Immofinanz tritt auf die Bremse
hek Frankfurt – Der österreichische Gewerbeimmobilienkonzern Immofinanz will sich erst im Sommer auf einen Dividendenvorschlag festlegen. Mit der Veröffentlichung des Halbjahresberichts 2020 solle über die vorgeschlagene Gewinnverwendung entschieden werden, teilt das Unternehmen mit. Das Management begründet die Verzögerung mit der Corona-Pandemie, deren Auswirkungen nicht voll abschätzbar seien. Ziel sei, drei Viertel des im vergangenen Jahr erwirtschafteten operativen Gewinns (Funds from Operations) auszuschütten. Die Hauptversammlung soll am 1. Oktober stattfinden.Mit Kostensenkungen und der Verschiebung von Investitionen rüstet sich Immofinanz für die absehbaren Belastungen. Vor allem im Einzelhandelsportfolio, das 36 % der Bestandsimmobilien im Wert von 4,7 Mrd. Euro ausmacht, drohen aufgrund der Ladenschließungen in vielen europäischen Ländern Ausfälle. Im vierten Quartal 2019 brachten die Retailimmobilien Mieterlöse von 33,9 Mill. Euro.Die Mieten für März und April seien trotz gewährter Stundungen zu 54 % eingegangen (Stand 17. April), obwohl lediglich 28 % der Retail-Flächen geöffnet gewesen seien, geht aus den Präsentationsunterlagen hervor. Die Verhandlungen über “partnerschaftliche Lösungen für die Krisenmonate” mit den 20 größten Einzelhändlern, die für die Hälfte des Retail-Portfolios stehen, seien fortgeschritten. Im Bürosektor entfällt gut ein Zehntel des Portfolios auf Sektoren wie Non-Food-Einzelhandel, Tourismus, Medien/Unterhaltung und Restaurants/Cafés, die besonders stark von den Covid-19-Auswirkungen betroffen sind.Bei der Gewährung von Mietstundungen strebt Immofinanz eine Kompensation durch Verlängerung der Vertragslaufzeit, Anhebung von Umsatzmieten oder stärkere Sicherheiten an. Der Konzern hat den Angaben zufolge sämtliche Ankaufprojekte gestoppt, plant weitere Immobilienverkäufe, verschiebt Instandhaltungen, fährt die Projektentwicklung zurück und verhandelt mit Banken über weitere Tilgungsaussetzungen. Die Liquidität wird mit derzeit rund 350 Mill. Euro angegeben. Der Verschuldungsgrad (Loan to Value) lag Ende 2019 bei 43 %.Einer Wiederaufnahme der Fusionsgespräche mit dem Rivalen S Immo steht Immofinanz weiter offen gegenüber. Die beiden Unternehmen sind über wechselseitige Kapitalbeteiligungen miteinander verflochten. Zu welchem Zeitpunkt wieder Verhandlungen geführt werden könnten, sei aufgrund der Coronakrise derzeit noch nicht absehbar, sagt Vorstandsmitglied Dietmar Reindl, der nach dem Absprung von Konzernchef Oliver Schumy zusammen mit CFO Stefan Schönauer das Unternehmen leitet. Immofinanz halte sich alle Optionen im Umgang mit dem 26,5-Prozent-Paket an S Immo offen.Im vergangenen Geschäftsjahr legte das operative Ergebnis aus dem Vermietungsgeschäft um 30 % auf 137,4 Mill. Euro. Damit wurde das selbst gesteckte Ziel von mehr als 128 Mill. Euro übertroffen. Die Mieterlöse stiegen um 18 % auf 279,9 Mill. Euro, der Vermietungsgrad erhöhte sich auf den Rekordwert von 96,8 %.