Im Schiffbau zieht die Nachfrage an
dpa-afx Hamburg – Die Krise im weltweiten Schiffbau ist nach Einschätzung eines deutschen Spitzenverbands der Branche noch nicht vorüber. “Aber wir haben eine Aufhellung in der globalen Nachfrage”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM), Reinhard Lüken, der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. “Wir haben das Katastrophenjahr 2016 hinter uns gelassen.”Im deutschen Schiffbau sei der Auftragsbestand von 17,7 Mrd. Euro 2017 im ersten Halbjahr 2018 auf fast 20 Mrd. Euro gestiegen. Der Wert der eingegangenen Bestellungen habe nach 2,3 Mrd. Euro 2017 nun Ende Juni auf 2,6 Mrd. Euro zugenommen. Die deutschen Werften seien über Jahre ausgelastet.Aus einem Konsolidierungsprozess heraus waren laut VSM hierzulande acht Werftgruppen mit über 20 Betrieben entstanden. Im internationalen Wettbewerb sind insgesamt rund 60 mittlere und größere Schiffbauer tätig mit etwa 16 700 Beschäftigten.Neben der konjunkturellen Entwicklung treiben den Verband vor allem geopolitische Herausforderungen um. “Protektionismus und Marktverzerrungen sind leider wieder Topthema”, erklärte Lüken vor dem Auftakt der weltgrößten maritimen Messe SMM in Hamburg (4. bis 7. September). “Es gibt kein krasseres Beispiel für 100-Prozent-Abschottung im Schiffbau als die USA.” Schiffe für den amerikanischen Betrieb müssten dort gebaut und von US-Reedern betrieben werden sowie unter US-Flagge mit US-Besatzung fahren. Impulse durch 3-D-DruckAuch nach China schaut der Verband weiter mit Argusaugen, obwohl es nun möglich sei, Beteiligungen an Schiffbauern von über 50 % zu erwerben. “Investitionsbarrieren wurden aufgehoben, aber das ist bei weitem nicht genug”, sagte Lüken. So sei es generell schwer, dort an Aufträge heranzukommen.Längst seien chinesische Anbieter im Markt für Fährschiffe unterwegs, was der Verband auch für den Bau von Kreuzfahrtschiffen befürchtet – beides Segmente, auf die sich deutsche Werften spezialisiert haben. Gegen einen aggressiven Verdrängungswettbewerb mit Dumpingpreisen hätten deutsche Mittelständler keine Chance, mahnte Lüken. Die Aufträge für Kreuzfahrtschiffe haben sich nach Angaben eines Experten von 2015 bis 2017 auf 19,5 Mrd. Dollar mehr als verdoppelt, wovon vor allem Europas Werften profitierten.VSM-Chef Lüken hofft auf ein positives Signal vom europäischen Freihandelsabkommen mit Japan. Für deutsche Schiffbauzulieferer sei das Land ein schwacher Auslandsmarkt mit hohen Eintrittsbarrieren gewesen. Schwelende internationale Handelskonflikte mit zusätzlichen Einfuhrzöllen sieht der Verband mit Sorge, da dies künftige Bestellungen in Deutschland beeinträchtigen könnte.Erstmals gibt es auf der SMM eine Sonderschau zum 3-D-Druck, der mit schichtweise gefertigten Bauteilen auch der Schifffahrt Impulse bringen soll. Reeder könnten benötigte Ersatzteile möglicherweise gleich im Hafen oder an Bord fertigen und einbauen lassen, was wiederum kostspielige Liegezeiten verkürzt, teilten die SMM-Veranstalter mit. In puncto Digitalisierung sieht der Branchenverband VSM die maritime Branche gut aufgestellt.