Im Bann des Drachen
Weil sich abzeichnet, dass der amerikanisch-chinesische Handelskonflikt und der damit verbundene Bann von Huawei auf absehbare Zeit bestehen bleibt, beginnt die US-Chipindustrie nach Wegen zur Umgehung des Banns zu suchen. Micron beliefert die Chinesen seit zwei Wochen wieder mit Halbleitern, die vom Exportverbot durch das US-Handelsministerium wohl nicht betroffen sind. Auch andere Halbleiterhersteller haben Schlupflöcher gefunden und die Lieferung teilweise wieder aufgenommen. Der Jubel an der Börse fiel enorm aus. Ein Zehntel legte die Micron-Aktie zu, obwohl zugleich katastrophale Quartalszahlen gezeigt wurden mit einem Umsatzrückgang um mehr als ein Drittel. Die US-Chipindustrie ist hochgradig abhängig von ihrem Chinageschäft. So gehen bei Qualcomm über 60 % der Erlöse auf das Reich der Mitte zurück. Auch bei den meisten Rivalen liegt der Anteil im derzeit noch mittleren zweistelligen Prozentbereich. Die US-Techbranche gerät eben nicht plötzlich aus dem Bann des Drachen, nur weil Donald Trump einen wütenden Tweet absetzt.scd