IM INTERVIEW: ALBERT BÜLL

"Im Geschäft ist Größe entscheidend"

Der Großaktionär des Solar- und Windparkbetreibers Capital Stage zur geplanten Übernahme von Chorus

"Im Geschäft ist Größe entscheidend"

Seit der Ankündigung des Plans zur Übernahme des Rivalen Chorus Clean Energy durch den größeren Solar- und Windparkbetreiber Capital Stage Ende Mai haben die Aktienkurse beider Gesellschaften nachgegeben. Zur heutigen Chorus-Hauptversammlung wirbt Capital-Stage-Großaktionär Albert Büll für den Zusammenschluss.- Herr Büll, wie sind Sie als Aktionär zu Capital Stage gekommen?Bei der Capital Stage bin ich seit 2007 beteiligt. Seit 2009 kauft die Gesellschaft Solarparks, ich begleite diesen Kurs seit Anfang an. Mein Anteil bzw. der Anteil der beiden Familiengesellschaften liegt zwischen 26 und 27 %.- Inwieweit wird sich der Anteil verändern im Zuge der geplanten Übernahme von Chorus?Mein Anteil wird wohl auf unter 20 % abschmelzen durch die Aktien, die hinzukommen sollen für den Tausch mit Chorus-Anteilen. Ich beabsichtige aber, meinen Anteil dann wieder auf über 20 % aufzustocken, sobald die Transaktion erfolgt ist.- Warum stocken Sie auf?Die Schwelle von 20 % hat keine wesentliche Bedeutung. Ich möchte ein Zeichen setzen, weil ich vom Potenzial der Gesellschaft überzeugt bin. Ich werde weiterhin in Capital Stage investieren.- Was reizt Sie an Capital Stage?Ich bin seit 40 Jahren als Immobilienentwickler tätig, engagiere mich aber daneben mit Beteiligungen an Unternehmen. Durch Zufall bin ich auf die Möglichkeit gestoßen, in Solarparks zu investieren. Ich halte die Investition in Solar- und auch in Windparks für eine sehr sichere Kapitalanlage. Es gibt einen interessanten stetigen Cash-flow, den man über Jahre hinweg erhält. Deshalb möchte ich gern mehr investieren in die Gesellschaft statt in Immobilien.- Das Capital-Stage-Investment dient Ihnen zur Diversifizierung von Risiken?Ja, richtig.- Wie beurteilen Sie die Aussichten von Capital Stage?Ich schätze die Perspektiven der Gesellschaft sehr positiv ein – umso positiver, sollte der Zusammenschluss mit Chorus klappen. In diesem Geschäft ist Größe entscheidend. Die Tickets, zu denen man in Zukunft sowohl im Solar- als auch im Windbereich investieren wird, werden immer größer. Also braucht man auch mehr Kapital, man braucht internationale Investoren, die in die Gesellschaft investieren.- Hat Capital Stage nach einer Übernahme von Chorus die notwendige kritische Größe?Die kritische Größe hat Capital Stage schon erreicht. Aber wir würden mit der Chorus-Übernahme einen großen Schritt machen mit der Aussicht, mittelfristig vielleicht sogar in den MDax aufzusteigen.- Warum wäre das für Capital Stage wichtig?Weil das Unternehmen dann eine größere Aufmerksamkeit bei Investoren erzeugen würde.- Im vergangenen Jahr kam Capital Stage nicht zum Zuge, zusammen mit dem Finanzinvestor Centerbridge das insolvente Windenergieunternehmen Prokon zu übernehmen. Wie groß ist der Druck, zu wachsen?Capital Stage will bei der Konsolidierung des Solar- und Windenergiemarktes eine aktive Rolle spielen und nicht warten, bis sie selbst übernommen wird.- Die Aktienkursentwicklung nach Ankündigung des Plans zur Chorus-Übernahme zeigt, dass nicht alle Anleger so überzeugt sind von den Perspektiven wie Sie.Ja, das stimmt. Hier ist sicherlich noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Aus meiner Sicht ist die Kursentwicklung aber auch stark beeinflusst durch die allgemeine Unsicherheit am Kapitalmarkt, verursacht durch die Brexit-Spekulation, die Zinsdiskussion in Amerika und die kritische Situation in Europa insgesamt. Ich erwarte für den Herbst, dass sich Capital Stage nach einem Zusammenschluss mit Chorus sehr gut entwickeln wird. Dann wird sich die Lage am Kapitalmarkt beruhigt haben, dann wird auch ein neuer US-Präsident gefunden sein.- Eine Nachbesserung des Angebots ……kommt nicht in Betracht, weil es sich hier um einen Aktientausch ohne Barkomponente handelt. Wir werden bis zum Ablauf der Tauschfrist im September 50 % plus eine Aktie an Zustimmung erreichen müssen.- Wenn Sie diese Quote nicht erreichen?Dann kommt die Transaktion nicht zustande. Ich bin aber der Auffassung, dass wir die notwendige Zustimmung erreichen werden, weil der Großaktionär bei Chorus und unsere Aktionäre bei Capital Stage – das sind etwa 40 %, die fest im Boot sitzen – sowie die Vorstände und Aufsichtsräte den Deal bereits unterstützen.- Wenn die Aktienkurse noch weiter abrutschen sollten?Das ist spekulativ. Es kann auch sein, dass sich die Aktien im nächsten Monat – nach dem EU-Referendum in Großbritannien etwa – in die andere Richtung bewegen werden. Ich kann jedem Chorus-Aktionär empfehlen, seine Anteile in Capital-Stage-Aktien zu tauschen, denn die neue Aktie, die er bekommt, ist viel besser handelbar und hat durch das Zusammengehen beider Gesellschaften mehr Chancen.- Wie beurteilen Sie die Rahmenbedingungen für regenerative Energien in den Ländern, in denen Capital Stage präsent ist?Was die Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien im wichtigen deutschen Markt angeht, mache ich mir keine Sorgen – auch nicht in Anbetracht der beschlossenen Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Der Trend weg von Energieträgern mit hohen CO2-Emissionen hin zu grünen Energien hat Bestand in Europa.- Wie wichtig ist für Capital Stage eine Verbreiterung der Erlösbasis und eine Risikodiversifizierung durch Expansion in neue Märkte?Für Capital Stage wird nach einer Übernahme von Chorus auch der Markt in Übersee interessant. Wir glauben, dass das größere Unternehmen die Stärke hat, um nach Amerika zu gehen. Wir sehen ja, dass man dort sehr stark damit befasst ist, den Solar- und Windenergiesektor auszubauen.- Wie beurteilen Sie die Eigenkapitalausstattung und die Verschuldung von Capital Stage? Gibt es Handlungsbedarf?Capital Stage verfügt über ein auskömmliches Eigenkapital. Chorus verfügt über eine noch höhere Eigenkapitalquote. Insofern würden wir uns gemeinsam verbessern. Eine Eigenkapitalerhöhung steht nicht auf der Agenda. Fremdfinanzierungen könnten bei interessanten Investitionsmöglichkeiten ein Thema sein.- Der Versicherer Gothaer hat Capital Stage Ende 2014 für Investitionen 150 Mill. Euro zur Verfügung gestellt. Die Mittel wurden ausgeschöpft. Könnte eine solche Vereinbarung wieder zum Tragen kommen?Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir genau diese Modelle weiterführen, also Versicherungsgesellschaften als Partner zu uns holen. Möglicherweise würde Partnerschaft anders ausgestaltet sein.—-Das Interview führte Carsten Steevens.