Größte Übernahme in der Firmengeschichte

Ideal Standard wird für Villeroy & Boch teurer als gedacht

Die Übernahme des belgischen Badprodukteherstellers Ideal Standard wird für Villeroy & Boch etwas teurer als gedacht. Das Unternehmen hat durch den Deal aber zu den größten Badprodukteherstellern Europas aufgeschlossen.

Ideal Standard wird für Villeroy & Boch teurer als gedacht

Ideal wird für Villeroy teurer als gedacht

Erwerbskosten bei 454 Mill. statt 430 Mill. Euro – Finanzierung nagt am Ergebnis

md Frankfurt

Nach der Übernahme des belgischen Badprodukteherstellers Ideal Standard im März vorigen Jahres weist Villeroy & Boch für 2024 einen Rekordumsatz aus. Wie der Geschirrhersteller und Badausstatter aus dem saarländischen Mettlach mitteilte, seien die Erlöse im Vergleich zu 2023 um 58% auf 1,42 Mrd. Euro gestiegen. Der operative Gewinn (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Ebit, bereinigt um Einmaleffekte) kletterte um 10% auf knapp 98 Mill. Euro. Das berichtete Ebit brach im Jahresvergleich aber um 56% auf 38,6 Mill. Euro ein. Grund dafür sei vor allem die Finanzierung der Akquisition gewesen, sagte Finanzchef Markus Warncke laut dpa-afx.

Umsatz- und Ergebnisziel erreicht

Villeroy & Boch habe damit die Ziele für Umsatz und operatives Ebit trotz herausfordernder Marktbedingungen erreicht. Freilich war die Prognose des Konzerns für 2024 sehr vage ausgefallen: Vorstandschefin Gabi Schupp, die Anfang 2024 diese Position vom langjährigen CEO Frank Göring übernommen hatte, hatte vor einem Jahr eine deutliche Steigerung von Umsatz und operativem Ebit in Aussicht gestellt, was angesichts der Akquisition der annähernd gleich großen Ideal Standard keine wirkliche Überraschung war.

Die Akquisition von Ideal Standard war die größte in der 277-jährigen Geschichte von Villeroy & Boch. Bei Ankündigung der Transaktion im September 2023 war ein Kaufpreis von rund 430 Mill. Euro genannt worden. Dieser beruhe auf einer Unternehmensbewertung von rund 600 Mill. Euro, hieß es damals. Aus dem Geschäftsbericht für 2024 geht hervor, dass der Kaufpreis 451 Mill. Euro betrug und eine variable Komponente von 3,5 Mill. Euro – ermittelt durch ein Discounted-Cashflow-Modell – hinzukommt.

Anchorage und CVC haben verkauft

Verkäufer der Ideal-Standard-Anteile waren von der Anchorage Capital Group und von CVC Credit verwaltete Gesellschaften; auf Anchorage entfielen dabei 80%, auf CVC 20%. Villeroy & Boch hat die Transaktion nach früheren Angaben aus vorhandenen liquiden Mitteln sowie mit Fremdkapital in Höhe von rund 250 Mill. Euro finanziert. 

Die Integration von Ideal Standard habe 2024 im Mittelpunkt der Konzernaktivitäten gestanden. „Alle Annahmen hinsichtlich der komplementären Stärken in Bezug auf Produktportfolio, Kundensegmente und regionale Präsenz haben sich bestätigt und die Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns eindeutig gesteigert“, erklärte Vorstandsvorsitzende Gabi Schupp. Man sei zuversichtlich, die mit der Übernahme anvisierten 35 Mill. Euro an Synergien heben zu können.

Einer der größten Badproduktehersteller Europas

Durch die Übernahme hat der ohnehin schon größere Bereich „Bad und Wellness“ (Waschbecken, Toiletten, Badarmaturen und -möbel, Bade- und Duschwannen) zu Lasten des zweiten Bereichs „Dining & Lifestyle“ (Geschirr, Bestecke etc.) deutlich an Gewicht gewonnen. Villeroy & Boch hat nun zu den größten Badprodukteherstellern Europas – u.a. Grohe, Hansgrohe, Geberit und Roca – aufgeschlossen.

Bad & Wellness kam 2024 den Angaben zufolge auf einen Umsatz von 1,1 Mrd. Euro (+90%). Akquisitionsbereinigt wurde das Vorjahresniveau trotz der weiterhin gedämpften Entwicklung im Bausektor leicht übertroffen. Das Ebit des Bereichs habe bei 65 Mill. Euro (+14%) gelegen. Dining & Lifestyle kam auf einen stabilen Umsatz von 319 Mill. Euro und ein Ebit von 32,4 Mill. Euro (+3,2%).

Dividende nicht verdient

Das Nettoergebnis nach Anteilen Dritter brach von 60,7 Mill. auf 5,9 Mill. Euro ein. Das Ergebnis je Stammaktie fiel von 2,26 auf 0,20 Euro, je Vorzugsaktie wurden 0,25 nach 2,31 Euro verdient. Der Hauptversammlung am 9. Mai wird eine Dividende pro Stammaktie von 0,85 Euro und pro Vorzugsaktie von 0,90 Euro vorgeschlagen; die Ausschüttungen erfolgen also aus der Substanz.

Der Vorstand geht für 2025 von einem Umsatzanstieg im höheren einstelligen Prozentbereich aus; beim operativen Ebit wird eine moderate Steigerung erwartet. Von 2028 an soll das durchschnittliche Erlöswachstum bei 4% liegen, sagte Schupp laut dpa-afx.

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