard Mattes. “Sie wird raus aus den Messehallen und in die Städte gehen.”Der Umbau ist nicht nur eine Reaktion auf die IAA-Schwäche, sondern auch auf die Krise des Konzepts der Produktmessen insgesamt. So ist die Computermesse Cebit dieses Jahr als eigenständige Messe aufgegeben worden und wieder in der Industrieschau Hannover Messe aufgegangen, aus der sie 1986 hervorgegangen war. Auch die Detroit Motor Show, das US-Pendant zur IAA, kämpft seit Jahren erfolglos gegen den Bedeutungsverlust. Gut laufende Messen wie die Mobilfunkmesse in Barcelona oder die CES in Las Vegas bestechen vor allem mit hohem Freizeitwert vor Ort für Messebesucher.Künftig will sich der VDA zumindest offenhalten, wo die Messe ausgetragen wird, und hat so bereits eine Vielzahl von Interessenten angelockt. Dem Verband zufolge haben sich in der ersten Runde neben Frankfurt auch Berlin, München, Köln, Hamburg und Stuttgart beworben. Diesen seien die nötigen Unterlagen inklusive Anforderungskatalog, Timing und Erläuterungen zugesandt worden. Mit weiteren Bewerbern sei man im Gespräch.Einige Automanager hatten sich im Herbst über den Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann geärgert, der in einer vorbereiteten Rede zur Messeeröffnung die Autoindustrie kritisieren und die Klimademonstranten loben wollte. Zu der Rede war es dann aber nicht gekommen, weil Feldmann bei der Eröffnung dann doch nicht sprechen durfte. Nun verlangt der Verband von den Kommunen und Messegesellschaften, die sich bewerben, ein eigenes Organisationskonzept und Investitionen – etwa in Ladeinfrastruktur für E-Autos.Die neue IAA setzt auf drei Säulen: Die klassische Messe, wo Automobilhersteller, Zulieferer und Mobilitätsdienstleister im Rahmen von Premieren, Pressekonferenzen und Markeninszenierungen ihre neuesten Fahrzeuge und Entwicklungen präsentieren und aktuelle Themen kritisch diskutieren. Hinzu kommt als zweite Säule eine urbane Veranstaltungsfläche für Probefahrten auf großzügigen Teststrecken und Parcours auf abgesperrten Straßen und Arealen. Besucher sollen dort neueste Technologie, wie beispielsweise automatisiert fahrende Autos mit alternativen Antrieben, neueste Modelle oder neue Mobilitätsangebote in Praxistests erleben können. Verbindungsglied zwischen dem Kern der IAA und dem urbanen Areal ist als dritte Säule eine Erlebnisachse. Dort pendeln Konzept-, Test- und Serienfahrzeuge der Aussteller und lassen die Besucher neueste Technologie bis hin zum automatisierten Fahren unmittelbar im Praxistest erleben. Städtische Verkehrsangebote sollen eingebunden werden. Wer den Zuschlag erhält, soll im ersten Quartal 2020 entschieden werden.