Idorsia-Patron zahlt selbst
Idorsia-Patron zahlt selbst
Gründer des Medikamentenherstellers stemmt Brückenfinanzierung – Vielversprechende Projekte, aber kaum Einnahmen
dz Zürich
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Die Pharmafirma Idorsia steckt in einer unangenehmen Zwangslage. Das Unternehmen verfügt zwar über eine vielversprechende Palette an pharmazeutischen Projekten, doch diese haben dem jungen Unternehmen außer hohen Kosten noch keine nennenswerten Einnahmen verschafft.
Nun muss Patron Jean-Paul Clozel in die Privatschatulle greifen, damit die 1.300 Angestellten des Schweizer Medikamentenentwicklers ihre Juni-Löhne rechtzeitig auf dem Konto haben. Clozel ist Gründer, Hauptaktionär und CEO von Idorsia. Er stellt seinem Unternehmen bis Ende Juli 75 Mill. sfr zur Verfügung.
Verhandlungen über Verkäufe
Zu den Bedingungen der “Brückenfinanzierung” macht Idorsia in der Medienmitteilung keine Angaben. Das Darlehen soll den Abschluss einer am 6. Juni angekündigten Transaktion ermöglichen, aus der sich Idorsia einen Mittelzufluss von 400 Mill. sfr erhofft.
Idorsia verhandelt nach eigenen Angaben mit einer nicht genannten Partei über den Verkauf eigener Geschäfte in Japan und Südkorea. In Japan ist ein Idorsia-Medikament zur Vorbeugung einer speziellen Art von Hirnblutungen bereits 2022 in den Handel gelangt. Im Februar scheiterte das gleiche Medikament (Clazosentan) aber an der letzten Hürde, die für die Verkaufszulassung in den USA und in Europa nötig gewesen wäre.
Der erfolgreiche Abschluss der Verhandlungen über den Verkauf des Asiengeschäftes sei von einem zufriedenstellenden Ergebnis der laufenden Sorgfaltsprüfung (Due Diligence) und von der rechtlichen Dokumentierung abhängig, heißt es in der Medienmitteilung.
Idorsia ist dringend auf den Geldzufluss angewiesen. Per Ende März verfügte das Unternehmen noch über Barmittel von 212 Mill. sfr. Das ist weniger als die 250 Mill. sfr, die dem Unternehmen in den ersten drei Monaten des Jahres netto zur Finanzierung des Betriebes abgeflossen waren. Der Umsatz erreichte in der gleichen Periode erst 21 Mill. sfr.
Idorsia hofft, mit Hilfe eines erfolgreichen Verkaufs des Asiengeschäftes ohne Kapitalerhöhung durch das Jahr zu kommen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Firma allerdings auch die Medikamentenverkäufe steigern.
Die Hoffnungen beruhen im Moment ganz auf der Schlaftablette Quiviviq. Idorsia hat auf den weltgrößten Absatzmärkten, allen voran den USA, schon seit Monaten die Zulassung für den Verkauf dieses potenziellen Blockbusters in der Tasche.
Das Medikament genießt unter Fachärzten einen guten Ruf. Doch der kommerzielle Erfolg ist bislang ausgeblieben. Am Aktienmarkt scheinen die Investoren nicht mit einer baldigen Wende zu rechnen. Die Idorsia-Valoren haben seit Februar rund 50% ihres Wertes eingebüßt.
Investoren fürchten Verwässerung
Ausgelöst wurde der Kurseinbruch durch die unerwartet gescheiterte Clazosentan-Studie im Februar. Inzwischen belastet aber vor allem die Aussicht auf eine Kapitalerhöhung den Aktienkurs. Die Idorsia-Titel werden derzeit zu lediglich rund 8 sfr gehandelt. Auf diesem tiefen Kursniveau müsste Idorsia sehr viele Aktien ausgeben, um die nötige Finanzierung sicherzustellen. Die Investoren fürchten sich vor einer solchen Verwässerung. Am 25. Juli publiziert Idorsia die Geschäftszahlen zum Halbjahr. Clozel hofft offenbar, dass er dann mit besseren Zahlen zu Quiviviq aufwarten kann.