IM GESPRÄCH: DAVID REIS, STRATASYS

"Ich habe keinen 3-D-Drucker zu Hause"

Der CEO der Nummer 1 über Pläne von Hewlett-Packard, Zukäufe und die Trennung von Arbeit und Freizeit

"Ich habe keinen 3-D-Drucker zu Hause"

Die beiden US-amerikanischen Maschinenbauer Stratasys und 3DSystems kämpfen um die Führungsposition im 3-D-Druck. Gemessen am Umsatz von 2013 lag 3DSystems vorn, in den ersten neun Monaten 2014 ist Stratasys mit 533 Mill. Dollar Umsatz aber an dem Konkurrenten vorbeigezogen, der nur auf 466 Mill. Dollar kam. An der Börse bringt Stratasys mit 5,3 Mrd. Dollar schon deutlich mehr auf die Waage als 3DSystems mit 4,1 Mrd. Dollar. Stratasys-CEO David Reis äußert sich im Interview der Börsen-Zeitung auf der Fachmesse Euromold zu seiner Strategie.- Herr Reis, haben Sie zu Hause einen 3-D-Drucker?Nein. Ich habe keinen 3-D-Drucker zu Hause.- Wieso? Sie könnten sich sicher einen leisten. Und Avi Reichental, der CEO Ihres schärfsten Konkurrenten 3D Systems, hat sogar zwei.Ich trenne Beruf und Privatleben. Zu Hause mache ich etwas anderes als im Büro.- Wird ein 3-D-Drucker zu Hause bald so üblich sein wie ein PC?Ich denke nein. Der Tag, an dem es allgemein üblich ist, Teile zu Hause zu drucken, ist weit weg. Das machen Hobbybastler und Heimwerker. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Frau Teile für unseren Haushalt druckt, nicht mal eine kaputte Türklinke – auch in zehn Jahren nicht.- Die meisten Aktien von 3-D-Druckern sind im Jahr 2014 dramatisch gefallen, das Stratasys-Papier hat sich schnell wieder von einem Kurssturz erholt. Was machen Sie besser als Ihre Konkurrenten?Zu den Wettbewerbern äußere ich mich nicht. Wir sind sehr fokussiert. Das spiegelt sich in unseren Ergebnissen.- Gemessen am Umsatz lag 3D Systems 2013 vorn, in den ersten neun Monaten 2014 Stratasys. Wann überholen Sie den Konkurrenten endgültig?Auch im Gesamtjahr 2014 werden wir bei den Erlösen wohl höher liegen als 3D Systems.- Heute kommen 3-D-Drucker noch vor allem in der industriellen Fertigung zum Einsatz, der Markt für Endverbraucher ist gemessen am Umsatzvolumen noch ziemlich klein. Wann ändert sich das?Bei Druckern, die auf den Schreibtisch passen, wird es sehr großes Wachstum geben. Man wird sie beispielsweise verwenden für Konzept- und Designaufgaben. Aber das Wachstum von 3-D-Druckern als Haushaltsgerät wird wohl begrenzt bleiben.- In Deutschland sitzen viele bekannte Hersteller von 3-D-Druckern, darunter auch börsennotierte wie Voxeljet oder SLM Solutions. Denken Sie an Kooperationen oder Akquisitionen?Ja, wir kennen viele der deutschen Hersteller von 3-D-Druckern. Wir suchen ständig nach Unternehmen, die unser Angebot ergänzen können. Das gilt für Hardware, Software und Druckmaterialien. Und wir schauen nach Gesellschaften, die unseren Marktzugang verbessern. Dort haben wir uns in Japan und Korea schon verstärkt, und natürlich betrachten wir auch andere Regionen weltweit.- Kritiker glauben, dass 3-D-Druck immer ein Nischenprodukt für Spezialanwendungen in der Industrie oder technikbegeisterte Bastler sein wird. Was glauben Sie?Der Einfluss der 3-D-Drucktechnologie auf die Menschheit wird sicher nicht so groß sein wie der von Smartphone oder Internet. Aber 3-D-Druck ist weit mehr als eine Nischentechnologie. 3-D-Druck verändert die Art, wie wir Produkte herstellen, insofern ist es eine disruptive Technik. Und er verändert die Welt für Designer und die Ausbildung. Heute drucken schon Studenten ihre Designs und Modelle. Aber die Veränderungen passieren nicht von heute auf morgen. Das alles braucht Zeit.- Hewlett-Packard hat angekündigt, 2016 einen extrem schnellen 3-D-Drucker auf den Markt zu bringen. Ist die Technik von HP besser als Ihre? Oder arbeiten Sie an einer ähnlichen Technik?HP ist eine sehr große und sehr ernst zu nehmende Gesellschaft, insofern nehmen wir auch deren Pläne im 3-D-Druck ernst. Die Technologie, die sie verwenden wollen, kenne ich, aber nicht die genauen Details des neuen Produktes. Auf jeden Fall wird diese Technik aber nicht für jede Anwendung geeignet sein. Außerdem: Wir geben ja auch eine Menge Geld für Forschung und Entwicklung aus. Und wir sind ja auch keine kleine Company.—-Das Interview führte Daniel Schauber.