Im Bann der Trump-Tweets

M & A-Markt in Amerika soll 2017 profitieren - Chinesen treten auf die Bremse - Private Equity denkt um

Im Bann der Trump-Tweets

Zwar schauen Investmentbanker und Manager täglich gebannt auf die neuen Twitter-Botschaften des künftigen US-Präsidenten. Doch für Übernahmen und Fusionen wird von Donald Trump ein neuer Schub erwartet.wb Frankfurt – Aus deutscher und europäischer Sicht wird die Genehmigung der 66 Mrd. Dollar schweren Übernahme von Monsanto durch Bayer zum Lackmustest, wie es für die Zukäufe von Konzernen unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump zugehen wird. Einige Deals seien nach den Wahlen “on hold” gestellt worden, berichtete Dirk Albersmeier, der bei J.P. Morgan Co-Leiter M & A in Europa ist, auf einem Roundtable-Gespräch mit Hans-Jörg Ziegenhain, Partner für M & A von Hengeler Mueller, und Alexander Roos, globaler Leiter Corporate Development von Boston Consulting. Die per Tweet angekündigten Steuersenkungen, die avisierten Erleichterungen in der Regulierung und die in Aussicht gestellte steuereffiziente Rückführung von im Ausland liegenden Cash-Beständen würden zu einem “sehr starken” M & A-Markt jenseits des Atlantiks führen – wenn auch ein Großteil der repatriierten Barmittel in Form von Aktienkäufen genutzt würden.Zudem werde es gerade unter dem Aspekt “America first” für ausländische Konzerne immer wichtiger, sich in dem weltgrößten Markt über eine operative Stellung zu positionieren. Über einen längere Zeit betrachtet – von 2007 bis 2016 – stehen die USA mit einem Anteil von 40 % mit deutlichem Abstand vor Großbritannien (12 %) an erster Stelle der Ziele deutscher M & A-Aktivitäten. Zum Vergleich: Ganz Asien komme auf 6 %, also so viel wie Österreich und Russland zusammen, sagte Albersmeier.Im laufenden Brexit-Jahr sei das Volumen in dem ansonsten führenden Großbritannien um etwa die Hälfte eingebrochen. Der deutsche Markt mit dem dicken Brocken Bayer/Monsanto zog bislang mit 235 Mrd. Dollar auf das Niveau von 2014 an, wobei Albersmeier für die restlichen Tage des Jahres noch mit einigen Ankündigungen rechnet. Tempo wird gedrosseltIn Bezug auf China rechnen die Experten mit einem “gezielten Rückgang” aus der Volksrepublik, um die Kapitalflucht zu managen. Große Deals im Westen würden dort inzwischen sehr kritisch gesehen, zumal diese Investoren deutlich höhere Bewertungen als Bieter aus anderen Regionen gezahlt hätten. “Das Akquisitionstempo wird gedrosselt”, sagt Albersmeier, aber Chinesen, die gerade Deutschland erst spät angegangen seien, blieben nach wie vor aktiv, betont Roos. In Bezug auf Genehmigungen würden Deals mit Chinesen im Zweifel auch bei der US-Behörde CFIUS (Committee on Foreign Investment in the United States) angemeldet, um Transaktionssicherheit zu erhöhen, berichtet Ziegenhain. Im Fall Aixtron wurde offenbar versucht, unter dem Radar durchzufliegen. Ziegenhain kann sich angesichts divergierender Interessen nicht vorstellen, dass Europa gemeinsam das Außenwirtschaftsrecht verschärfen kann. Die deutschen Vorschriften seien bislang ein “no brainer”. Chinesen müssen nach seiner Beobachtung inzwischen vielfach 10 bis 20 % des Kaufpreises bei Vertragsunterzeichnung (Signing) auf westlichen Treuhandkonten hinterlegen. Verhandlungen mit Chinesen, die bisher in kaum einer M & A-Auktion fehlen, liefen neuerdings eher bilateral ab, beobachtet Albersmeier.Finanzinvestoren seien angesichts des erstmals global erreichten Volumens an “Trockenpulver” von mehr als 500 Mrd. Dollar dabei, sich neu zu orientieren. Sie gingen auch Minderheitsbeteiligungen ein und reduzierten im Niedrigzinsumfeld die Return-Erwartungen. Roos rechnet damit, dass sich im nächsten Jahr mehr Beteiligungsmöglichkeiten aus Konzernen heraus ergeben werden.